Tag zwei danach

Ohnmacht und Leere nur gemeinsam vertreiben

Steiermark Newsletter
12.06.2025 10:30

Der unfassbare Amoklauf im BORG Dreierschützengasse in Graz hinterließ auch in der Redaktion Spuren. Nicht auszudenken, wie es jenen geht, die ihre Kinder, Freundinnen und Freunde bei dieser Tragödie verloren haben – sie nie wieder in die Arme schließen können. Und die große Frage, wie und ob man das alles je hinter sich lassen kann.

Die Pfingstfeiertage mit Familie und Freunden noch an der Adria verbracht, am freien Dienstag wäre eigentlich Rasenmähen am Plan gestanden. Doch dann trudeln die ersten Meldungen über einen möglichen Amoklauf in einer Grazer Schule ein. „Wenn ihr mich braucht, meldet euch einfach, dann komme ich rein“, wird in die WhatsApp-Gruppe getippt. „Nein, sollte sich alles ausgehen“, war die schnelle Antwort. 

Doch nach und nach wird die wahre Dimension dieser Wahnsinnstat erkennbar. Nachdem man sich von seinem Sohn mit einer Umarmung, die deutlich fester als gewöhnlich ausfiel und den kleinen Mann mit einem leicht verdutzten Blick zurückließ, verabschiedet hat, ging‘s am späten Vormittag ins Büro. Bei der Fahrt mit dem Lift in den fünften Stock dann die ersten Tränen, weil aus dem Radio die Info kam, dass die Opferzahl neuerlich gestiegen ist. Wie muss es denn da den Eltern und Angehörigen gehen? Unweigerlich stellt man sich diese oder ähnliche Fragen.

Nach dem Betreten der Redaktion funktioniert man dann aber einfach – trägt Informationen zusammen, versucht diese zu verifizieren und bringt sie schließlich zu Papier bzw. ins Netz. Ein schreckliches Ereignis wie dieses ist gerade für Journalisten eine Gratwanderung. Oft, vielleicht sogar viel zu oft, gelingt diese nicht. Immer wieder versucht man, persönliche Gefühle hintan zu stellen. Nein, wir sind keine Polizisten oder Rettungskräfte, die mit dem Grauen hautnah in Berührung kamen. Aber auch wir sind seit nun mehr als 48 Stunden fast permanent mit den Geschehnissen konfrontiert. Zum Verarbeiten war noch nicht wirklich Zeit.

Wie aber muss es dann jenen Menschen gehen, die an diesem 10. Juni ihre Lieben verloren haben? Eine Frage, die uns aktuell in jedem Moment begleitet. Bei der Gedenkveranstaltung Mittwochabend am Grazer Hauptplatz trat auch Kenan ans Rednerpult. Die Worte des jungen Mannes trafen wohl alle Anwesenden mitten ins Herz. Seine kleine Schwester war eines der Opfer des Amokläufers. Man kann ihm nur wünschen, seinen Verlust irgendwie und irgendwann verarbeiten zu können. Gelingen wird uns dies als Gesellschaft aber bestimmt nur gemeinsam – nur zusammen können wir die aktuelle Ohnmacht und Leere vertreiben. 

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