Die Sommer werden heißer, die Nächte immer tropischer. Greenpeace, Volkshilfe und BOKU warnen jetzt: Viele Wohnungen verwandeln sich in gefährliche Hitzefallen, wie neueste Untersuchungen zeigen. Besonders unsanierte Altbauwohnungen heizen sich extrem auf - mit fatalen Folgen für Gesundheit und Psyche.
Der Sommer ist zwar schon fast vorbei, auch wenn es die aktuellen Temperaturen nicht wirklich suggerieren. Heute, Donnerstag, liegen die Tageshöchstwerte in Wien schließlich zwischen 30 und 32 Grad. Für Ende August durchaus ungewöhnlich. Die Hitze in Innenräumen wird in der Öffentlichkeit allerdings kaum diskutiert. Doch auch da kann es unerträglich heiß werden.
Greenpeace, die BOKU und die Volkshilfe haben daher in den vergangenen zwei Monaten Temperaturen in neun Wiener Wohnungen gemessen. Im Palmenhaus wurden die Ergebnisse präsentiert. Diese sind alarmierend.
Heiße vier Wände, trotz mittlerer Temperaturen
Von den untersuchten Wohnungen waren 3 im Neubau, 4 aus der Nachkriegszeit und 2 aus der Gründerzeit. Vor allem schlecht sanierte Wohnungen ohne Sonnenschutz, in denen viele Menschen auf geringem Raum zusammenleben, werden im Sommer zu regelrechten Hitzefallen mit bis zu 35 Grad! Besonders davon betroffen sind armutsgefährdete Haushalte.
Am stärksten leiden jene unter der Hitze, die am wenigsten haben. Nämlich Kinder, pflegebedürftige Menschen und Personen mit einem niedrigen Einkommen. In engen, überfüllten Wohnungen fehlen ihnen die Möglichkeiten, um sich vor Überhitzung zu schützen.
Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe
Bild: Jöchl Martin
„Auch wenn sich der Sommer 2025 im Mittelfeld der letzten Jahre bewegt und man von Temperaturrekorden weit weg war. Es kann also durchaus noch schlimmer sein“, sagt BOKU-Professor Herbert Formayer. Trotz der eher durchschnittlichen Temperaturen war das Innenraumklima unbehaglich. Zu viel Hitze und keine Abkühlung sind aber nicht nur unangenehm, sondern auch ein ernst zunehmendes Problem. Die gesundheitlichen Folgen können verheerend sein. Wie Umweltmedizinerin Daniela Haluza warnt: „Hitze belastet Körper und Psyche. Es drohen Schwindel, Kreislaufproblemen oder Dehydrierung. Für manche können die hohen Temperaturen lebensgefährlich sein.“
An so vielen Tagen lag in Wien die Temperatur im heurigen Sommer über 30 Grad. Der höchste Wert wurde Anfang Juli mit 36,8 Grad auf der Messstation Hohe Warte erreicht.
Auch wie dicht eine Wohnung belegt ist, spielt eine zentrale Rolle für die Innenraumtemperatur, da pro Person zusätzliche Wärme eingebracht wird. Das Lüftungsverhalten und die direkte Sonneneinstrahlung sind ebenfalls maßgeblich. Einmal aufgeheizt, dauert es lange, bis die Wohnungen wieder abkühlen. Unter 27 Grad sank die Innentemperatur nur in den kühlen Neubauwohnungen.
Die unsanierten Altbauwohnungen wie auch die dicht bewohnten Wohnungen haben oftmals eine höhere Grundtemperatur, heizen sich schneller auf und kühlen auch langsamer ab. So bleibt es auch nach Ende einer Hitzewelle oder nachts länger heiß. Greenpeace fordert jetzt ein umfassendes Hitzeschutzpaket und eine Sanierungsoffensive von der Bundesregierung. Doch die Signale sind nicht rosig: So verweist SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr in einer ersten Reaktion auf die angespannte Budgetsituation.
Außenjalousien als Hitzeschutz sind am effizientesten
Die Stadt fördert zumindest die nachträgliche Montage von außenliegenden Rollläden, Jalousien und Fassadenmarkisen zum Sonnenschutz in Wohnbauten mit mehreren Stockwerken und mindestens 3 Wohneinheiten.
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