Komponist Martina Eisenreich und Regisseur Axel Rainisch verbindet seit 15 Jahren eine „große Arbeitsliebe“. Im Auftrag der Volksoper haben sie zusammen eine neue Märchenoperette geschrieben. Uraufführung von „Aschenbrödels Traum“ ist am Samstag, 29. November. Ein Besuch bei den Proben.
Am Anfang war die Liebe zu Johann Strauss. „Wir sind verliebt in das Phänomen, in diese Ikone. Diese Musik ist wie ein Duft aus der Kindheit, man spürt sofort den Opernball. Es braucht ganz wenig, um sofort in diese Welt einzutauchen.“ Komponistin Martina Eisenreich gerät beim Interview am Rande der Proben ins Schwärmen. Den Auftrag der Volksoper Wien, im Strauss-Jahr eine neue Operette zu schreiben, hat sie also mit viel Freude angenommen. Auch aus biografischer Verbundenheit, erzählt die Musikerin mit eigenem Ensemble: „Wir sind beide Showrunner an der Geige!“
„Eine große Arbeitsliebe“
Ebenfalls am Anfang stand ein Fragment, an dem Strauss 1899 kurz vor seinem Tod arbeitete – ein „Aschenbrödel“-Ballett. Der Stoff dahinter ist der inhaltliche Ausgangspunkt für die neu entstandene Märchenoperette. Entstanden ist sie gemeinsam mit dem Librettisten Axel Rainisch. Das Kreativteam verbindet seit 15 Jahren „eine große Arbeitsliebe“, die sie bisher vor allem im Film ausgelebt haben. Jetzt gemeinsam ein neues Bühnenwerk zu erarbeiten, erfüllt einen „gigantischen Wunsch“ der beiden.
Goldener „Schani“ und singende Säge
Das Stück, zu dem Eisenreich und Rainisch sich inspirieren haben lassen, ist „ein heutiges Aschenbrödel“. Da dürfen die Stiefschwestern nicht fehlen, es gibt aber auch einen coolen Fußballprinzen, ein altes Libretto auf dem Dachboden samt darin schlummernder Fantasiewelt. Der Geist des goldenen „Schani“ aus dem Stadtpark in Wien schaut vorbei, eine singende Säge ist das verbindende musikalische Element der verschiedenen Welten, auch wenn mitunter die Zeitebenen durcheinander purzeln. Dass es ein Happy-End gibt, versteht sich fast von selbst: „Natürlich! Wir machen schließlich Operette!“
Alles aufzugreifen, was es bisher schon gegeben hat – so beschreibt Martina Eisenreich ihre Vorstellung von zeitgenössischem Komponieren: „Musik von heute bedeutet, dass wir alles einbeziehen, was wir kennen. Ja, dass man es sogar einbeziehen muss.“ Welche Rolle spielt dabei die Musik von Strauss? „Wie wenn eine große Johann Strauß-Farbbombe explodiert“, skizziert Rainisch die Partitur, „überall funkeln diese Strauss-Farbpartikel“.
Heiteres Musiktheater
Auch Regisseur Rainisch hat eine ganz persönliche Beziehung zum großen Operetten-König: „Meine liebe Oma war der größte Strauss-Fan, hat ihr Leben lang Walzer getanzt. Bis wenige Stunden vor ihrem Tod haben wir zusammen seine Musik gehört.“ Dieses Lebensbejahende und den Schwung dieser Musik, will Rainisch auch den Besuchern mitgeben: „Ich mag das Genre des heiteren Musiktheaters. Ich habe die Hoffnung, dass Menschen mit mehr Energie herausgehen als sie gekommen sind.“
Aufregend, schmerzvoll, glücklich machend
Eine neue Operette zu schreiben und im Rahmen der Uraufführung bis auf die Bühne zu begleiten, vergleicht Axel Rainisch mit einer Geburt – aufregend, schmerzvoll, glücklich machend. Bis zuletzt haben die beiden mit den Musikern und Darstellern an den Nummern gefeilt, gestrichen und umgestellt.
Eine spannende Erfahrung auch für Komponistin: „Wir sind in einer ganz lustigen Position, denn wir beide wären eigentlich ja schon tot – zumindest in einer herkömmlichen Operettenproduktion. Doch wir sind lebendig und dürfen dabei sein, wie das alles entsteht und zum Leben erwacht.“

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