Vor 70 Jahren entstand im damaligen Niemandsland auf der Plage de Pampelonne an der französischen Riviera ein simples Strandlokal – als improvisiertes Film-Catering. Inzwischen ist der Club 55 Kult, er lockt Stars an, die meist über den Wasserweg angereist kommen.
Frankreichs berühmtester Sandstrand, die Plage de Pampelonne, erstreckt sich über fünf Kilometer südlich von Saint-Tropez, gehört aber schon zum Nachbardorf Ramatuelle. Ein wenig versteckt zwischen spärlichem Dünengras und Pinien liegt dort ein Ort, der sich dem Zeitgeist nie unterworfen hat – und gerade deshalb schon 70 Jahre en vogue ist: Le Club 55.
Dieser entstand, wie der Name verrät, 1955, nicht aus Kalkül, sondern aus Improvisation: Geneviève & Bernard de Colmont, die Eltern des heutigen Patrons Patrice, ließen sich in dem damaligen Niemandsland nieder, sie wollten wie Robinson Crusoe leben, wohnten in Hütten ohne Strom und fließendes Wasser. Als Regisseur Roger Vadim genau dort am Strand den legendären Skandalfilm „und ewig lockt das Weib“ mit Brigitte Bardot, Curd Jürgens und Jean-Louis Trintignant drehte, fragte man an, ob Madame Colmont nicht für die Crew kochen könnte. Sie konnte. Die Aussteiger-Hütte mutierte für das 80-köpfige Team zur Kantine. Dass daraus einmal solch ein weltberühmter Hotspot werden würde, ahnte zu der Zeit keiner.
Und niemand hätte gedacht, dass der lange Steg vor dem Club zur Bühne werden könnte – Weltstars als beliebtes Fotomotiv. Sie entsteigen ihren Jachten und lassen sich mit kleinen Booten heranbringen: Elton John, Leonardo DiCaprio, Sienna Miller, Bill Gates, Bono, Goldie Hawn, Jeff Bezos, Katy Perry, Jared Leto oder Giorgio Armani – sie alle kehrten hier schon ein und steckten ihre nackten Füße in den Sand. Saßen an den einfachen, mit Provence-blauen Tüchern bedeckten Tischen, umrahmt von Pinien und Olivenbäumen, sonnengeschützt durch ein weiß gestrichenes Bambusdach.
Doch hier, wo sich das Geld aller Welt versammelt, gibt es keine Rangordnung. Patrice de Colmont sorgt dafür, dass alle gleichbehandelt werden. Sein Motto: „Hier kocht nicht der Chef. Und der Gast ist nicht König, sondern ein Freund. Willkommen ist jeder – zumindest das erste Mal.“ Sicherheitszäune braucht man ebenso wenig wie inszenierten Glanz, vielmehr hält man das lässig Mondäne hoch. Protz und Selfie-Stick sind verpönt. Es gilt: Jeder ist jemand – und gerade deshalb ist es egal, wer du bist.
Adresse:
83350 Ramatuelle (Nachbardorf von St-Tropez)
Boulevard Patch, Frankreich (www.club55.fr)
Tel. +33 4 94 55 55 55
Reservierung unbedingt nötig, idealerweise schon viele Wochen im Voraus Öffnungszeiten: noch bis 2. November 2025 täglich von 11 bis 18 Uhr
Dresscode: barfuß und Flip-Flops sind erlaubt, auch Bikini und Badehose
Spezialitäten des Hauses: Rohkostplatte (Panier de crudités), Moules et frites, Ratatouille, Tarte Tropézienne
Souvenirs: hauseigenes Olivenöl, Armbänder, Strandtasche aus der Boutique
Serviert wird, was die Gegend hergibt: Bouillabaisse, frischer Fisch vom Grill, Artischocken mit Vinaigrette, rohes Gemüse, Salade Niçoise, Moules et frites, an der Speisekarte wurde schon seit Langem nichts mehr verändert. Ist es teuer? Nun ja.
Und die ungezwungene Atmosphäre, die anno 1955 geherrscht haben muss, hat sich erhalten. Wie sagte der exzentrische Modezar Karl Lagerfeld selig: „Der Club 55 ist der einzige Ort, wo ich meine Sonnenbrille abnehme.“
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