Mensch von nebenan

Influencerin: „Integration ist kein Verlust“

Wien
07.07.2025 06:00

Als Kind ist Kereshma Mangal (26) mit ihrer Familie aus Afghanistan geflohen. Nach ihrem abgeschlossenen Studium hat sie sich für eine Social-Media-Karriere entschieden. Mit Erfolg!

„Krone“: Frau Mangal, würden Sie sich selbst als Influencerin bezeichnen?
Kereshma Mangal: Das ist für mich nicht ganz einfach. Der Begriff wird oft unterschiedlich verstanden und manchmal unterschätzt. Für mich ist es viel mehr als Reichweite oder Likes. Ich liebe es, besondere Momente in Videos und Fotos festzuhalten. Meine Eltern sind aus Afghanistan geflohen, und ich habe kaum Bilder aus meiner Kindheit. Deshalb möchte ich Erinnerungen schaffen – für mich selbst und vielleicht auch für andere.

Wie war die erste Zeit in Österreich?
Es war für die Familie ein großer Schritt. Für meine Eltern war alles ungewohnt: Die Sprache, die Kultur, das soziale Miteinander. Sie kamen aus einem Leben geprägt von Angst, Einschränkungen und Unterdrückung, vor allem für Frauen. Die kleine Gemeinde, die unser erstes Zuhause war, unterstützte uns beim Spracherwerb, vermittelte Traditionen und Werte. Je mehr meine Eltern verstanden, desto mehr konnten sie Altes loslassen. Mein Vater wurde ein echter Befürworter von Frauenrechten. Wir haben gelernt, dass Integration kein Verlust, sondern ein Gewinn ist. Für alle Seiten. Heute blicke ich mit Stolz auf meine Geschwister und mich. Wir haben alle studiert, sind gut integriert.

War eine Social-Media-Karriere immer Ihr Wunsch?
Ich bin erst den klassischen Weg gegangen: Matura, Studium, Arbeit als Trainerin in Mathematik und Psychologie. Dann kam eine schwere Zeit: Ein Polyp mit zwei Notoperationen. Im Krankenhaus begann ich, Inhalte zu posten – ohne großen Plan. Die Resonanz war überraschend positiv. Kurz darauf ist mein Vater verstorben. Das hat mich sehr getroffen und ich habe beschlossen, zu tun, was mich erfüllt. Heute habe ich meine eigene Firma, arbeite als Marketingmanagerin und betreue verschiedene Kanäle.

Influencer werden oft belächelt. Ist das fair?
Es ist wichtig, alle Berufe zu respektieren und die Herausforderungen anzuerkennen, die jeder mit sich bringt. Natürlich ist dieser Beruf nicht vergleichbar mit Berufen wie Ärztinnen, Lehrern, Pflegekräften oder anderen systemrelevanten Jobs, die oft körperlich und emotional sehr herausfordernd sind. Dennoch leisten wir auch echte Arbeit, es steckt viel Aufwand, Planung und Disziplin dahinter.

Welche Eigenschaften braucht man dafür?
Man muss authentisch bleiben, darf sich nicht verstellen. Geduld und Durchhaltevermögen sind entscheidend, Erfolg braucht Zeit. Und Leidenschaft für das, was man tut.

Was ist Ihre wichtigste Eigenschaft?
Ich gebe nicht auf. Auch, wenn es mal schwierig wird.

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