Auch "Ultras"-Chef

Nach Ausschreitungen: Fünf Rapid-Fans in U-Haft

Sport
06.02.2014 14:29
Im Zusammenhang mit gewalttätigen Ausschreitungen im und vor dem Gerhard-Hanappi-Stadion am 7. September 2013 hat das Wiener Straflandesgericht am Donnerstag über fünf einschlägig vorbestrafte Rapid-Fans wegen Tatbegehungsgefahr die U-Haft verhängt.

Ein 43 Jahre alter Mann, der am vergangenen Dienstag ebenfalls festgenommen worden war, wurde gegen gelindere Mittel enthaftet. Seinen Verteidigern Lukas Kollmann und Philipp Wolm gelang es, den Verdächtigen freizuboxen. Der Haftrichter erteilte diesem die Weisungen, sich bei Matches im Hanappi-Stadion bis auf Weiteres mindestens 100 Meter von der Spielstätte entfernt zu halten und keinen Kontakt zu organisierten Fan-Gruppen mehr aufzunehmen.

Zehn Polizisten verletzt
Zu den Randalen war es nach einem Freundschaftsspiel zwischen Rapid Wien und dem 1. FC Nürnberg gekommen. Mindestens zehn Polizisten und Ordner sollen dabei - teilweise schwer - verletzt worden sein. Laut Polizei waren 500 Fans beider Mannschaften an den Krawallen beteiligt. 46 Beschuldigte konnten bisher ausgeforscht werden. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt wegen Landfriedensbruchs, Körperverletzung, gefährlicher Drohung, Widerstands gegen die Staatsgewalt und schwerer Sachbeschädigung.

Auch "Ultras"-Chef betroffen
Sämtliche nun in U-Haft Genommenen - darunter befindet sich auch der ehemalige "Ultras"-Chef Oliver P. - waren bereits an Ausschreitungen am Wiener Westbahnhof vom Mai 2009 beteiligt und sind deswegen rechtskräftig wegen Landfriedensbruchs verurteilt worden. Offensichtlich hinderte das den SK Rapid nicht daran, den somit amtsbekannten Gewalttätern weiterhin Zugang zum Hanappi-Stadion zu gewähren.

Die Ausschreitungen im Spätsommer des Vorjahrs dürften es in sich gehabt haben. "Während des gesamten Angriffs war eine einzigartige und bisher noch nicht da gewesene Aggressions- und Gewaltbereitschaft wahrnehmbar", heißt es in einem Polizeibericht. Zunächst sollen sich gegen 18.25 Uhr in einem unweit vom Stadion gelegenen Parkhaus und auf einem Parkplatz 150 Hooligans "zusammengerottet" und mit diversen Wurfgegenständen bewaffnet haben.

Die Polizei spricht von einem "hohen Organisationsgrad", die Gewalttäter seien "in verabredeter Weise" gegen Polizeibeamte und Ordner vorgegangen. Diese wurden mit Heurigenbänken, Mülleimern, Glasflaschen, Steinen, Werbeständern und pyrotechnischen Gegenständen beworfen bzw. beschossen. Die Tätlichkeiten liefen in drei Phasen ab, nahmen am Süd/Osteingang ihren Anfang, verlagerten sich vor die Westtribüne und endeten gegen 20.30 Uhr vor dem VIP-Bereich, wo sich die Aggressionen gegen Beamte der Sondereinheit WEGA richteten.

Die Sicherheitskräfte dürften anfangs vom Ausmaß der Gewaltbereitschaft überrascht worden sein. Einige Polizisten "konnten sich nur ins Stadion retten und mit Anwendung des Einsatzstockes und Pfeffersprays laufend die Flucht ergreifen", heißt es in dem Polizeibericht wörtlich. Davonlaufende Ordner sollen von den Angreifern verfolgt und attackiert worden sein. Im Stadion soll es zu erheblichen Beschädigungen gekommen sein, wobei der Schaden von der Polizei mit 20.000 Euro beziffert wird. Weiters wurden zehn Polizeiautos demoliert. Die Reparaturkosten beliefen sich auf über 15.000 Euro.

P. "bei Ausschreitungen nicht dabei"
Marcus Januschke, der Rechtsbeistand von Oliver P., versicherte, sein Mandant habe die ihm angelasteten strafbaren Handlungen nicht begangen: "Er war beim Spiel im Stadion. Aber er war bei den Ausschreitungen nicht dabei." Oliver P. wird vor allem von Video-Material und Fotos belastet. Für Januschke handelt es dabei "bloß um Mutmaßungen, dass es da zu Gewalttätigkeiten gekommen ist". Sein Mandant habe mit Ordnern geredet und dabei "mit den Händen gestikuliert. Es ist weder zu einem Stoßen noch zu einem Schlagen gekommen". Der Anwalt kündigte an, das mit der zeugenschaftlichen Befragung der betreffenden Ordner und weiteren Beweismitteln nachweisen zu wollen.

Oliver P. wurde für seine federführende Beteiligung an Gewalttätigkeiten am Wiener Westbahnhof - Dutzende Rapid-Fans hatten im Mai 2009 von einem Auswärtsmatch heimkehrende Austria Wien-Anhänger empfangen und die einschreitenden Polizeikräfte angegriffen - im vergangenen Juni rechtskräftig zu 14 Monate unbedingter Haft verurteilt.

Zelle statt Fußfessel
Ins Gefängnis wäre er allerdings nicht gekommen, wäre er danach dem Hanappi-Stadion ferngeblieben: Nach Informationen der Austria Presse Agentur wurde der von seinem Anwalt beantragte elektronisch überwachte Hausarrest ausgerechnet am vergangenen Dienstag und damit just an jenem Tag bewilligt, an dem Oliver P. wegen des neuen Tatverdachts erneut festgenommen wurde. Statt mit der Fußfessel zu Hause befindet er sich nun in einer Zelle in der Justizanstalt Wien-Josefstadt.

Der Verein "Rechtshilfe Rapid" - auch bei dessen Obmann hatte am vergangenen Dienstag eine Hausdurchsuchung stattgefunden, unter anderem wurden ein Handy, zwei Laptops sowie mehrere Datenträger beschlagnahmt - kritisierte am Donnerstag das aktuelle Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden. "Die Beschuldigten wurden teilweise öffentlich bloßgestellt und vor ihrem sozialen Umfeld sowie ihren Arbeitgebern als Kriminelle denunziert", hieß es in einer Presseaussendung.

Es liege eine "Form der Vorverurteilung" vor, "denn abermals versucht die Staatsanwaltschaft, den Tatvorwurf des Landfriedensbruchs zu konstruieren, für den einzelnen Personen keine konkreten strafbaren Handlungen nachgewiesen werden müssen". In Wahrheit habe "die Polizei ein fröhliches Fußballfest von zwei eng befreundeten Vereinen ins Chaos geprügelt".

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(Bild: KMM)
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