Missbrauchshölle

Giuffre dachte, sie „würde als Sexsklavin sterben“

Royals
20.10.2025 11:17

Virginia Giuffre beschreibt in ihrem posthum veröffentlichten Buch eine Welt der Gewalt, Erniedrigung und Angst. Sie habe befürchtet, „in den Händen von Jeffrey Epstein und seinem Kreis als Sexsklavin zu sterben“. 

Das berichtet die BBC, der das vollständige Manuskript des Werks „Nobody’s Girl“ vorliegt – noch vor der geplanten Veröffentlichung in dieser Woche.

Giuffre, eine der zentralen Anklägerinnen im Fall des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, starb vor rund sechs Monaten durch Suizid. In ihrem Buch schildert sie detailliert den Missbrauch, den sie in den 2000er-Jahren durch Epstein und dessen Vertrauter Ghislaine Maxwell erlitten haben will. Unter anderem soll sie dem britischen Prinzen Andrew für sexuelle Handlungen zugeführt worden sein, wie Giuffre in ihrem Buch behauptet.

Drei Begegnungen mit Andrew
Laut den Auszügen, die der BBC vorliegen, erinnert sich Giuffre an ein erstes Treffen mit Andrew im März 2001. Maxwell habe sie an diesem Tag geweckt und angekündigt, sie werde einen „besonderen Mann“ kennenlernen – „wie Cinderella ihren Prinzen“. Später am Abend habe sie Andrew in einem Londoner Nachtclub getroffen. Auf der Rückfahrt soll Maxwell ihr befohlen haben, „für ihn zu tun, was du für Jeffrey tust“.

Giuffre schreibt, der Prinz habe sich freundlich, aber „überheblich, fast berechtigt“ verhalten – als sei Sex mit ihr sein Geburtsrecht. Nach der Begegnung habe Maxwell ihr mitgeteilt: „Der Prinz hatte Spaß. Du hast dich gut geschlagen.“

Prinz Andrew auf einem Foto mit der 17-jährigen Virginia Giuffre und Ghislaine Maxwell
Prinz Andrew auf einem Foto mit der 17-jährigen Virginia Giuffre und Ghislaine Maxwell(Bild: APA/AFP/US District Court - Southern District of New York (SDNY)/Handout)

Später beschreibt Giuffre weitere Treffen in Epsteins New Yorker Stadthaus und auf dessen Privatinsel in der Karibik. Bei einer dieser Begegnungen habe es sich um eine „Orgie“ gehandelt, an der mehrere junge Frauen teilgenommen hätten, einige davon offenbar minderjährig.

„Epstein, Andy und ungefähr acht andere Mädchen – viele sprachen kaum Englisch“, schreibt Giuffre. Epstein habe das als Vorteil bezeichnet, weil „solche Mädchen am einfachsten zu handhaben“ seien. 

„Ich betete, bewusstlos zu werden“
Weite Teile des Buchs schildern auch sadistische Praktiken, denen Giuffre ausgesetzt gewesen sein will. Epstein habe sie zu gewaltsamen sexuellen Handlungen gezwungen, bei denen sie „so viel Schmerz empfand, dass sie betete, bewusstlos zu werden“.

In einem der erschütterndsten Abschnitte heißt es: „Ich war überzeugt, dass ich sterben würde – als Sexsklavin.“

Giuffre beschreibt auch, wie Epstein und Maxwell sie angewiesen hätten, „möglichst kindlich“ auszusehen. Ihre Essstörung sei nicht nur geduldet, sondern gezielt gefördert worden. 

Besonders heikel für das britische Königshaus sind Giuffres Darstellungen über ihre Begegnungen mit Prinz Andrew, was am Freitag dazu geführt hat, dass er seinen Duke-of-York-Titel niedergelegt hat. Zu wenig für Giuffres Familie, diese fordert den Entzug des Prinzentitels.

Parlament müsste handeln
Als drittältestes Kind von Queen Elizabeth II. (1926-2022) ist Andrew aber per Geburt 1960 automatisch zum Prinzen geworden. Ändern ließe sich dieser Status nur durch die Ausstellung eines besonderen rechtlichen Dokuments, eines Letters Patent, durch den König und das britische Parlament. Britischen Medien zufolge wollte der Monarch das Parlament aber nicht mit dieser Entscheidung befassen, um nicht Ressourcen für wichtigere politische Entscheidungen zu blockieren.

Der Druck auf das Königshaus wächst im Augenblick jedenfalls – auch, weil die Öffentlichkeit endlich volle Transparenz verlangt. Bis heute ist unklar, woher die Millionen stammen, mit denen Andrew 2022 den Zivilprozess gegen Giuffre beilegte. Ihre Klage endete damals in einem außergerichtlichen Vergleich, dessen genaue Höhe nie bestätigt wurde.

Jeffrey Epstein
Jeffrey Epstein(Bild: AFP/HANDOUT)

Polizei hat Ermittlungen aufgenommen
Am Wochenende wurde zudem bekannt, dass Prinz Andrew laut Medienberichten seinen von der Polizei gestellten – also vom Staat bezahlten – Leibwächter gebeten haben soll, persönliche Nachforschungen über Virginia Giuffre anzustellen – angeblich, um belastendes Material gegen sie zu finden. Nach Angaben der BBC geht die Londoner Polizei diesen Vorwürfen inzwischen aktiv nach.

Ein Palastsprecher sagte der BBC zufolge, man rechne mit „mehr Tagen des Schmerzes“ für die Monarchie. Zugleich betonte eine Quelle aus dem Umfeld des Hofes, es gebe derzeit „keine Pläne“, Andrew seinen Prinzentitel zu entziehen. 

Epstein war 2008 in Florida wegen Förderung der Prostitution Minderjähriger verurteilt worden. 2019 starb er in Untersuchungshaft unter bis heute umstrittenen Umständen. Maxwell sitzt seit 2021 in den USA eine 20-jährige Haftstrafe wegen Menschenhandels ab.

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