Unbewaffnete getötet?
Deutsche Strafanzeige gegen israelischen Sniper
Ein internationales Rechercheteam will die Tötung unbewaffneter Palästinenser im Gazastreifen durch israelische Scharfschützen aufgedeckt haben. Die Vereinten Nationen fordern angesichts der schweren Vorwürfe umgehende Aufklärung. Eine erste Strafanzeige ist bereits bei der deutschen Bundesanwaltschaft eingereicht worden. Denn einer der beschuldigten Soldaten stammt aus München.
Die Anzeige wurde vom European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) gemeinsam mit palästinensischen Menschenrechtsorganisationen initiiert. „Die Organisationen fordern die Einleitung völkerrechtlicher Ermittlungen wegen des Verdachts der Begehung von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, teilte das ECCHR am Montag mit. Die Anzeige stütze sich auf Beweismaterial aus den Investigativ-Recherchen und audiovisuellen Aufnahmen.
Scharfschütze ging in München zur Schule
Der angebliche Schütze aus München ist laut geleakten israelischen Registerdaten in Deutschland geboren, berichtete das ZDF. „Der heute 25-Jährige ging in München zur Schule“, hieß es. Nach der Matura habe er sich den israelischen Streitkräften angeschlossen und zum Scharfschützen ausbilden lassen. Er sei Teil des Fallschirmjägerbataillons 202 geworden. Israels Armee äußerte sich bisher nicht auf eine Anfrage zu den Vorwürfen seitens der Nachrichtenagentur dpa.
Der palästinensische Journalist Younis Tirawi war maßgeblich an der Veröffentlichung eines brisanten Interviews mit einem israelischen Scharfschützen beteiligt:
Wenn sich ein Deutscher für den Dienst in einer anderen Armee meldet, riskiert er seine deutsche Staatsangehörigkeit. Das gilt auch für Doppelstaatsbürger. Es ist allerdings möglich, beim deutschen Verteidigungsministerium eine entsprechende Erlaubnis einzuholen. Für eine Reihe von Staaten, zu denen auch Israel gehört, gibt es allerdings eine allgemeine Zustimmung zum Dienst in den dortigen Streitkräften.

Laut gemeinsamen Recherchen mehrerer internationaler Medien – darunter der „Spiegel“ und das ZDF – soll ein israelischer Scharfschütze aus München gemeinsam mit einem Kameraden in Gaza mehrfach gezielt Unbewaffnete erschossen haben. Das gehe unter anderem aus einem Videointerview mit dem Kameraden hervor. Sie hätten nicht gewusst, auf wen sie gefeuert hätten, sagte der Kamerad laut einem Bericht des „Spiegel“. Einige der getöteten Männer seien nicht bewaffnet, aber im wehrfähigen Alter gewesen.
UNO-Sprecher: „Erschütternde Lektüre“
UNO-Sprecher Stephane Dujarric nannte die Berichterstattung und die dazugehörigen Aufnahmen eine „erschütternde Lektüre“. Der Sprecher betonte, dass grundsätzlich die Tötung von Zivilisten „eindeutig gegen das humanitäre Völkerrecht“ verstoße. Wichtig sei, dass die israelischen Behörden bei der Aufklärung solcher und anderer Vorwürfe kooperierten. Dies sei bisher nicht der Fall.
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