Nach der Bluttat in Traiskirchen (NÖ), bei der ein Freigänger am Sonntag einen 55-Jährigen erschossen und eine Frau (25) schwer verletzt hat, zieht die Justiz jetzt erste Konsequenzen: Bei der Einschätzung von Risikotätern sollen etwa auch Postings in sozialen Medien künftig in die Bewertung einfließen ...
Ein Kokainproblem, ein Leben voller Gewalt und dunkle Drohungen auf Facebook – das ist die Vorgeschichte der Bluttat von Traiskirchen, die am Sonntag zwei Menschen das Leben kostete. Der 66-jährige Josef P., ein Ex-Rotlichtboss mit mehr als 20 Vorstrafen, schoss auf seine Ex-Freundin Vanessa N. (25) und ihren neuen Partner Thomas H. (55). Der Mann starb noch am Tatort, Vanessa überlebte schwer verletzt. Josef P. beging wenig später Suizid.
Düstere Postings auf Facebook
Josef P. war im Rotlichtmilieu kein Unbekannter, saß zuletzt wegen häuslicher Gewalt gegen Vanessa N. im Gefängnis. Trotz seiner Vorgeschichte wurde ihm regelmäßig Freigang gewährt – der 66-Jährige galt bei den Justizbeamten als umgänglich. Doch die sozialen Netzwerke erzählten eine andere Geschichte: Seine Facebook-Postings wurden zuletzt immer düsterer, er schrieb von „Feinden“ und kündigte „eine große Überraschung“ an.
Das Justizministerium räumt nun ein: „Der tragische Anlassfall macht deutlich, dass es trotz bestehender vollzuglicher Strukturen und interdisziplinärer Fachteams Situationen geben kann, in denen sicherheitsrelevante Entwicklungen nicht frühzeitig genug erkannt oder richtig eingeordnet werden.“
Bedrohungen frühzeitig erkennen
Im Rahmen des Projekts „Prison Intelligence“ soll die Beurteilung von potenziellen Risikotäterinnen und -tätern künftig auf eine noch umfassendere Grundlage gestellt werden. Ziel sei es, sicherheitsrelevante Gefährdungen früher zu erkennen und effektiver zu bewältigen, wurde mitgeteilt.
Kommunikation auf Social Media analysieren
Dazu werden Daten aus unterschiedlichen Quellen – etwa Beobachtungen des Exekutivpersonals, Hinweise auf Radikalisierung, Konfliktverhalten oder die Analyse von Kommunikation, insbesondere auf Social Media – systematisch gesammelt, ausgewertet und in die Entscheidungsfindung eingebunden. Das betrifft vor allem Maßnahmen wie Lockerungen im Strafvollzug oder die Genehmigung von Freigängen.
Nur durch differenzierte Analysen und angepasste Standards können Sicherheitsrisiken frühzeitig erkannt und tragische Fälle bestmöglich verhindert werden.
Justizministerium
Der bisherige Schwerpunkt auf Terrorismus und organisierte Kriminalität soll nun gezielt um den Bereich Gewaltschutz erweitert werden, wie mehrere Medien berichten. In einer offiziellen Stellungnahme wird betont: „Nur durch differenzierte Analysen und angepasste Standards können Sicherheitsrisiken frühzeitig erkannt und tragische Fälle bestmöglich verhindert werden.“
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