Jetzt erwischt es auch die 430.000 Beschäftigten im Handel! Nach den Mini-Abschlüssen in der Metallindustrie und im öffentlichen Dienst steht nun fest: Auch den Angestellten in den Geschäften, an der Kasse und im Lager droht ab Jänner 2026 ein Gehaltsplus, das kaum die explodierenden Preise ausgleicht. Die hohe Inflation lässt alle bisherigen Pläne platzen – der Deal von vor einem Jahr ist hinfällig!
Dabei schien im Herbst 2024 in einem Zweijahres-Abschluss alles so schön geregelt. Perfekt durchkalkuliert. Doch die kalte Realität holt die Branche ein. Mit den am heutigen Freitag veröffentlichten finalen September-Inflationsdaten liegt die rollierende Inflation der letzten zwölf Monate bei über drei Prozent. Diese Grenze war die Voraussetzung für ein ursprünglich vereinbartes Gehaltsplus ab 2026 in derselben Höhe. Doch jetzt ist alles offen! Und was folgt? Ein erbitterter Kampf um jeden einzelnen Prozentpunkt, bei dem es um jeden Cent geht.
Bis zu einer rollierenden Inflation von 2,3 Prozent wären die Gehälter um 0,5 Prozent über der Inflationsrate angehoben worden. Bei einer Jahresinflation von 2,4 und 2,5 Prozent wären 0,4 Prozent aufgeschlagen worden. Bei 2,6 Prozent Teuerung hätte das Plus dann 0,3 Prozent betragen, bei 2,7 Prozent waren nur noch 0,2 Prozent über der Inflation vorgesehen und bei 2,8 Prozent lediglich 0,1 Prozent. Bei 2,9 Prozent Inflation wäre nur die Inflation abgegolten worden. Für einen rollierenden Verbraucherpreisanstieg von drei Prozent oder mehr hatten die Sozialpartner Neuverhandlungen vereinbart.
„Die wirtschaftliche Situation der Branche ist sehr schwierig“
In der einen Ecke des Rings: Rainer Trefelik, der höfliche, aber harte Verhandler der Wirtschaftskammer. Sein Ziel ist klar: ein Gehaltsabschluss deutlich unter der Teuerung und auch deutlich unter den im Vorjahr eigentlich ausgemachten 2,9 Prozent. Seine Begründung: „Die Parameter haben sich verändert.“ Die einst erhoffte Konjunkturbelebung ist ausgeblieben! Statt Wachstum herrsche Stagnation, und die Konsumzurückhaltung der Kunden treffe die Händler mit voller Wucht: „Im September stieg die Zahl der Arbeitslosen im Handel um circa zehn Prozent an. Die wirtschaftliche Situation der Branche ist sehr schwierig.“
Sein Appell: „Wir müssen endlich diese Inflationsdynamik bremsen.“ Schließlich seien die Gehälter schon in den vergangenen drei Jahren um rund 20 Prozent gestiegen. Diese Kosten müssen die Händler weitergeben. Doch die Kunden bestellen dann vermehrt bei der Billigkonkurrenz im Internet. Trefelik: „Die Millionen chinesischen Pakete tun weh.“
Gewerkschaft: Schon die letzten Erhöhungen lagen unter Inflation
In der anderen Ecke des Rings sitzt GPA-Chefverhandler Mario Ferrari, die Stimme der Beschäftigten. Der Gewerkschafter will sich diesen drohenden extremen Reallohnverlust nicht bieten lassen. Seine Argumente: Die KV-Erhöhungen im Handel lagen bereits in den vergangenen zwei Jahren jeweils unter der Inflation. Die Beschäftigten haben also bereits Kaufkraft verloren. Viele müssten mit ohnehin schon niedrigen Einkommen auskommen, oft in Teilzeit. Ferrari: „90 Prozent der Teilzeitangestellten im Handel sind Frauen.“
Außerdem sieht Ferrari im Handel, anders als in der Metallindustrie, einen Aufwärtstrend: „Es sind zwei völlig verschiedene Branchen.“ Dass auch im Handel lediglich die halbe Inflation ausgeglichen wird, wie es bei den Metallern der Fall ist, kommt deshalb für ihn nicht infrage.
Längerer Kampf wäre Katastrophe für alle
Der Countdown läuft! Der erste große Verhandlungstermin ist für den 6. November angesetzt. Sollte an diesem Tag keine Einigung erzielt werden, stehen bereits die nächsten Termine am 13. und 24. November in den Kalendern. Beide Seiten wissen: Ein Hin und Her, das sich bis in das für den Handel wichtige Weihnachtsgeschäft hinzieht, wäre eine Katastrophe für alle.
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