20.12.2012 13:46 |

Neue Stau-Erkenntnis

Verkehrsstaus speisen sich aus wenigen Quellen

Staus sind ein ebenso lästiges wie rätselhaftes Phänomen. Sie entstehen bisweilen ohne erkennbaren Grund und keiner kann nachvollziehen, warum. Nun hat ein Forschungsteam mit österreichischer Beteiligung interessante neue Erkenntnisse gewonnen: Die Stauverursacher kommen häufig aus wenigen, relativ eng umgrenzten städtischen Gebieten.
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(Bild: kmm)

Einer Modellstudie zufolge trugen Verkehrsteilnehmer aus diesen Gegenden weit mehr zur Staubildung bei als andere. Reduzierten die Wissenschaftler gezielt das Verkehrsaufkommen aus solchen "Stauverursacher-Gebieten" um nur ein Prozent, verringerte sich der Zeitverlust für alle Verkehrsteilnehmer um bis zu 18 Prozent. Senkt man das Verkehrsaufkommen gezielt nach diesem Prinzip, sei der Effekt drei- bis sechsmal höher als bei einer gleichmäßigen Reduktion der Fahrzeuge aus allen Quellen.

Daten aus den USA
Die Forscher werteten die Daten von Mobilfunkgeräten in Verbindung mit Daten aus Geoinformationssystemen (GIS) in den Großräumen der San Francisco Bay Area in Kalifornien und Boston aus. So konnten die Bewegungen von mehr als einer Million Menschen analysiert werden.

Dabei fanden sie heraus, dass die meisten Fahrzeuge auf verstopften Straßen aus relativ wenigen, präzise lokalisierten Gebieten kamen. Drehten die Forscher an den richtigen Schrauben und nahmen in ihrem Modell nur ein Prozent weniger Fahrten aus diesen Stadtteilen an, kam es zu einer Reduktion des Zeitverlustes von 14 Prozent in der gesamten Bay Area. In Boston sanken die Stehzeiten sogar um 18 Prozent. Die Ergebnisse könnten es Städteplanern ermöglichen, gezielte Stauvermeidungsstrategien zu entwickeln, heißt es seitens des AIT.

Für die Studienautoren ist die Verwendung von Mobiltelefon- und GIS-Daten ein sehr effizientes Mittel, um die sich ständig verändernde Nutzung des Straßennetzes beurteilen zu können. Ein entscheidender Vorteil sei, dass diese Daten für viele Städte verfügbar seien. Selbst in Entwicklungsländern in Asien, Afrika und Lateinamerika, die sonst kaum über die Mittel für umfassende Untersuchungen verfügen, könne man mit dieser Methode Erkenntnisse gewinnen.

Die Ergebnisse der Studie von Katja Schechtner vom Austrian Institute of Technology (AIT) sowie Wissenschaftlern vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), der Central South University in Changsha (China) und der University of California in Berkeley wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature Scientific Reports" veröffentlicht.

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