Stärkere Verteidigung

Drohnenangriff: Polen richtet Flugverbotszone ein

Ausland
11.09.2025 10:14

Nachdem Polen in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch Ziel zahlreicher russischer Kampfdrohnen geworden ist, reagierte am Donnerstag die Regierung in Warschau. Im Osten des Landes gilt jetzt eine „No-Fly-Zone“, welche die Sicherheit im Grenzgebiet erhöhen soll. Noch am Mittwoch wurden die NATO-Partner Polens alarmiert, außerdem plant der UN-Sicherheitsrat eine Dringlichkeitssitzung.

In der Nacht vom 9. auf den 10. September eskalierte die Lage an der östlichen NATO-Grenze. Polens Luftraum wurde 19 Mal verletzt, Premier Donald Tusk warnt vor der größten Gefahr seit 1945. Während die Folgen des Vorfalls weiter andauern, stärkt auch Polen seine Verteidigung und richtet eine Flugverbotszone im Osten des Landes – in den an Belarus und die Ukraine angrenzenden Gebieten – ein. Die Sperre trat am Mittwoch um 22 Uhr in Kraft und soll bis zum 9. Dezember gelten, wie die polnische Flugsicherheitsbehörde PANSA mitteilte.

Allgemeine Luftfahrt nicht betroffen
Die Allgemeine Luftfahrt – hauptsächlich kleine und Freizeitflugzeuge sowie Hubschrauber – darf tagsüber fliegen, sofern sie über Funk und Transponder verfügen, jedoch nicht nachts, so die PANSA. Flüge sind nur bis zu einer Höhe von etwa 3 km über Grund erlaubt. Kommerzielle Flüge finden in der Regel über 3 km Höhe statt. „Die Zone reicht je nach Standort zwischen 26 und 46 km ins Landesinnere“, heißt es in der Mitteilung von PANSA.

Ein Posting auf X zeigt die Zone, in der das Flugverbot gelten soll:

„Angriff dauerte ganze Nacht“
Polens Vize-Ministerpräsident und Außenminister Radoslaw Sikorski betonte, dass der Angriff absichtlich erfolgt sei: „19 Verletzungen unseres Luftraums, mehrere Dutzend identifizierte Drohnen, einige abgeschossen, die Aktion dauerte 7 Stunden, die ganze Nacht – daher können wir nicht sagen, es sei ein Unfall gewesen“, sagte er. Sikorski erklärte, Polen erhalte „einen Tsunami“ an Unterstützungsbekundungen von den Verbündeten, brauche jedoch, dass sich diese „in Taten übersetzen“, wie der „Guardian“ schreibt.

Er warnte zudem vor Behauptungen, die Drohnen seien ukrainischen und nicht russischen Ursprungs, und wies dies als Teil einer russischen Desinformationskampagne zurück.

Bestätigt: UN-Sicherheitsrat tagt
Polen teilt mit, dass der UN-Sicherheitsrat auf Polens Antrag hin eine Dringlichkeitssitzung abhalten wird. „(Wir lenken) die Aufmerksamkeit der Welt auf diesen beispiellosen russischen Drohnenangriff auf ein Mitglied der UN, der EU und der NATO“, sagte Sikorski im polnischen Radiosender RMF FM.

Ehemaliger US-General sieht Polens Reaktion kritisch
Ben Hodges, ehemaliger Oberbefehlshaber der US-Armee in Europa, warnte, Russland zeige „keinen Respekt vor den USA oder Europa“ durch Einfall in Polen. Er meinte, sie seien „ziemlich sicher, dass keiner von uns irgendwelche bedeutenden Maßnahmen ergreifen wird“. Er äußerte sich zudem kritisch zur Reaktion Polens auf den Angriff und sagte weiter: „Kampfjets einzusetzen, um Drohnen abzuschießen? Die Ukrainer machen das nicht so. Wir sind immer noch nicht vorbereitet auf russische Drohnen oder Raketen, die in unseren Luftraum eindringen.“ Er argumentierte, man solle bodengebundene Systeme einsetzen, um sie abzuschießen. Außerdem forderte Hodges eine Verschärfung der EU- und US-Sanktionen.

Sikorski: „Putins Ziele werden unterschätzt“
Zu den Aussichten für den Krieg in der Ukraine befragt, sagte Polens Außenminister Radosław Sikorski, er glaube nicht an „schnelle Lösungen“. Er sprach von einem Kolonialkrieg, der ein Jahrzehnt dauern könnte. Sikorski sagte weiter: „Putin wird sich dem Frieden zuwenden, wenn er erkennt, dass er ihn nicht zu akzeptablen Kosten gewinnen kann – und er glaubt immer noch, dass er gewinnt.“ Polens Außenminister warnte auch, Putin führe einen hybriden Krieg in ganz Europa und seine Ziele seien „ehrgeiziger, als manche denken“.

Bilder zeigen ein von einer Drohne zerstörtes Haus im polnischen Dorf Wyryki.
Bilder zeigen ein von einer Drohne zerstörtes Haus im polnischen Dorf Wyryki.(Bild: AP/Copyright 2025 The Associated Press. All rights reserved)

NATO-Oberbefehlshaber: „Lehre ziehen“
Auch der Oberbefehlshaber der Alliierten in Europa (SACEUR), Alexus Gregory Grynkewich, meldete sich jetzt zur Reaktion Polens zu Wort. Er bezeichnete Litauen als „vorbildlichen Verbündeten und einen wahren Freund“, der die hohen Nato-Ausgabenziele erfülle und „ein Beispiel für all unsere Alliierten setze“. Mit der Reaktion des alliierten Kommandos sei er sehr zufrieden gewesen. „Ich bin sicher, es gibt Lehren, die wir daraus ziehen können, um noch besser zu werden, aber sie war sehr gut umgesetzt“, sagte Grynkewich. „Ich bin sehr stolz auf unser Team, das das geleistet hat“, sagte er.

„Geringes Vertrauen in Berichte über Zahlen der Drohnen“
Grynkewich gab außerdem an, nicht zu wissen, ob die Luftraumverletzungen von Russland „absichtlich oder eine unbeabsichtigte Handlung Russlands“ gewesen seien. Weiters würde er den Berichten über die Zahl der eingesetzten Drohnen nicht trauen, bevor keine Details diesbezüglich geprüft worden seien. Zur Abwehr von Drohnenangriffen sagte er: „Man muss Entscheidungen treffen, welche Drohnen man abfängt und welche nicht, je nachdem, wie viele Flugzeuge man in der Luft hat. Wenn etwas in ein Feld fliegt, kann man es laufen lassen. Wenn es aber auf ein Flugfeld zusteuert, das für die Kampfführung entscheidend ist, wird man es abfangen.“

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