Früh gescheitert

Erfinder des Luftreifens war seiner Zeit voraus

Motor
05.01.2015 20:28
Gemeinhin gilt der Schotte John Dunlop als Erfinder des Luftreifens. Ein Landsmann von ihm hatte aber schon 43 Jahre zuvor eine ähnliche Idee – und war seiner Zeit weit voraus: Robert William Thomson ist trotz seines Patents auf den luftgefüllten, galvanisierten Fahrradreifen heute kaum mehr bekannt. Im Gegensatz zu Dunlop oder auch Edouard Michelin.
(Bild: kmm)

Thomson war gerade einmal 23 Jahre alt, als er am 10. Dezember 1846 in Frankreich nach mehreren Experimenten mit luftgefüllten Tierdärmen seinen pneumatischen Gummireifen vorstellte: ein elastisches Band aus Leinwand und galvanisiertem Kautschuk, ummantelt mit Leder. Bei einer Präsentation mithilfe mehrerer Kutschen im Londoner Hyde Park begeisterte der Pneu mit hohem Reise- und niedrigem Geräuschkomfort. Ein Reifensatz absolvierte sogar 120 Meilen (knapp 200 Kilometer) ohne Ermüdungserscheinungen. Trotzdem floppte die Erfindung.

Dabei haperte es zum einen am Kautschuk-Nachschub. Noch wusste man in Europa nämlich nur wenig mit dem revolutionären Material anzufangen. Erst 1844 hatte der Amerikaner Charles Goodyear das Vulkanisieren erfunden – bis dahin war Kautschuk unnütz; bei Hitze klebrig, bei Kälte spröde. Der Import nach England lief erst langsam an, die North British Rubber Company konnte Thomson nicht mit ausreichenden Mengen beliefern, die Produktion stockte.

Zudem fehlte es noch an Einsatzmöglichkeiten jenseits von Pferdefuhrwerken. Das Fahrrad etwa steckte Mitte des 19. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen. Erst Jahrzehnte später sollte es dem nächsten Gummireifen zum Durchbruch verhelfen: 1888 ließ der Dunlop einen einfachen Fahrradluftreifen patentieren, ein Jahr später fügte der Franzose den separaten, luftgefüllten Schlauch hinzu. Der weitere Verlauf der Geschichte ist bekannt: Dunlop, Michelin und auch Goodyears Namen haben überdauert – als weltberühmte Reifen-Konzerne.

Thomson hingegen ist heute zumindest außerhalb Schottlands fast vergessen. Dabei war er ausgesprochen kreativ: In der langen Liste seiner Erfindungen finden sich ein selbstfüllender Füllfederhalter, Dampfomnibusse, eine elektrische Zündvorrichtung für Sprengstoffe und eine Bandsäge. Bleibenden Nachruhm hat ihm keine davon gebracht.

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(Bild: kmm)



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