Wien hat nun eine „queere“ Senioren-Wohngemeinschaft, mit Günter Tolar als wortgewaltigem Bannerträger gegen Vorurteile. Die TV-Legende sieht damit „einen langjährigen Wunsch erfüllt“. Punkten kann die „WG Vielfalt“ nicht zuletzt mit sozialen Preisen trotz Traumlage.
Günter Tolar sieht sich am Ziel: Schon vor Jahren wollte die TV-Legende eine Wohngemeinschaft für „queere“ Senioren schaffen – und stieß fast überall auf taube Ohren. Einer der wenigen, der helfen wollte, war der einstige Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ). Dass die Volkshilfe Wien den Traum nun im Rudolf-Hundstorfer-Hof in Mariahilf wahr werden lässt, sieht Tolar als Kreis, der sich schließt – und als Zeichen, dass „sich das Leben für homosexuelle Menschen langsam glättet“.
„Ich komme aus einer Zeit, in der ich verboten war“
Homosexuelle Seniorinnen und Senioren sind oft noch einsamer als andere, meist aus lebenslanger verinnerlichter Diskriminierung. Tolar kann es nachvollziehen: „Ich komme aus einer Zeit, in der ich verboten war.“ Bis 1971 war Homosexualität in Österreich ein Strafdelikt. Tolar erzählt, dass ihm auch danach während seiner Karriere oft genug deutlich gemacht wurde, dass Offenheit dazu nicht erwünscht sei. Er seufzt: „Man sucht sich‘s ja nicht aus.“
„Endlich gemeinsam daheim statt allein“
„Egal, wie wir leben – älter werden wir alle“, begründet Mariahilf-Vizebezirksvorsteherin Julia Lessacher (SPÖ) die Schaffung der WG zusätzlich zu zwei in Wien schon bestehenden Volkshilfe-WGs für Senioren. Sechs Zimmer gibt es in der schmucken und zugleich barrierefreien „WG Vielfalt“ mit großzügiger Terrasse, und schon zwei alleinstehende Frauen und einen Mann als Interessenten – kein Wunder bei Alles-inklusive-Kosten von 780 Euro im Monat, Assistenzleistung inklusive.
Volkshilfe-Wien-Chefin Tanja Wehsely will Mut zum Schritt in eine neue Umgebung im fortgeschrittenen Alter machen, um sich „sowieso willkommen zu fühlen – aber dann noch in so einer Wohnatmosphäre!“ Auch Tolar will zum Schritt „raus aus dem Versteck“ ermuntern, und zaubert – auch mit 86 Jahren noch der kreative Gestalter, der er immer war – auch gleich einen Slogan dafür aus dem Hut: „Endlich gemeinsam daheim statt allein“.
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