Nach zwei Erfolgen in der vergangenen Saison war die neue Ballettproduktion „Ring“ an der Oper Graz mit Spannung erwartet worden. Mit einem dreiteiligen Tanzabend von Jack Traylen, Etay Axelroad und Brian Scalini baut Ballettdirektor Dirk Elwert Graz als Zentrum für zeitgenössischen Tanz weiter aus.
Menschen tanzen seit jeher im Kreis – diese uralte Praxis ist der Ausgangspunkt für einen Tanzabend namens „Ring“, in dem Ballettdirektor Dirk Elwert nun drei zeitgenössische, internationale Positionen auf der Studiobühne der Oper Graz vereint. Das Ergebnis kann man eigentlich nur betörend nennen, allen voran aufgrund dessen, was Choreograf Etay Axelroad mit „Pitfall“ erschaffen hat: Die Tänzer zittern und beben, die harschen Streicherklänge der Klangkulisse von Anna Lann durchzucken sie förmlich. Es sind gebrochene, kreidebleiche Menschen, die hier auf der Studiobühne in einer Arena der Gefühle kriechen und springen und sich verbiegen. Axelroad komponiert auf eine erschütternd ehrliche Weise mit Körpern und beweist einen außergewöhnlichen Sinn für Raum, Form und Linien. Das Ensemble zeigt neben technischer Höchstleistungen auch mitreißende Ausdruckskraft.
Viel figurativer ist Brian Scalinis „re:Mind“: Der Kreis des Lebens beginnt mit einem Baby, das Kleinkind krabbelt, und plötzlich steht wie in einem Coming-of-Age-Film sogar eine Band auf der Bühne – da sprudelt die kindliche Freude! Zeitgenössischer Tanz kann auch Humor haben. In der Gruppe beweist das Ensemble hier Ruhe und Kontrolle, im Pas de Deux Intimität.
Großen Gefühlen widmet sich auch Jack Traylen in „Eidolons“ mit Musik von Maria Bergström. Es klingt nach Bedrohung, als die Tänzer wie technoide Geistergestalten auf der Bühne erscheinen. Sie tanzen mehr gegen- als miteinander, bekriegen sich in den Duetten förmlich. Sie halten einander fest, stürzen, und ihr Atem wird zum Teil der harschen Klangkulisse. In einem intensiven Moment steht Savanna Haberland ganz alleine vor der Gruppe wie vor einem Gericht – ein schönes Bild für ein Gefühl, das durch und durch menschlich ist.
Nicht sensationell wie zuletzt in „Follia!“, aber einmal mehr auf hohem internationalen Niveau arbeitet Dirk Elwert mit „Ring“ konsequent weiter daran, die Oper Graz zu einem europäischen Zentrum für zeitgenössischen Tanz zu machen.
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