Spotify & Co.

Legale Musikdienste sorgen für enormes Minus bei Piraterie

Web
17.07.2013 13:59
Im Kampf gegen illegal kopierte Musik, Filme und TV-Serien im Netz haben Rechteinhaber in der Vergangenheit vor allem auf Nutzungsbeschränkungen und die Verfolgung der Tauschbörsennutzer gesetzt. Kopiergeschützte CDs, die im Autoradio nicht liefen, und Abmahnbriefe, in denen Eltern von Tauschbörsennutzern für die Taten ihrer Kinder zur Kassa gebeten wurden, waren üblich. Eine neue Studie aus Norwegen zeigt jetzt: Das bringt nichts.

Das beste Mittel gegen Raubkopierer seien nämlich bequem nutzbare legale Alternativen zu vernünftigen Preisen, wie dies auch der Netzrebell Kim Dotcom immer wieder argumentiert (siehe Infobox). Wie "TorrentFreak" unter Berufung auf eine aktuelle Studie zum Thema meldet, sei in Norwegen zwischen 2008 und 2012 die Zahl der illegal heruntergeladenen Musikstücke um über 80 Prozent eingebrochen. Film- und Serienkopien sind ebenfalls zurückgegangen, wenn auch nicht so stark.

Man könnte nun argumentieren, dass der Rückgang mit der intensivierten Verfolgung von Tauschbörsennutzern zusammenhängt, die sich in Norwegen zuletzt in einem neuen Gesetz manifestiert hat, welches seit Anfang Juli die Verfolgung von Kopierern und die Sperrung einschlägiger Websites vereinfacht. Der Bedarf für schärfere Gesetze sei beim Inkrafttreten der neuen Regelungen allerdings schon massiv gesunken, schreibt das Filesharing-Portal.

Massiver Rückgang bei MP3-Downloads seit 2008
Schließlich sei die Zahl der heruntergeladenen Musikstücke schon von 2008 bis 2012 um über 80 Prozent von rund 1,2 Milliarden auf 210 Millionen pro Jahr gesunken. Bei Filmkopien sank die Zahl der Downloads von 125 auf 65 Millionen und bei TV-Serien von 135 auf 55 Millionen. Mit einer gestiegenen Zahl an Verurteilungen von Tauschbörsennutzern hänge der Rückgang nicht zusammen, schließlich habe es nur eine Handvoll Nutzer tatsächlich erwischt.

Der wahre Grund für den Rückgang seien legale Alternativen wie Spotify oder die in Norwegen seit kurzem ebenfalls verfügbare Online-Videothek Netflix, heißt es in dem Bericht. "Wenn sie ein gutes legales Angebot haben, werden es die Leute auch benutzen", sagt dazu der Osloer Jus-Professor Olav Torvund. "Es gibt keine Entschuldigung für illegales Kopieren, aber wenn sie ein Angebot bekommen, das nicht zu viel kostet und einfach zu nutzen ist, werden illegale Downloads uninteressanter."

Jeder vierte Norweger zahlt für Musikstreaming
Und tatsächlich: Die Umfrage zeigt, dass fast die Hälfte der Befragten Angebote für Musikstreaming wie etwa Spotify nutzen. Mehr als die Hälfte der Streaming-Nutzer zahlt sogar für die Services – insgesamt sei damit immerhin jeder vierte norwegische Internetnutzer mittlerweile zahlender Streaming-User.

Dass der Rückgang der Raubkopien bei Musikstücken am deutlichsten ausfällt, spricht dafür, dass die Musikindustrie ihre Lektion als Erstes gelernt hat. Verständlich, waren MP3-Downloads und Tauschbörsen wie Napster oder Morpheus doch schon zu Schmalbandzeiten verbreitet, während Film- und Seriendownloads erst mit Aufkommen schneller Breitbandverbindungen ihren Siegeszug antraten.

Gegen Piraten gewinnt man Schlachten, keine Kriege
Nachdem die Musikindustrie lernen musste, dass Kopierschutzmechanismen bei CDs und lästige Nutzungsrechtebeschränkungen bei digitalen Downloads keinen Erfolg bringen, scheint man mit legalen Diensten jetzt also endlich die Lösung für das Piraterieproblem parat zu haben – zwölf Jahre nach dem Aus für Napster und der Erkenntnis, dass gegen Tauschbörsen juristisch zwar Schlachten zu gewinnen sind, aber keine Kriege.

Wissen, von dem die mittlerweile ebenfalls von Piraterie gebeutelte Filmindustrie profitieren könnte – wenn sie denn will. In Norwegen gibt es seit Kurzem das US-amerikanische Video-on-Demand-Portal Netflix, in Deutschland hat sich Amazon mit Lovefilm stark positioniert.

Video-on-Demand steckt in Österreich in den Kinderschuhen
In Österreich ist das Streaming-Angebot unterdessen noch dünn. Manche Internetdienste, Mobilfunker und Kabelnetzbetreiber bieten ein überschaubares Sortiment an Streaming-Filmen, hinzu kommen Apples iTunes und Microsofts Xbox Video, bei denen immerhin die Auswahl stimmt. Nutzerfreundliche Flatrates, bei denen gegen eine monatliche Pauschale so viel angeschaut werden kann wie man will, fehlen gänzlich. Auch wegen rechtlicher Streitigkeiten.

Wie werden die Einnahmen bei Streaming-Angeboten aufgeteilt? Wie die Rechteinhaber davon überzeugt, bei einer neuen Plattform mitzumachen? Es sind Fragen, die sich auch in der Anfangsphase des Musikstreaming gestellt haben, die aber in zähen Verhandlungen beantwortet wurden und den Weg für legale Streamingdienste frei gemacht haben. Dass sich die Musikindustrie um ein nutzerfreundliches neues Geschäftsmodell bemüht hat, war ihr wohl härtester Schlag gegen die Piraterie. Man darf gespannt sein, wann die Filmindustrie es ihr gleichtut.

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