20.09.2015 21:06 |

Betrug aufgeflogen

VW zum Abgasskandal: Ja, es gab Manipulationen

Es ist ein waschechter Skandal, der sich hier wie ein Abgrund auftut: Volkswagen hat in den USA an die 500.000 Diesel-Pkws so manipuliert, dass sie zwar alle Abgastests bestehen, im Alltagsbetrieb die Grenzwerte aber bis zu 40-fach überschreiten. Der Konzern hat den von Behördenseite aufgedeckten Betrug bereits zugegeben, die Folgen sind noch nicht absehbar.
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(Bild: kmm)

Dem VW-Konzern drohen Strafen in Höhe von bis zu 18 Milliarden Euro - und das nur in den USA. Doch es regen sich bereits Zweifel an der Rechtmäßigkeit der europäischen Abgastestergebnisse. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer fordert deren Überprüfung, ebenso die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die allen Herstellern seit Langem vorwirft, die Abgasmessungen beim Diesel zu schönen. Durch das Verfahren in den USA sieht sich der Verband nun bestätigt - und will vor deutschen Gerichten nun Fahrverbote für Dieselfahrzeuge erreichen.

Dem Dieselmotor an sich hat VW jedenfalls einen Bärendienst erwiesen, fristet er doch in den USA ohnehin ein Nischendasein. "Man versucht seit Jahren, die Dieseltechnologie zu etablieren in den USA - und jetzt das", sagt Experte Stefan Bratzel. Auch das Image der deutschen Autoindustrie in den USA an sich könnte Schaden nehmen. Und was die Affäre für VW-Chef Martin Winterkorn bedeutet, ist im Moment noch nicht absehbar.

Dieser hat den Fall nun zur Chefsache erklärt. Nachdem ein Specher die Manipulationen eingeräumt hatte, erklärte er: "Die Geschehnisse haben für uns im Vorstand und für mich ganz persönlich höchste Priorität." Winterkorn bedauere "zutiefst, dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben". VW habe eine externe Untersuchung beauftragt.

Es ist mehr als Feuer am Dach, denn für die Kernmarke VW läuft es auf dem US-Markt seit Jahren schlecht. Der mächtige Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte das Geschäft dort schon ohne den Skandal einst als Katastrophenveranstaltung bezeichnet.

Was genau passiert ist
Die US-Umweltschutz-Aufsichtsbehörde, die Environmental Protection Agency (EPA), hat veranlasst dass VW die 500.000 Fahrzeuge mit Dieselmotor in die Werkstätten zurückrufen muss. Deren Software sei so geschrieben, dass sie zwischen normalem Fahrbetrieb und einem Abgastest unterscheiden kann - und nur im Fall eines Tests die Abgasvorschriften eingehalten werden.

"Einfach gesagt: Diese Autos hatten ein Programm, das die Abgaskontrollen beim normalen Fahren aus- und bei Abgastests anschaltet", verdeutlichte EPA-Sprecherin Cynthia Giles. Experten der Behörde fanden heraus, dass 482.000 Vierzylinder-Dieselmodelle aus den Jahren 2012 bis 2015 die festgelegten Abgaswerte um das 40-Fache überschreiten. Der Vorwurf wiegt schwer, am Ende geht es aus Sicht des EPA um Betrug. "Solche Mittel zu benutzen, um die Klimaschutzstandards zu umgehen, ist illegal und eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit", sagte Giles.

Bis zu 18 Milliarden Dollar Strafe
"Fest steht: Es wird teuer", sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Im schlimmsten Fall drohen Strafen von bis zu 37.500 Dollar (32.800 Euro) pro Auto. Da bisher rund 482.000 Fahrzeuge betroffen sind, summieren sich die theoretisch möglichen Bußgelder auf mehr als 18 Milliarden Dollar (rund 16 Milliarden Euro) - selbst für VW enorm viel Geld. Ob es dazu am Ende wirklich kommt, ist freilich offen.

Und die anderen Hersteller?
Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte am Sonntag, es sei zu früh, er wisse viel zu wenig über den Fall, um zunächst mal beurteilen zu können, wie gerechtfertigt der Vorwurf Volkswagen gegenüber sei und "ob wir zu hundert Prozent und in jeder Betrachtungsweise davor völlig sicher sein können".

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