19.12.2012 10:19 |

Erfolgsgeschichte

Crowdfunding: Experten orten enormes Potenzial

Die Situation ist so manchem angehenden Jungunternehmer mehr als vertraut: Die Idee ist da, der Wille auch, nur am Geld fehlt es, das Projekt in die Realität umzusetzen. Für die Frühphase gibt es kaum Förderungen und Risikokapital, während Bankkredite wegen immer strengerer Kriterien zunehmend außer Reichweite geraten. Die Antwort auf das Problem könnte die Schwarmfinanzierung sein, also in der Kapitalbeschaffung durch eine Masse an interessierten Menschen, die sich auf webbasierten Plattformen mit kleinen Beträgen direkt an Projekten beteiligen.
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Internationale Portale wie "Kickstarter" (USA) oder "Sciencestarter" (Deutschland) zeigen bereits vor, wie es geht: Projektideen werden online vorgestellt und von den Usern mitfinanziert. Solche und ähnliche Plattformen erleben zurzeit einen ungeheuren Boom. Je nach Art der Plattform gibt es finanzielle oder eher ideelle Anreize mitzumachen.

Entwickelt hat sich die Bewegung aus dem Konzept des Crowdsourcing, ein Begriff, der erstmals 2006 in einem Artikel des Magazins "Wired" erwähnt wurde. Darin beschrieb Autor Jeff Howe den Effekt, dass eine Masse oder ein "Schwarm" von Menschen Ressourcen oder Wissen gebündelt zur Verfügung stellt.

Mittlerweile werden beim Crowdsourcing verschiedene Unterkategorien unterschieden. Beim Crowdfunding, wie es "Sciencestarter" und "Kickstarter" betreiben, steht die Bündelung von kleinen Geldbeträgen im Vordergrund. Die beteiligten Spender begnügen sich meist mit Anerkennung oder kleinen Vergünstigungen. Bei Crowdinvesting bzw. Equity Crowdfunding hingegen geht es um reale Beteiligungen mit Risikokapital an Start-ups oder Innovationsprojekten.

"1000x1000" als österreichischer Crowdfunding-Pionier
Der bisher einzige Versuch einer Crowdinvesting-Plattform in Österreich ist das im April 2012 gegründete Portal "1000x1000". Deren Gründer, der Innovationsforscher Reinhard Willfort, weiß von einem schwierigen bis ungewissen rechtlichen Umfeld zu berichten. Im Vorfeld galt es etwa, sich vom Lending-based Crowdfunding abzugrenzen, das Privatkrediten entspricht und dem Waldviertler Bankenrebell Heini Staudinger massive Probleme mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) wegen unerlaubter Bankgeschäfte beschert hat. "Hier ist man bereits voll im Finanzwesengesetz unterwegs", erklärte Willfort.

Um solchen Schwierigkeiten vorzubeugen, hat Willfort im Vorfeld mit zwei Rechtsanwälten zusammengearbeitet, um sich "doppelt und dreifach abzusichern". Von der FMA gebe es zwar bis heute keinen "grünen Stempel", aber auch keine Angriffsfläche, "da wir rechtlich korrekt unterwegs sind". Die Voraussetzung: Der Betreiber selbst darf nichts an der Transaktion verdienen. Das dürfen nur die Beteiligten, die alle Konten bei Banken haben. Die Plattform erhält von den Innovatoren eine Vermittlungsgebühr.

8.500 von benötigten 75.000 Euro eingesammelt
Momentan befinde sich ein Projekt über Crowdsourcing auf der Webseite, das bei 8.500 Euro von geplanten 75.000 Euro steht. "Da sind wir jetzt mit Volldruck dahinter, das in die Breite zu bringen und Investoren zu finden", so Willfort. Fünf weitere Projekte seien bereits für das Portal ausgewählt worden.

Für den Erfolg einer Crowdfunding-Plattform ortet der Innovationsexperte drei wesentliche Punkte, die funktionieren müssten. Erstens sollte die angestrebte Problemlösung durch das Projekt letztlich auch dem Investor nützen. Zweitens sollten die Person, die dahintersteht, und ihre Motive überzeugen. "Wenn die Person authentisch ist und das aus einer Überzeugung heraus macht, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass es funktioniert relativ hoch", so Willfort. Drittens sollte eine Aussicht auf die Vermehrung des investierten Geldes möglich sein, sofern es sich nicht um eine reine Spendenplattform handelt.

Crowdfunding als "Game Changer"
Der Trend weg vom klassischen Bankkredit hin zur Schwarmfinanzierung scheint unaufhaltsam. So hat das US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" von Schätzungen berichtet, wonach das weltweite Marktvolumen durch sämtliche Arten des Crowdfunding auf bis zu 500 Milliarden Dollar (380 Milliarden Euro) pro Jahr anwachsen könnte. Zum Vergleich: 2011 waren es ungefähr 1,5 Milliarden Dollar.

"Heuer ist die Prognose mit knapp 500 Plattformen, dass wir weltweit bei 2,8 Milliarden Dollar liegen werden. Die Anzahl der Plattformen wächst im Moment überproportional, fast täglich kommt eine neue dazu", erklärt der Experte unter dem Hinweis darauf, dass bereits ein gewisser Bereinigungsprozess zu bemerken sei, der dieses enorme Wachstum an Portalen natürlich wieder einbremsen werde. Die Zukunft gehört jedenfalls dem Crowdfunding, ist Willfort überzeugt: "Ich glaube, dass Crowdfunding eine Art Game Changer werden wird, da wird noch einiges passieren."

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