Nächster Aufreger rund um das ohnehin höchst umstrittene Betriebsbaugebiet „Ehrenfeld II“ in Ohlsdorf: Die Schotterfläche neben der A1, der vor knapp vier Jahren mehr als 18 Hektar Wald weichen mussten und auf der derzeit eine einzige Halle steht, soll laut Gemeinderatsbeschluss weiter vergrößert werden.
Von Greenpeace hat das Betriebsbaugebiet „Ehrenfeld II“ in Ohlsdorf das Prädikat „größte Bausünde Österreichs“ verliehen bekommen. Auch sonst gerät das Areal regelmäßig in die Schlagzeilen, seit dort vor rund vier Jahren fast 19 Hektar Wald gerodet wurden – nicht ordnungsgemäß, wie der Rechnungshof später feststellte. Versuche von Befürwortern aus der Landespolitik, das Betriebsbaugebiet als großen Jobmotor zu rechtfertigen, verlaufen bisher im Sand: Von bis zu 600 versprochenen Arbeitsplätzen gibt es momentan gerade einmal 40 – in der einzigen Lagerhalle, die auf dem Areal errichtet wurde.
Weitere 0,4 Hektar
Deshalb kommt die aktuelle Entwicklung durchaus überraschend. Denn die ohnehin nicht gerade kleine Schotterfläche wird nun noch einmal vergrößert. Mit schwarz-blauer Mehrheit beschloss der Ohlsdorfer Gemeinderat am Donnerstag die Erweiterung um 0,4 Hektar. Dabei handelt es sich um den ehemaligen Autobahnparkplatz (siehe schraffierte Fläche oben), der erst kürzlich von der Asfinag an die Errichterfirma des Betriebsbaugebiets verkauft worden war.
Land hat das letzte Wort
„Insgesamt sind auf dem Areal drei Hallen geplant. Die Errichterfirma braucht die Erweiterung, damit die dritte Halle Platz hat und nicht mit einer Einbuchtung gebaut werden muss“, erklärt die Ohlsdorfer Ortschefin Inés Mirlacher (SPÖ) – die sich mit ihrer Fraktion so wie auch die Grünen der Stimme enthalten und damit der Erweiterung nicht zugestimmt hatte. Nun muss noch das Land die Umwidmung absegnen.
Fast 19 Hektar Wald mussten einer riesigen Schotterfläche und einer Lagerhalle weichen: Der Schaden in Ohlsdorf ist angerichtet und aller Voraussicht nach unumkehrbar. Dass die Fläche jetzt noch ein bisschen vergrößert wird, erscheint unsensibel, macht aber sozusagen das Kraut nicht mehr fett.
Was insgesamt von der unseligen Causa Ohlsdorf bleibt, ist ein Lehrstück der (ober-)österreichischen Politiktradition: Ein finanzstarker Ortskrösus und Parteispender hat allen Widrigkeiten zum Trotz und – wie es sich aus heutiger Sicht darstellt – bar jeder Vernunft das bekommen, was er wollte.
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