Wir klären auf

Pride-Monat: „Worauf soll man stolz sein?“

Community
15.06.2025 08:00

Während auf der ganzen Welt die Menschen zusammenkommen, um gemeinsam für Akzeptanz einzustehen und die LGBTQ+‑Community zu feiern, gibt es immer noch zahlreiche Vorurteile und falsche Vorstellungen, was den Pride Month und alles rund um dieses Thema betrifft. In der vorliegenden Beitragsreihe möchten wir daher häufige Aussagen rund um dieses Thema beleuchten und mit Trugschlüssen aufräumen. Diesmal geht es um die Bezeichnung an sich, die manche irritieren dürfte. 

„Wieso müssen sich diese Menschen so stolz zur Schau stellen?“
In dieser Frage schwingt eine weitere mit: „Wieso sollte man auf seine sexuelle Orientierung stolz sein?“. Und ja, „Pride“ bedeutet Stolz. Doch das heißt nicht etwa, dass sich queere Menschen auf eine höhere Stufe als andere stellen. Sie wollen lediglich ein gleichberechtigter Teil der Gesellschaft sein und sich nicht dafür schämen (müssen), so zu sein, wie sie sind. Das Zeigen in der Öffentlichkeit, etwa im Zuge von Paraden, ist also ein Ausdruck von Selbstakzeptanz und Solidarität innerhalb der Gemeinschaft, insbesondere in Anbetracht der Diskriminierung, mit der diese Gruppe eben auch im 21. Jahrhundert noch zu kämpfen hat.

Extravagante Kleidung, schrilles Make-up, der unvergleichliche Look – sie sind in diesem Zusammenhang als Zeichen von Individualität zu verstehen, genauso aber auch als Feiern der Vielfalt oder Widerstand gegen die auferlegten Normen. Zudem kann dadurch mehr Aufmerksamkeit generiert werden. Und zu guter Letzt kann man die unkonventionelle Aufmachung auch im historischen Kontext sehen: Sie nimmt Bezug auf die Stonewall-Unruhen 1969, den Ausgangspunkt der Pride-Bewegung, wo das Sichtbarsein für diese Menschen mit einem hohen Risiko verbunden war.

Die Ursprünge des Pride-Monats

 

  • Am 28. Juni 1969 kam es in einer Bar in New York, dem „Stonewall Inn“, zu einer Razzia. Dieses Lokal war ein wichtiger Zufluchtsort für die damals Ausgestoßenen der Gesellschaft, insbesondere für Homosexuelle und Transgender-Personen. Hier konnten sie im damaligen Rahmen sie selbst sein, während sie von den Behörden als krank und kriminell gebrandmarkt waren.
  • Razzien dieser Art und Polizeigewalt waren dort an der Tagesordnung, unter anderem, weil Homosexualität als Straftat galt. Es war üblich, dass die Festgenommenen am nächsten Tag mit ihrem Namen und dem „Verbrechen“ der Homosexualität in der Zeitung aufschienen.
  • Dabei drangsalierte nicht nur die Exekutive die Menschen aus der LGBTQ-Community: Die Mafia hatte darin ein Geschäftsmodell gefunden, Schutz- und Schmiergelder von Ungeouteten zu erpressen. Während die Polizei von ihr bezahlt wurde, damit die Bar geöffnet blieb, konnte diese ihre Razzien durchführen und dabei Gäste verhaften.
  • Auch an diesem Abend nahm man die Angestellten fest und schloss die Bar, nachdem man die Barbesuchenden vertrieben hatte.
  • Was diesmal jedoch anders verlief: Die Vertriebenen setzten sich gegen diese Behandlung zur Wehr und es kam zu Ausschreitungen. Im Zuge dieser verbarrikadierte sich die Polizei im Lokal. Die Menge versuchte, dieses zu stürmen. Letzten Endes gelang das nicht. Zurück blieb eine von der Polizei verwüstete Bar, die jedoch kurz danach wieder eröffnet wurde.
  • Diese Ereignisse setzten den Grundstein für weitere Proteste und Demonstrationen gegen Diskriminierung und Polizeigewalt und gelten unter anderem als die Geburtsstunde der heutigen Pride-Paraden. Der Name der Bar und deren Adresse – die Christopher Street – haben sich zu einem Synonym für den Kampf von queeren Menschen gegen ihre Unterdrückung etabliert.

Die Community kann also angesichts dieses geschichtlichen Hintergrunds stolz sein – stolz darauf, dass man damals gegen die Diskriminierung aufgestanden ist und ein Zeichen setzen konnte, das bis heute von großer Bedeutung ist. Stolz darauf, was bisher erreicht werden konnte. Aber auch stolz auf das Ich, das man ruhig nach außen tragen „darf“. Denn niemand sollte wegen seiner sexuellen Identität Scham empfinden oder sich verstecken oder anpassen müssen, damit ihm Akzeptanz entgegengebracht wird.  

(Bild: AFP)

In der Bezeichnung „Pride Month“ schwingt ergo mehr mit, als der Begriff „Stolz“ im eigentlichen Wortsinne vermuten lassen würde. Er ist nicht als ein Sich-Erhöhen zu verstehen, nicht als das vorherrschende Motiv, sondern es geht auch um ein positives Selbstbewusstsein, um Würde und Sichtbarkeit. Und nicht zuletzt auch um ein friedliches Miteinander. 

Welche weiteren Aspekte zum Thema würden Sie gern genauer ausgeführt sehen? Schreiben Sie uns Ihre Vorschläge als Kommentar oder in einer Mail an forum@krone.at. Wir sind gespannt auf Ihre Beiträge. 

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