Nach Phantomtor

Chancen auf Spielwiederholung “sehr gering”

Sport
21.10.2013 16:35
Die Chancen von 1899 Hoffenheim auf ein Wiederholungsspiel nach dem Phantomtor von Stefan Kießling schwinden mehr und mehr - zumindest nach Meinung der Experten. DFB-Vizepräsident Rainer Koch hat große Zweifel, dass das Bundesligaspiel zwischen der TSG und Bayer Leverkusen noch einmal ausgetragen wird. "Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, dass es zu einem Wiederholungsspiel kommt", sagte Koch der "Bild"-Zeitung.

Der beim DFB für Rechtsfragen zuständige Koch hofft, dass sich die FIFA möglichst schnell meldet und sagt, wie er den Vorfall bewertet. "Es ist aber wohl so, dass man einen Regelverstoß konstruieren müsste, damit der Einspruch berechtigt ist", fügte Koch hinzu. Auch in Richtung der FIFA hatte er schon zuvor gefragt, ob nun die Tatsachenentscheidung erschüttert werden müsse, damit es eine Wiederholung des Spiels geben könne.

Hoffenheims Anwalt ortet Regelverstoß
Kießling hatte beim 2:1-Erfolg der Leverkusener am Freitagabend den Treffer zum 2:0 zugesprochen bekommen, obwohl sein Kopfball an das Außennetz nur wegen eines Lochs im Netz im Tor gelandet war. Schiedsrichter Felix Brych entschied dennoch auf Tor. "Wenn Schiedsrichter Brych Zweifel hat, muss er weiterlaufen lassen oder seinen Assistenten befragen. Hat er nicht. Ein Regelverstoß", sagte Hoffenheims Anwalt Markus Schütz. Der Klub hat beim DFB Einspruch gegen die Spielwertung eingelegt, sodass sich das Sportgericht mit dem Fall beschäftigen muss.

Sportanwalt Christoph Schickhardt erklärte jedoch im TV-Sender Sky Sport News HD: "Ein Zweifel ist kein Regelverstoß. Hier liegt allenfalls ein Fehler des Schiedsrichter-Teams vor", sagte der erfahrenste Anwalt im deutschen Fußball. Brych hatte eingeräumt, dass er "leichte Zweifel" in der Situation hatte. Für den ehemaligen Verfassungsrichter Udo Steiner stellt sich die Frage, ob ein Fall von Unerträglichkeit gegeben sei. Die FIFA, so Steiner in der "FAZ", achte darauf, dass keine Sonderwege gegangen würden.

Videobeweis-Diskussion wieder entfacht
Das Skandalspiel hat auch die Debatte über den Videobeweis neu entfacht. DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig verteidigte die verzögerte Einführung der Torlinientechnologie in der Bundesliga. "Wir sind in der DFL nicht gegen den technischen Fortschritt, aber wir sprechen hier über ein hochkomplexes System, das möglicherweise noch störanfällig ist", erklärte Rettig in der "FAZ". Eine Fehlertoleranzgrenze von drei Zentimetern, die die FIFA derart zulasse, sei nicht annehmbar.

Das System "GoalControl" einer Firma aus Würselen war bereits beim Confederations Cup im Sommer in Brasilien erfolgreich getestet worden und wird auch bei der WM 2014 eingesetzt. Es beruht auf einer dreidimensionalen Kontrolle des Balls durch 14 Kameras. In der Bundesliga soll "GoalControl" frühestens zur Saison 2014/2015 eingesetzt werden. In England und in den Niederlanden wird die "Hawk Eye"-Technik benutzt. Italien setzt auf Torrichter wie im Europacup.

Rettig verwies darauf, dass die UEFA im Gegensatz zur FIFA die Torrichter bevorzugt. Präsident Michel Platini lehnt bisher technische Hilfsmittel bei strittigen Spielsituationen ab. "Wir müssen uns auch die Frage stellen: Rüsten wir dafür nur die Stadien der ersten oder auch die der zweiten Liga um?", sagte Rettig. "Nach welchen Kriterien soll der klassenübergreifende Pokalwettbewerb oder die Relegation über die Bühne gehen?"

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(Bild: KMM)



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