Es sind ebenso tragische wie ungewöhnliche Mordermittlungen! Ein mutmaßlicher Raubversuch am Bahnhof Tullnerfeld in Niederösterreich scheiterte dramatisch – der via Dating-App getäuschte „Sugardaddy“ soll einen 24-jährigen Wiener aus Angst vor einer „Liebesfalle“ totgefahren haben.
Weil er Geldsorgen hatte, soll ein 24-Jähriger – unterstützt von seiner Partnerin – einen Plan geschürt haben, den er letztlich selbst mit dem Leben bezahlte. Auf der Dating-Plattform „My Sugardaddy“ gab sich der Wiener als junge Frau namens „Sara“ aus, fügte adrette Fotos, die er aus dem Internet zog, dem falschen Profil hinzu. „Er wollte Geld verdienen, dafür dass er nicht viel machen muss“, sollte es seine jüngere Freundin (22) später bei der Polizei beschreiben. Denn auf der Plattform würden normalerweise ältere Männer fürs Spazierengehen viel Geld bezahlen.
100 km/h mit Mann auf der Auto-Windschutzscheibe
Tatsächlich kam es rasch zu einer Anbahnung mit einem jungen Niederösterreicher. „Sara“ vereinbarte ein erstes Kennenlernen, für stolze 2000 Euro in bar. Mit dem Geld ausgestattet dürfte sich der „Sugardaddy“ am 21. Februar am späten Abend auf den Weg zum Treffpunkt am Tullnerfelder Bahnhof gemacht haben.
Dort war von „Sara“ keine Spur. Stattdessen wartete die Lebensgefährtin des 24-Jährigen, die anders aussah, in Sichtdistanz auf ihn. Sie kam nicht näher, wollte den Niederösterreicher aber offenbar mit Nachrichten aus dem Auto locken.
Es ist völlig unverständlich, weshalb der Fahrzeuglenker derart beschleunigte, während ein Mensch auf der Frontalscheibe liegt und um sein Leben kämpft.
Anwalt Sascha Flatz vertritt die Familie des Verstorbenen
Bild: Bartel Gerhard
Der Mann wurde misstrauisch, er schrieb „Sara“, dass er heimfahren werde. In dem Moment kam der 24-Jährige aus seinem Versteck und positionierte sich mit ausgestreckten Armen vor dem Auto des Angelockten. „Ich hatte große Angst ausgeraubt zu werden und wollte nur noch weg“, wird dieser später zu Protokoll geben. So versuchte er mit seinem Wagen, dem fremden Mann zu entkommen und seitlich auszuweichen, was misslang: „Danach sprang er auf meine Motorhaube. Er schaffte es, mit seinen Füßen im Bereich der Scheibenwischer Halt zu finden und klammerte sich an meine Dachreling.“ Es seien nur noch die Füße des Angreifers zu sehen gewesen.
Mann vom Dach katapultiert, Lenker fuhr heim
Er sei losgefahren und habe versucht, den Mann auf seiner Windschutzscheibe loszuwerden, was sogar im Kreisverkehr misslang. Der Niederösterreicher beschleunigte. Laut Ermittlungen auf mehr als 100 km/h, ehe der mutmaßliche Räuber vom Autodach fiel. Der Lenker fuhr heim, Polizei und Rettung verständigte er in der verhängnisvollen Nacht nicht. Er habe nicht gedacht, dass sich der Abgeworfene ernstlich verletzt hätte, sagte er am nächsten Tag, als er von sich aus die Polizei aufsuchte.
Doch tatsächlich starb der 24-Jährige an den Folgen seiner schwersten Verletzungen. Wie die Staatsanwaltschaft St. Pölten der „Krone“ bestätigte, steht der knapp über 30-Jährige, der in die „Liebesfalle“ geriet, jetzt unter Mordverdacht! Auch weil die 22-Jährige aussagte, dass das Auto ihren Freund angefahren hat, nachdem sich dieser dem Lenker in den Weg gestellt hätte.
Notwehr? Beschuldigter befindet sich auf freiem Fuß
Anwalt Sascha Flatz vertritt die Angehörigen des Todesopfers: „Es ist völlig unverständlich, weshalb der Fahrzeuglenker derart beschleunigte, während ein Mensch auf der Frontalscheibe liegt und um sein Leben kämpft.“ Laut StA ist der Beschuldigte auf freiem Fuß. Es wird geprüft, ob Notwehr oder Notwehrüberschreitung vorliegen.
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