Hans Sigl erklärt

Wieso der Bergdoktor nie Weihnachten feiert

Kultur
07.12.2025 11:22

Hans Sigl ist bekennender Literaturfan. Vor dem Start der neuen „Bergdoktor“-Staffel im Jänner gastiert der beliebte Schauspieler im Wiener Konzerthaus – und liest besinnlich-humorvolle Texte von Rilke bis Wilde. Ein Gespräch über das Schwimmen in Büchern und die Nostalgie von weißen Weihnachten.

In den Straßen strahlt die Weihnachtsdeko, Lichterketten glänzen um die Wette mit Glaskugeln und Schneeflocken: Es blinkt und glitzert wieder an jeder Ecke. Ganz so beschaulich wie ihr Name ist die „stille Zeit“ schon längst nicht mehr. Schauspieler Hans Sigl hat das nachdenklich gemacht – und zu einem ganz besonderen Programm inspiriert. Am 9. Dezember lädt er zu „Weiße Weihnacht – eine literarische Schlittenfahrt“ ins Wiener Konzerthaus. Ein Gespräch über den Trost der Literatur, das Fest der Liebe – und wie der Bergdoktor es wohl feiern würde.

„Krone“: Was haben Sie vor bei Ihrer „literarischen Schlittenfahrt“?
Hans Sigl: Weihnachten wird ja so hoch gejazzt. Das verursacht Stress, an dem wir eigentlich selbst Schuld sind. Dieser Abend ist ein Entspannungsmoment vor dem großen Fest. Ich werde Texte lesen – Geschichten aus dem klassischen Repertoire, aber auch neue KI-Texte. Sie alle sollen mit einem Augenzwinkern sagen: Es ist Weihnachten, aber es ist nicht so schlimm, wie man jedes Mal denkt! Danach kann man ganz entspannt und in Ruhe das Fest der Liebe begehen. Es ist also ein besinnlicher Moment innerhalb einer sehr hektisch gewordenen Zeit.

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Weihnachten und KI? Es gibt ganze Bücher, wo der Osterhase, der Nikolaus und das Christkind gemeinsam Abenteuer erleben und Geschenke suchen müssen.

Hans Sigl

Was hat die Künstliche Intelligenz über Weihnachten zu sagen?
Sehr Lustiges! Da gibt es ganze Bücher zum Thema – wo dann der Osterhase, der Nikolaus und das Christkind gemeinsam Abenteuer erleben und Geschenke suchen müssen. Es gibt mir den dramaturgischen Bogen von klassischen Weihnachtsmärchen bis hin zur Moderne. Und irgendwo da drin ist das Fest der Liebe versteckt.

Was bedeutet Ihnen Weihnachten?
Es ist so etwas wie eine Jahresendfeier. Mit der Familie zur Ruhe kommen. Das Büro ist geschlossen. Es liegt ein schönes Jahr hinter mir. Ich freue mich drauf, wenn die ganze Familie am 24. zum Raclette-Essen da ist. Dazwischen gibt es ein paar kleine Geschenke. Und wir haben Zeit miteinander. Dann ist Handy aus und dann ist Ruhe.

Termine

  • Unter dem Titel „Weiße Weihnacht“ lädt Literaturliebhaber Hans Sigl am 9. Dezember ins Wiener Konzerthaus zu einer „Literarischen Schlittenfahrt“. Ab 20 Uhr liest er dabei im Großen Saal weihnachtliche Texte. Musikalisch begleitet wird er vom Wiener KinderChor und von Pianistin Katharina Königsfeld.
  • Die 19. Staffel von „Der Bergdoktor“ mit Hans Sigl als Landarzt Martin Gruber startet im ORF am 2. Jänner 2026 um 20.15 Uhr. 

Wann hatten Sie das letzte Mal eine weiße Weihnacht?
Das ist gar nicht so lange her, vielleicht vor zwei, drei Jahren. In dem Gedanken steckt natürlich auch eine Portion Nostalgie – aber die ist natürlich ein schönes Schmiermittel für weihnachtliche Gedanken.

Sie stehen viel vor der Kamera, haben als „Bergdoktor“ eine große Fangemeinde. Was hat Sie an diesem sehr literarischen Format gereizt?
Dieses etwas aus der Mode gekommene Lesungsformat möchte ich nutzen, um mit dem Publikum in Kontakt zu kommen. Nach einem Jahr auf Achse, in der Hektik beim Drehen war das ein schöner Anlass, einmal eine entspannte Stimmung miteinander zu erleben. Da hat sich Weihnachten eben angeboten.

Beim „Bergdoktor“ hat es in all den Staffeln noch keine Weihnachtsfolge gegeben, oder?
Ich hätte das gerne einmal gehabt. Aber es ist schwierig mit dem Ausstrahlungstermin. Die neue Staffel startet ja immer im Jänner. Und da will man nicht unbedingt zurückschauen auf Weihnachten, das wäre ein bisschen zu süßlich. Also, es gab Gründe. Aber es gab tatsächlich keine Weihnachtsfolge. Schade eigentlich.

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Man kann in einem Buch so lange herumschwimmen, wie man will. Man ist enthoben von diesem Stress, etwas schnell erledigen zu müssen!

Hans Sigl

Wie würde Ihre Serienfamilie, die Grubers, Weihnachten feiern?
Na ja, wie man sie so kennt. Man glaubt, es ist alles in Ordnung. Dann passiert wieder irgendwas. Der Gruber erhält einen Einsatz, denn auch an Weihnachten sind natürlich die Rettungskräfte, die Ärzte, gefordert. Da wäre wahrscheinlich auch ein Medizinfall zu sehen. Aber abgesehen davon wäre es wahrscheinlich ziemlich klassisch, mit schön festlich geschmücktem Baum und allem, was dazu gehört.

Der Bergdoktor liest Weihnachtstexte: Wie geht es Ihnen mit dieser Kurzfassung des Programms?
Es wäre viel erstaunlicher, wenn das Publikum diesen Konnex nicht hätte nach 19 Jahren! Der eine ist der Tatortkommissar, der andere muss der Bergdoktor sein. Das gehört irgendwie dazu. Auch das Publikum nimmt das mit einem gewissen Schmunzeln – so wie ich.

Sie selbst bezeichnen Dr. Martin Gruber mittlerweile als Familienmitglied, als einen Freund. Wie geht es Ihnen miteinander?
Den Dr. Gruber spiele ich einfach schon relativ ausgiebig und lange. Und ich kenne ihn sehr gut. Ich kann mir nachts um drei ein Drehbuch hinlegen, und ich wüsste, wie ich es spiele.

Ist es dann schwierig, sich bei so einem literarischen Abend zu emanzipieren von dieser Rolle?
Überhaupt nicht! Wenn ich auf die Bühne komme, sage ich, guten Abend, stelle mich vor und spiele dann damit. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich bin kein Arzt. Dann wird gelacht. Wenn was ist, ich kann aber als Ersthelfer unterstützen. Es macht Spaß, das ein bisschen spielerisch aufzulösen.

Sie bezeichnen sich als Literaturliebhaber. Was nehmen Sie aus Büchern mit?
Das Tolle ist, dass beim Lesen Zeit einfach keine Rolle spielt. Wenn man ein Buch zur Hand nimmt, dann hat man maximal ein Kapitel, aber es läuft kein Zeitbalken mit – also ganz anders als im Film oder Fernsehen. Man kann in einem Buch, in einem Text so lange herumschwimmen, wie man will. Und das ist das Schöne daran, dass man enthoben ist von diesem Stress, etwas schnell erledigen zu müssen.

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Wenn Besucher ein bisschen ausatmen und ein kleines weihnachtliches Lächeln mit nach Hause nehmen, dann habe ich schon viel erreicht.

Hans Sigl

Haben wir das ein bisschen verlernt? Dieses Eintauchen in ein Jenseits des Zeitbalkens?
Ja, ich glaube, das hat man verlernt. Die Aufmerksamkeitsspanne wird kürzer. In den sozialen Medien ist alles auf 30 Sekunden optimiert. Es muss alles leicht konsumierbar sein, bloß keine Anstrengungen machen. Aber dass man sich die Zeit nimmt, das haben Viele verlernt.

Was möchten Sie Besuchern Ihres Weihnachtsabends mitgeben?
Menschen kommen mit einem wahnsinnigen Stress. Es ist einfach so. Zu Weihnachtszeit werden mehr Psychopharmaka verkauft als unter dem Jahr. Das alleine zeigt schon, dass die Menschen da einen erhöhten Stresslevel haben. Wenn Besucher einfach ein bisschen runterkommen, ein bisschen ausatmen und ein kleines weihnachtliches Lächeln mit nach Hause nehmen und sagen, man kann es ein bisschen mit mehr Ruhe angehen, dann habe ich schon viel erreicht.

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