Akademietheater

Fieser König Richard III. mit Elektrohund

Kultur
22.11.2025 10:58

Shakespeares „Richard III.“ kann sich am Akademietheater inmitten eines verwirrenden Konzepts szenenweise beinahe durchsetzen. Dafür verantwortlich ist der großartige Protagonist Nicholas Ofczarek.

Die Postdramatik – die mit den gehäckselten Klassikern – hat schon bessere Zeiten erlebt. Erkennbar geht es mit ihr in den Spielplänen bergab, und verantwortlich dafür ist nicht nur der Unwille des Publikums, sondern das Problem der Epigonen. Herausragende Persönlichkeiten haben vor der Jahrtausendwende etwas Interessantes erfunden, das von den Mittelmäßigen begeistert genutzt wurde, weil es mit ein paar Eskapaden leicht und ohne Personenführung umzusetzen ist.

Exemplarisch ereilt dieses Schicksal nun Shakespares fiesen Richard. Johan Simons, der es kann, hätte inszenieren sollen, musste absagen. Eingesprungen ist sein Bühnenbildner Wolfgang Menardi, der es weniger gut kann. Und so sieht man im noch von Simons entworfenen Konzept einen zwiespältigen Abend, der seine Qualität im – relativ autonom agierenden – Protagonisten und einigen starken Bildern hat. Gezeigt wird eine wirre Digest-Fassung für sechs Personen. Alle Antagonisten Richards werden von Frauen übernommen: eine etwas plumpe feministische Kundgebung, die aber durch die Spitzenbesetzung Katharina Lorenz, Sylvie Rohrer, Dörte Lyssewski, Dorothee Hartinger und Sarah Viktoria Frick legitimiert wird. Leider entspricht das Resultat nur fallweise.

Schauplatz ist ein gekachelter postapokalyptischer Bunker mit Elektrohund, der viel Aufmerksamkeit auf sich zieht – nur: warum? Die Darstellerinnen üben sich mit wechselndem Erfolg in Blitzumzügen (Katrin Aschendorf schuf die elisabethanischen Kostüme). Man erlebt Schrei-Ensembles und eine Splatterszene, in deren Verlauf ein Kopf abgetrennt wird. Einige der aus Rauch und Licht erzeugten Bilder sind eindrucksvoll.

Aber der Herausforderung eines neuen „Richard III.“ werden nur einige Szenen gerecht. Und die gehören Nicholas Ofczarek, der inmitten szenischer Wirrnis eine Figur von auratischem und rhetorischem Großformat entwirft. Mit der Mobilisierung von Verführungskraft, mit der Legitimation seiner Gräueltaten gibt sich dieser feiste, erstaunlich todsüchtige Antimoralist nicht ab. Fabelhaft ist das, und eines Zweitversuchs unter geglückteren Umständen würdig.

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