Marina Abramović

„Für Aktionen trainiere ich wie ein Astronaut“

Kultur
05.10.2025 05:30

Marina Abramović, Superstar der internationalen Performanceszene, liebt Wien. Nach London und Zürich zeigt sie ab 10. Oktober in der Albertina Modern ihre spektakuläre Jubiläumsschau „50 Jahre Performancekunst“.

Wo sie auftritt, sorgen ihre spektakulären Selbstdarstellungen für Staunen und Begeisterung, mitunter auch für Empörung und Proteste: Marina Abramović, legendäre Grande Dame der modernen Performancekunst, ja, deren Begründerin, kommt nach Wien, um in einer Werkschau in der Albertina Modern ihre berühmten Performances – „reenactments“ – nachzustellen, selbst aufzutreten und in der Wiener Ruprechtskirche „Four Crosses“ (2019) zu zeigen.

Das im Sommer von der Bank Austria geschlossene Kunstforum Wien und die Albertina Modern zeigen Abramović’ Objekte, Videos, Installationen in Zusammenarbeit mit der Royal Academy London, dem Amsterdamer Stedelijk Museum und dem Kunsthaus Zürich. Ingried Brugger, Ex-Direktorin des Kunstforums, und Kuratorin Bettina M. Busse, gestalten die Schau „Marina Abramović: 50 Jahre Performance-Kunst 2025“.

Grande Dame auf dem hohen Ross: Abramović’ Video in „The Hero“ (2001)
Grande Dame auf dem hohen Ross: Abramović’ Video in „The Hero“ (2001)(Bild: © Courtesy of the Marina Abramovic Archives / Bildrecht, Wien 2025)
Marina Abramović’ Performanceaktionen und Fotografien: „Porträt mit einer Kerze“ (2011)
Marina Abramović’ Performanceaktionen und Fotografien: „Porträt mit einer Kerze“ (2011)(Bild: Marco Anelli)
„Breathing In, Breathing Out“ (Kuss-Szene mit Ulay; Belgrad, 1977, u)
„Breathing In, Breathing Out“ (Kuss-Szene mit Ulay; Belgrad, 1977, u)(Bild: © Ulay/Marina Abramovic. Courtesy of the Marina Abramovic Archives / Bildrecht, Wien 2025)

Mit Energie und Empathie zum Mittäter werden
Aufsehen erregte die attraktive, im jugoslawischen Kommunismus unglückliche junge Frau aus Belgrad seit ihrer Teilnahme 1975 an einer Hermann-Nitsch-Aufführung und beim Performance Festival 1978 in Wien: „Vor allem Langzeitaktionen fordern extrem“, gesteht sie im „Krone“-Gespräch. „Sie sind enorm körperlich, verlangen Energie, Ausdauer, Empathie, Zeit, Stille. Ich trainiere wie ein Astronaut. Schmerz ist in der Kunst eine Tür zu höheren Bewusstseinsebenen. Der Körper ist ein Medium. Nur so kann man zum ,Mittäter‘ werden.“

Sie erinnert sich an heftig kritisierte Aktionen. Etwa 1977 in Bologna, als Galeriebesucher sich zwischen der nackten Marina und ihrem nackten Partner Ulay durchzwängen musten. Bis die Polizei kam.

Zwölf Tage hungerte sie 2010 in einer Performance im New Yorker MoMa, lebte bei Aborigines, buddhistischen Mönchen, gründete in den USA die Abramović-Foundation und protestierte gegen den Balkankrieg. „Knochenarbeit“ leistete sie auf der Biennale von Venedig 1977: Auf einem Berg Rinderknochen sitzend, reinigte sie diese, sang Totenlieder.

Abramović genießt längst nahezu Popstar-Status: 800.000 Besucher im MoMa oder in London. Ihre Beauty-Produkte florieren, Performance-Fotoserien erzielen bis zu 320.000 Euro. Abramović zum Schluss zur Weltpolitik: „Ob uns Kunst retten wird? Ich glaube nicht. Ich freue mich auf Wien, besonders auf Mohnstrudel.“ 

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