Armani-Zukunft offen

Warum die Glanzzeiten der Luxusriesen vorbei sind

Wirtschaft
21.09.2025 07:51

Giorgios Armanis Modeimperium dürfte an einen internationalen Luxuskonzern gehen. Die „Krone“ hat sich angesehen, was mit dem Erbe passieren könnte und warum die gesamte Luxusindustrie nach den Glanzzeiten gerade einen wirtschaftlichen Stilbruch erlebt.

Der am 4. September verstorbene Modepapst und Unternehmer Giorgio Armani hinterlässt zusätzlich zu seinem geschätzten Vermögen in Höhe von 9,6 Milliarden Dollar ein Modeimperium, über dessen Erbe nun entschieden werden soll. Vorerst wird das 1975 gegründete Unternehmen von seinen engsten Beratern und seiner Familie verwaltet. Armani selbst hat aber in seinem Testament genau festgelegt, wie es nach seinem Tod weitergehen soll.

Vor seinem Ableben gehörten Giorgio Armani 99,9 Prozent der gleichnamigen Aktiengesellschaft. Die restlichen 0,1 Prozent hält eine Stiftung. Seit ihrer Gründung im Jahr 2016 dient sie der strategischen Absicherung der künftigen Unternehmensführung.

Modelegende Giorgio Armani hinterlässt eine starke Marke. Wie es genau weitergeht, ist noch ...
Modelegende Giorgio Armani hinterlässt eine starke Marke. Wie es genau weitergeht, ist noch unklar.(Bild: AFP/GIUSEPPE CACACE)

Geschwister und deren Kinder halten 60 Prozent
Diese erhält nun nach Armanis Tod zehn Prozent der Anteile. Seine Geschwister und deren Kinder erben insgesamt 60 Prozent der Aktien, während Armanis langjähriger verlängerter Arm Pantaleo Dell‘Orco 30 Prozent bekommt. Dieser ist seit 2021 Geschäftsführer der Herrenmodeabteilung der Giorgio Armani SpA. Damit kontrollieren die Stiftung und Pantaleo Dell‘Orco 70 Prozent der Stimmrechte und haben somit die Entscheidungsgewalt im Unternehmen. 

Diese Struktur soll aber nur bis zum Verkaufsprozess aufrechterhalten bleiben. Um diesen wird sich Dell‘Orco kümmern. Dabei sollen 15 Prozent des Unternehmens bis 2027 veräußert werden. Den Nettogewinn aus diesem Verkauf erhalten die Erben.

Zu seinen bevorzugten Bietern gehören: der Luxuskonzern LVMH (u. a. Louis Vuitton, Christian Dior), der Beauty-Riese L’Oréal und das weltweit größte Brillenunternehmen EssilorLuxottica (u. a. RayBan, Pearle). Hier ist noch offen, wer von den Luxusmarken das Rennen machen wird. Allerdings hat Armanis rechte Hand auch die Befugnis, einen alternativen Käufer mit ähnlicher Kragenweite zu nominieren.

Der Reichtum des Modeschöpfers

Armanis Vermögen betrug nach Schätzungen von „Forbes“ 9, 6 Milliarden Dollar. Sein Reichtum besteht zum Großteil aus seinem Modeunternehmen Giorgio Armani SpA (5,6 Milliarden Dollar). 99 Prozent davon gehörten dem Modeschöpfer selbst, 0,1 Prozent entfallen auf eine Armani-Stiftung. Das sonstige Vermögen von vier Milliarden Dollar besteht aus dem zweiprozentigen Anteil am Brillenkonzern Essilor Luxottica, einer 213 Fuß (ca. 65 m) langen Superjacht, einer Sammlung von Häusern in fünf Ländern sowie Bargeld und sonstigen Investitionen.

Sollte das der Fall sein, gehen in den ersten fünf Jahren nach dem Tod Armanis 30 bis 54,9 Prozent entweder an denselben Käufer oder das Unternehmen an die Börse an einem internationalen Markt ähnlicher Größe. Den Erlös daraus erhalten wieder die Erben, aber mit einem Zeitrahmen von fünf Jahren, der diese auf 45 Prozents des Unternehmenswerts beschränkt. Von diesem Verkaufserlös gehen 32 Prozent an Dell‘Orco (14 Prozent des Unternehmenswerts) und 68 Prozent an die Familie (ungefähr 30 Prozent des Firmenwerts).

Seine Familienmitglieder, die durch das Erbe alle zu Milliardärinnen und Milliardären werden, sind teilweise bereits seit vielen Jahren im Modeimperium tätig – Nichte Silvana wird beispielsweise als stilistische Nachfolgerin ihres Onkels gehandelt. 

Umsatz schwächelte zuletzt
Wie viel die Erben für das Vermächtnis des Modeschöpfers noch einsacken werden, bleibt abzuwarten, immerhin hielt das Jahr 2024 das Modelabel in Atem: Der Umsatz ging um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Allerdings kann sich das Unternehmen Giorgio Armani auf einen starken Markennamen berufen und wird nun von einem anderen Luxusriesen an die Hand genommen. Die Beziehungen zu allen drei favorisierten Marken ist gut. 

Insgesamt befindet sich die Luxusbranche gerade im Wandel. In den Bilanzen zeichnet sich ein Ende der Glanzzeit und ein Stilbruch ab. Der mögliche Armani-Käufer LVMH verzeichnet Umsatzrückgänge, besonders schwach läuft die Mode- und Ledersparte mit Marken wie Dior oder Louis Vuitton. Weniger Handtaschen gehen über die Ladentische. Der Gewinn brach um 22 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro im ersten Halbjahr ein. Die Aktie hat sich von ihrem Allzeithoch von über 900 Euro mittlerweile wieder deutlich entfernt und liegt 40 Prozent darunter.

Bernard Arnault galt zeitweise als reichster Mensch der Welt, doch zuletzt überzeugte LVMH nicht ...
Bernard Arnault galt zeitweise als reichster Mensch der Welt, doch zuletzt überzeugte LVMH nicht mit den Zahlen.(Bild: AFP/STEFANO RELLANDINI)

Superreiche Franzosen mit Milliardenverlusten
Damit gab Eigentümer Bernard Arnault auch seinen Status als reichster Mensch der Welt ab. Die Milliardäre Francois Pinault (Kering) und Françoise Bettencourt Meyers (L’Oreal) verloren ebenfalls viel, in Summe waren es bei den drei superreichen Franzosen 2024 rund 70 Milliarden Euro, der größte Rückgang aller Zeiten in Frankreich. Bei Kering schwächelt besonders Mode und die Marke Gucci.

Grund für die Krise in der Industrie ist die Konsumschwäche. Besonders Chinesen – lange Zeit Goldesel der Branche – sind zurückhaltender. Fast die Hälfte der Luxusartikel kaufen sie sonst im Ausland. Nebenbei erwähnt: Das Geschäft aus Asien, auch Japan, war zuvor im zweistelligen Prozentbereich gewachsen. Trotzdem bleibt Luxus ein Profitbringer. Operative Margen bewegen sich bei 30 bis 40 Prozent. Analysten erwarten hohes Wachstum, der Markt dürfte von derzeit 1,5 Billionen Euro jährlich weiter wachsen.

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