Crash von Bianchi

Lauda: “Man hätte den Unfall verhindern können”

Sport
06.10.2014 22:42
"Wer glaubt, dass die Formel 1 sicher ist, weil seit 20 Jahren nichts passiert ist, der täuscht sich gewaltig", sagt Niki Lauda, der nach dem fürchterlichen Unfall von Jules Bianchi beim Grand Prix von Japan in Suzuka im großen Interview mit der "Krone" klare Worte zum Thema Sicherheit in der "Königsklasse" findet und betont: "Wir müssen daraus die Konsequenzen ziehen."

"Krone": Niki, der Unfall von Jules Bianchi hat die Formel 1 erschüttert.
Niki Lauda: Und daraus müssen wir jetzt lernen. Wenn ein Auto abgeht, werden die doppelten gelben Flaggen geschwenkt. Da besagt die Regel, dass man das Tempo reduzieren muss, wenn's sein muss, sogar bis zum Stillstand. Für mich daher logisch: Bianchi machte einen Fehler.

"Krone": Hätte man diesen Unfall vermeiden können?
Lauda: Ja, man hätte. Wenn unter diesen Bedingungen gefahren wird, bei extrem schlechter Sicht, Regen und größter Aquaplaninggefahr, darf ein Bergekran erst dann zur Strecke kommen, wenn das Safety-Car schon auf der Piste ist und sich alle Autos bereits eingereiht haben. Aber wie gesagt, man muss jetzt die Konsequenzen aus diesem fürchterlichen Unfall ziehen und lernen.

"Krone": Start hinter dem Safety-Car, die doppelten gelben Flaggen. Alles okay, oder ist Rennleiter Charlie Whiting ein Vorwurf zu machen?
Lauda: Der Mensch hat die Tendenz zu glauben, wenn nie etwas passiert, dann wird das immer so sein. Falsch! Wenn Autos bei Höchstgeschwindigkeiten gegeneinander fahren, kann immer etwas passieren. Man hat gehandelt, so, wie man das immer gemacht hat. Da war keine falsche Entscheidung. Wenn am Start auf der rechten Seite der Bach runterrinnt und auf der linken nicht, dann musst du hinter dem Safety-Car starten. Also: Kein Vorwurf, aber wir müssen daraus lernen.

"Krone": Aber muss man nicht dem Veranstalter einen Vorwurf machen, das Rennen zur geplanten Zeit durchzuführen, obwohl man ja von Taifun und Starkregen wusste?
Lauda: Warum man nicht statt um 15 Uhr schon um 13 Uhr gestartet hat, verstehe ich nicht. Damit hätte man kein Problem mit der zunehmend schlechter werdenden Sicht gehabt. Fernsehen hin oder her, ob das Rennen in Europa um 8 oder 6 Uhr übertragen wird, ist wurscht. Die Gefahr war vorhersehbar.

"Krone": Du hast 1976 in der Regenhölle von Fuji die Eier gehabt, auszusteigen, einen WM-Titel wegzuschmeißen. Werden heute die Fahrer gefragt, ob sie fahren wollen, oder stimmt es, dass die nur ihre persönlichen Interessen in den Vordergrund stellen?
Lauda: Die Zeiten, als ich fuhr, sind leider vorbei. Die heutigen Piloten haben kein Interesse mitzusprechen, werden daher nicht gefragt. Die wollen fahren, weil sie wissen, dass sie ein gutes Auto haben, oder eben weil sie glauben, gewinnen zu können. Ob einer aussteigen will oder nicht, entscheidet er selbst.

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(Bild: KMM)



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