Der Fussball und seine Laster. Wie es ist, in den Strudel einer Abhängigkeit zu geraten, weiß Helge Hohl aus leidiger Erfahrung. Die möchte der frühere Trainer des deutschen Ex-Bundesligisten Alemannia Aachen nun weitergeben. Als mahnendes Beispiel...
Teufel Spielsucht! Der Mann ist 34 Jahre jung. Und sein halbes Leben hat er schon verzockt. „Es begann mit 17 Jahren vermeintlich harmlos mit Poker, mündete im Casino-Roulette und Online-Sportwetten und endete mit Risiko-Dingern an der Börse. Alles in allem sind es 300 000 Euro, die weg sind. Und schlimmer noch: „Ich habe meine Familie verloren“, gesteht der Fußballcoach der „Krone“.
Seine Frau, die Mutter seiner geliebten Kinder, konnte ihm nicht mehr glauben, dass es aufhören würde. Impulsive Ausraster, ewige Unverbindlichkeiten und das permanente Denken an das nächste Spiel ließen keinen Ausweg mehr zu: „Sie hat mich rausgeworfen.“
Teufel Spielsucht: Casino-Sperren halfen nichts
In den sozialen Netzwerken outete sich der frühere Coach des deutschen Ex-Bundesligisten Alemannia Aachen (wo er 2022-2023 in der Regionalliga an der Seitenlinie stand) jetzt, machte seine stationäre Therapie und den Plan einer Selbsthilfegruppe öffentlich.
1000 Euro auf ein einzelnes Spiel – und auf Pump bei den Jungs
Wenn man mit ihm spricht, merkt man, dass er aus Selbstschutz handelt: „Um andere davor abzuschrecken, mir wieder Geld zu leihen. Es geht jetzt um meine Familie und meine Gesundheit. Das Geld bekomme ich nicht wieder. Ich weiß nicht, wie Vererblichkeit eine Rolle spielt, doch ich komme sicher aus einer Suchtfamilie. Aber das darf keine Entschuldigung sein.“
Höhen und Glückssträhnen waren naturgemäß die Ausnahme, die Tiefpunkte nahmen bald kein Ende mehr. Hatte er sich in Deutschland den Zutritt zu den Casinos sperren lassen, ging es kurz darauf eben über die Grenze nach Falkenburg, Holland. Und von da aus nach Belgien. Hauptsache, die Kugel rollte.
Und im Sport? Zwar beteuert Hohl, sein Insiderwissen im Fußball nie für das Wetten eingesetzt zu haben („Dafür bin ich im Sport zu ehrgeizig“), doch er bekennt schonungslos, dass er kein Limit mehr kannte, 1000 Euro auf ein einzelnes Spiel riskierte und auch hier nach Alibi-Selbstsperren Kumpels um Kohle für die Einsätze anschnorrte.
Ein Ermittlungsverfahren wegen vermeintlicher Geldwäsche war die Folge und brachte ihn erst zur Besinnung, denn er musste seine Spielsucht den perplexen Beamten offenbaren: „Ich war an einem Punkt, an dem mir alles egal war und es nur noch ums Spielen ging. Am Ende habe ich 40.000 Euro an der Börse an einem einzigen Tag verzockt.“
Apropos Vorbildfunktion. Fassungslos sieht er jetzt die Werbespots von Prominenten für Glücksspiel: „Sowas darf nicht sein. Die Promis, die das Glücksspiel bewerben, nehmen den Ruin von Tausenden in Kauf. Es ist eine Sucht, die nicht bagatellisiert gehört.“
Allein damit ist er sicher nicht: „Unter Fußballern ist Spielsucht ein Problem und Thema, weil die Jungs so viel Freizeit und Druck haben. Aber ich wage keine Prozentzahl zu schätzen, die das betrifft.“
Dem Teufel Spielsucht will Hohl jetzt von der Schippe gesprungen sein und abgeschworen haben. Es bleibt ihm zu wünschen, dass er diese Wette gewinnt. Und andere dazu herausfordert, seinem mutigen Beispiel zu folgen.
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