Anfang Februar hatte die voestalpine intern aufgedeckt, dass über 12 Jahre in einer Konzerngesellschaft die Zahlen geschönt worden waren. Sieben Monate später liegen alle Beweise auf den Tisch. Und der Stahlriese aus Linz macht jetzt Ernst, reichte gegen zwei ehemalige Mitglieder der Geschäftsführung der betroffenen Gesellschaft Strafanzeige ein.
„So sind wir nicht“, hatte voestalpine-Vorstandschef Herbert Eibensteiner bei der Hauptversammlung Anfang Juli in Linz betont, als er in einem 17 Minuten dauernden Vortrag die Aktionäre über die Causa rund um die ergebnisverbessernden Fehlbuchungen informiert hatte.
„Es war ein Einzelfall“, erklärte er nun gegenüber Medien und verriet, dass die Untersuchungen durch ein spezialisiertes Wirtschaftsprüfungsunternehmen und eine deutsche Rechtsanwaltskanzlei abgeschlossen sind.
48.000 Mails gesichtet, 45 Personen befragt
Die internen Ermittlungen waren aufwändig: 45 Personen wurden intensiv befragt, 48.000 E-Mails wurden gesichtet, Tausende Belegzeilen und Hunderte Buchungen überprüft. Ergebnis daraus: „Es gab ein nicht richtlinienkonformes Zusammenwirken von zumindest zwei Personen“, erklärte Eibensteiner.
Rechtliche Schritte eingeleitet
Und gegen diese zwei ehemaligen Mitglieder der Geschäftsführung der betroffenen Konzerngesellschaft der Metal-Forming-Division reichte das Unternehmen nun auch Strafanzeige ein. „Die ersten rechtlichen Schritte sind eingeleitet“, sagt der voestalpine-Vorstandschef dazu.
Wir haben diese Buchungen, die nicht rechtmäßig waren, wieder zurückgedreht auf das richtige Maß, gehen davon aus, dass wir den Großteil der zu viel bezahlten Steuern zurückbekommen werden. Jetzt konzentrieren wir uns auf die weitere Verbesserung unserer Kontrollsysteme.
Herbert Eibensteiner, Vorstandschef der voestalpine
Auch in Bezug auf den Schaden, der durch die über 12 Jahre betriebenen Fehlbuchungen entstanden ist, hat man nun einen weit besseren Überblick: Die Zahlen waren ja um 99,5 Millionen Euro geschönt worden. „Es gab keinen Mittelabfluss“, betont Eibensteiner.
Schaden zwischen zwei und drei Millionen Euro
Die voestalpine hat aber in der Zeit zu viele Steuern bezahlt: 14 Millionen Euro hat man bereits beim Finanzamt geltend gemacht. Man geht aber davon aus, dass man zusätzlich einen weiteren mittleren einstelligen Millionenbetrag zurückbekommen wird. Letztlich dürfte der Schaden zwischen zwei und drei Millionen Euro liegen und sich aus den Kosten für die Aufarbeitung, Steuerberater und Anwälte zusammensetzen.
Ob Vorstand zu hohe Boni erhalten hat, ist noch offen
Schritte zur Einforderung dieses Schadens sind in Prüfung und Vorbereitung, heißt es seitens der voestalpine. Noch offen ist, ob der Vorstand in der Zeit, in der die Fehlbuchungen passiert ist, zu hohe Boni erhalten hat. Wäre dieser Fall, zahlt man diese zurück, erklärte Eibensteiner.
Als die Causa Anfang Juni durch die Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2023/24 in die Öffentlichkeit gelangen war, war die voestalpine vor allem durch die zu verhaltene Kommunikation zu den Fehlbuchungen in die Kritik geraten. Sogar die Finanzmarktaufsicht war tätig geworden, hatte Untersuchungen gestartet, ob Veröffentlichungspflichten verletzt wurden.
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