Künstliches Mädchen

Avatar “Sweetie” überführte Tausende Pädophile

Web
05.11.2013 09:42
Sie nennt sich "Sweetie", ist zehn Jahre alt, lebt auf den Philippinen und steht stellvertretend für mehrere 10.000 Kinder weltweit, die für sogenannte Webcam-Kinderprostitution missbraucht werden. Doch im Gegensatz zu diesen ist Sweetie nicht real: Sie wurde von der Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes in Holland am Computer generiert, um in öffentlichen Chatrooms mit Pädophilen in Kontakt zu treten. Tausende Erwachsene gingen auf das Lockangebot ein. Ihre Daten wurden der Polizei übergeben.

Über einen Zeitraum von zehn Wochen suchten mehr als 20.000 Verdächtige Kontakt zu Sweetie, wie die Organisation mitteilte. "Sie waren bereit, Sweetie für sexuelle Handlungen vor der Webcam zu bezahlen", sagte Terre-des-Hommes-Chef Albert Jaap van Santbrink in Den Haag. Während der Chats mit dem virtuellen Mädchen (siehe Video oben) sammelten Mitarbeiter möglichst viele Daten über die mutmaßlichen Pädophilen. Über 1.000 Erwachsene aus 65 Ländern konnten so bereits identifiziert werden. Ihre Daten wurden zur Strafverfolgung an die Polizei übermittelt.

Mit der Aktion möchte Terre des Hommes auf die noch weitgehend unbekannte, aber rasant zunehmende Form des sexuellen Missbrauchs von Kindern aufmerksam machen: die sogenannte Webcam-Kinderprostitution. Allein auf den Philippinen sollen Zehntausende Kinder Opfer dieses Online-Sex-Tourismus sein. Täter gibt es reichlich: Nach Angaben der Vereinten Nationen und des FBI sind weltweit ständig rund 750.000 Pädophile online.

Polizei wird erst nach Anzeige aktiv
Trotz der Tatsache, dass Webcam-Kinderprostitution durch nationale und internationale Gesetzgebung verboten sei, seien bisher weltweit nur sechs Täter für dieses Verbrechen zur Rechenschaft gezogen worden, kritisiert Terre des Hommes. "Es ist nicht das Problem bestehender Gesetze", so Hans Guijt, Kampagnendirektor von Terre des Hommes Niederlande. "Die Vereinten Nationen haben diese Art des Missbrauchs von Kindern nahezu überall für illegal erklärt. Das größte Problem ist, dass die Polizei nichts unternimmt, bis die Opfer die Tat zur Anzeige bringen."

Zur Prostitution gezwungen
Kinder zeigten solche Verbrechen jedoch praktisch nie an. Sie würden durch extreme Armut, aber auch durch Erwachsene oder ihre eigene Familie gezwungen, sich zu prostituieren. "Gegen diese müssten sie aussagen, was einem Kind nahezu unmöglich ist", erklärte Guijt. Die Menschenrechtsorganisation fordert Regierungen daher auf, die Untersuchung derartiger Straftaten zu verstärken und den Behörden den aktiven Zugriff auf öffentliche Internet-Hotspots zu ermöglichen, an denen der Missbrauch von Kindern Tag für Tag stattfinde.

"Frei zugänglich, aber nicht gesetzlos"
Um Druck auf Regierungen auszuüben, hat Terre des Hommes eine Online-Petition gestartet. "Zurzeit meinen die Täter, dass die Gesetze für sie nicht gelten. Doch das Internet ist zwar frei zugänglich, aber nicht gesetzlos", so Guijt.

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