Erdbebengefahr
Müssen sich Türkei-Urlauber jetzt Sorgen machen?
Ein Beben der Stärke 5,8 riss Menschen im Südwesten der Türkei aus dem Schlaf. Eine Jugendliche kam ums Leben, 69 Menschen landeten verletzt in Spitälern, weil sie in Panik aus den Fenstern ihrer Häuser gesprungen waren. Die „Krone“ bat den heimischen Experten Helmut Hausmann um eine Einschätzung.
Schon wieder bebte in der Türkei die Erde. Dieses Mal ist der Urlauberort Marmaris im Südwesten der Türkei heimgesucht worden.
Das Beben erreichte laut der Richter-Skala einen Wert von 5,8. Laut dem türkischen Innenminister Yerlikaya kam es zu keinen Schäden an Gebäuden, doch es spielten sich menschliche Dramen ab: Die 14-jährige Afranur G. erlitt infolge der Naturkatastrophe eine Panikattacke und starb in einem Krankenhaus. 69 Menschen wurden verletzt in Spitäler eingeliefert, weil sie in Angst aus den Fenstern ihrer Häuser gesprungen waren.
Das Epizentrum des Bebens lag laut der türkischen Katastrophenschutzbehörde zehn Kilometer vor Marmaris in einer Tiefe von rund 68 Kilometern.
Marmaris ist eine lebendige Mittelmeerstadt mit Steinstrand, langer Meerespromenade und liegt in der türkischen Provinz Mugla, in der sich auch Bodrum befindet.
Die „Krone“ hat Seismologe Helmut Hausmann zum Interview gebeten.
„Krone“: Schon wieder bebte die Erde in der Türkei. Sind noch mit weiteren Erdbeben in nächster Zukunft zu rechnen?
Helmut Hausmann: Ja, wobei wahrscheinlich nur wenige Nachbeben in den nächsten Tagen auftreten werden. Das Auftreten eines noch stärkeren Bebens kann aber nicht ausgeschlossen werden.
Warum kommt es in dieser Region derart oft zu Erdbeben?
Die Region liegt im Übergangsbereich dreier Platten: der Anatolischen und Ägäischen Mikroplatte sowie der Afrikanischen Platte, welche sich mit etwa vier Zentimeter pro Jahr unter die Ägäische Platte schiebt. Der plötzliche Abbau der Spannungen durch Erdbeben in diesem Gebiet kann mehrere Ursachen haben: Subduktion der Afrikanischen Platte, westliche Bewegung der Anatolischen Platte, Dehnung im Ägäischen Raum und lokale Störungen. Die Herdtiefe von etwa 70 km und der Herdmechanismus sprechen als Ursache für die südlich von Marmaris abtauchende Afrikanische Platte unter die Ägäische Mikroplatte.
Man sollte sich bewusst sein, dass es in der Türkei und in Griechenland viele Regionen gibt, in der generell eine sehr hohe Gefährdung durch Erdbeben besteht.

Erdbeben-Experte Helmut Hausmann von GeoSphere Austria
Bild: GeoSphere
Hat dieses Naturereignis in der Türkei, das auch in Teilen Griechenlands spürbar war, auch etwas mit dem Ätna-Vulkanausbruch auf Sizilien zu tun?
Nein, aus tektonischer Sicht gibt es keine Zusammenhänge, da einmal der Hellenische Bogen und einmal das Kalabrisch-Ionische Subduktionssystem beteiligt sind.
Müssen sich Türkei-Urlauber in diesem Sommer nun Sorgen machen?
Wenn man gut vorbereitet ist, nicht. Jedoch sollte man sich bewusst sein, dass es in der Türkei und in Griechenland viele Regionen gibt, in der generell eine sehr hohe Gefährdung durch Erdbeben besteht (siehe Gefährdungskarten und Erdbebenratgeber GeoSphere Austria).
Wie verhalte ich mich richtig, wenn plötzlich die Erde bebt?
In Innenräumen: unter einen stabilen Tisch und nicht zu den Fenstern blicken (Glassplitter). Nicht nach draußen laufen. Im Freien: Abstand zu Gebäuden einhalten (herunterfallende Teile). Ab Dauer der Erschütterungen von 30 Sekunden in Küstennähe Schutz vor möglichem Tsunami aufsuchen.
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