Im Schönbrunner Stöckl kümmert sich Matossian nicht nur um die Gäste, sondern auch um die Deko. Dafür kommt er um 4 Uhr früh ins Lokal. Im Keller hat er die Kisten nach Themen geordnet.
„Krone“: Herr Matossian, war es immer Ihr Berufswunsch, Kellner bzw. Gastronomiefachmann zu werden?
Karen Matossian: Ich wollte eigentlich Botaniker werden. Im Jahr 1990 kam ich aus dem Libanon zum Studieren nach Wien. Es hat lange gedauert, bis alle wichtigen Dokumente geschickt und übersetzt wurden. In der Zwischenzeit habe ich im Hotel Intercontinental zu kellnern begonnen, dann gab es das Angebot vom AMS einen Intensivkurs zum Restaurantfachmann zu machen. Das habe ich getan und bin dabei geblieben.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf?
Die Action, es gibt nie Routine, immer etwas Neues – neue Gäste, neue Getränke, neue Speisen. Für mich ist es auch wie im Theater auf der Bühne zu stehen. Man spielt immer einen anderen Charakter.
Wie meinen Sie das?
Man muss sich auf den jeweiligen Gast einstellen. Als Gast erwartet man sich etwas und ich möchte, dass jeder von ihnen glücklich nachhause geht. Natürlich gibt es auch die Grantler, aber die sehe ich als Sport, als Herausforderung.
Und knacken Sie die Grantler immer?
Oft. Aber wenn ich merke, dass alle Bemühungen nichts bringen, gebe ich auf und schicke einen Kollegen. Vielleicht passen die besser zusammen.
Welche Beschwerden von Gästen ärgern Sie?
Wenn sie unfair sind. Etwa, wenn ein Gast sich über das Schnitzel beschwert, ich aber schon 20 davor verkauft habe und es nur Lob gegeben hat. Oder, dass im Kalbsgulasch der Majoran fehlt. Da gehört aber keiner hinein. Ich ärgere mich dann ein paar Minuten lang und danach geht es weiter. Mit der Zeit lernt man aber, damit umzugehen.
Gibt es auch Komplimente von Gästen?
Oh ja. Etwa, dass sie noch nie so einen freundlichen Kellner hatten oder ich immer lächle. Selbst merke ich das gar nicht, das ist einfach meine Natur. Selbst den russischen Gästen, die tendenziell schwieriger sind, entlocke ich ein freundliches Dankeschön.
Sind die Gäste anspruchsvoller geworden?
Etwas. Vor allem die jüngere Generation, die sind weniger geduldig, frecher.
Wie sieht es mit dem Trinkgeld aus?
Ich sage mal so: Wenn man gute Arbeit leistet, wird man zu 90 Prozent belohnt.
Bereuen Sie es, nicht Botaniker geworden zu sein?
Nein, zu Hause habe ich meinen eigenen Dschungel. Auch hier im Lokal und Garten kümmere ich mich um die Pflanzen.
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