Nach dem versprühten Optimismus kam die Ernüchterung: Statt am Freitag den Grundstein für den Aufstieg zu legen, ist der Weg zum EM-Ticket für Österreichs Frauen-Nationalteam durch eine 0:1-Niederlage in Polen sehr steinig geworden. „Das ist sehr ärgerlich“, betonte Barbara Dunst.
Im Rückspiel am Dienstag (18.15 Uhr) in Wien muss jetzt zwingend ein Sieg her, um der Favoritenrolle im entscheidenden Quali-Play-off-Duell noch gerecht zu werden. Dafür bedarf es in mehreren Bereichen einer klaren Steigerung.
Starstürmerin Ewa Pajor gelang zwar auch im dritten Duell in Folge mit der ÖFB-Auswahl kein Treffer, trotzdem war sie immer mittendrin, wenn es nach Umschaltsituationen schnell nach vorne ging. So leitete sie schon in der 3. Minute eine Topchance von Adriana Achcinska ein. Den entscheidenden Treffer von Natalia Padilla (57.), deren Abschluss von Marina Georgieva nur noch ins eigene Tor abgelenkt werden konnte, bereitete die Barcelona-Angreiferin mustergültig vor. In der 65. Minute hatte Pajor bei einem Stangenschuss Pech.
„Eine Situation, vor der wir gewarnt haben“
„Wir haben genau so ein Tor kassiert, aus einer Situation, vor der wir gewarnt haben“, sagte ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann. Sie war geknickt wie auch ihre Spielerinnen, die im Gegensatz zu den beiden 3:1-Erfolgen in diesem Jahr in der Gruppenphase der EM-Quali mit hängenden Köpfen den Platz verließen. „Dass sie vorne schnelle Spielerinnen haben und das ausnutzen, war uns im Vorhinein klar, dass du dir da nicht einmal einen Fehler erlauben darfst auch. Leider ist uns der passiert“, verlautete Torfrau Manuela Zinsberger.
Das war im Stadion von Gdansk nicht das einzige Problem. Vorteile beim Ballbesitz brachten nichts ein, da keine Topchance herausgespielt werden konnte. Polens Torfrau Kinga Szemik wurde nur bei einem Schuss von Lilli Purtscheller (74.) geprüft. „Wir waren nach vorne nicht durchschlagskräftig genug“, resümierte Fuhrmann. Nach der Pause ging auch die Spielkontrolle verloren. „In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel ein bisschen aus der Hand gegeben“, sagte Mittelfeldspielerin Barbara Dunst. Und Zinsberger ergänzte: „Es waren sehr viele Eigenfehler dabei, wenn wir den Ball gewonnen haben, waren wir sehr hektisch.“
So ganz überraschend kam der enttäuschende Auftritt nicht. Auch die Partien zuvor gegen Slowenien (3:0,2:1) hätten bei einem anderen Spielverlauf anders ausgehen können. Der Druck war schon damals ein sehr großer, wie auch während der Gruppenphase in den entscheidenden Aufeinandertreffen mit Island, in denen am Ende nur ein magerer Punkt herausgeschaut hatte, der für ein direktes EM-Ticket zu wenig war. Nun könnte die mentale Komponente auch wieder eine Rolle gespielt haben, setzte es doch für den Weltranglisten-17. gegen die Nummer 32 der Welt eine von der Papierform her unerwartete Niederlage.
Zinsberger: „Reißen das rum“
„Das ist sehr ärgerlich“, betonte Dunst. Verloren ist aber noch nichts. Hoffnung macht eben auch die Erinnerung an die beiden 3:1-Erfolge gegen Polen am 9. April in Gdynia und 12. Juli in Altach. „Ich bin der Überzeugung, dass wir die Qualität haben, am Dienstag als Sieger vom Platz zu gehen. Wir haben es auch in der EM-Quali schon bewiesen. Wir müssen es aber definitiv besser machen und unsere Leistung auf den Platz bringen“, meinte Fuhrmann. Ihr Team traut sich die Wende auch zu. „Es ist jetzt wichtig, den Kopf wieder freizubekommen und am Dienstag reißen wir das rum“, gab Zinsberger zu Protokoll.
Hilfreich wäre ein lautstarker Support von den Rängen. „Jetzt muss sich ganz Österreich einmal aufraffen und ins Stadion kommen. Wir brauchen die Unterstützung“, forderte Dunst. Auch laut Fuhrmann wäre es unheimlich wichtig, den Support von den Rängen zu spüren. Ob die Appelle Früchte tragen, wird sich zeigen. Der Vorverkauf deutet nicht darauf hin, er verläuft schleppend. Bis Donnerstag waren gerade 2.500 Tickets verkauft.
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