"Er wurde gewarnt"

Armstrong soll Doping-Kontrolleure stets genarrt haben

Sport
27.08.2012 09:19
Der lebenslang gesperrte Lance Armstrong ist nach Angaben der französischen Anti-Doping-Agentur während seiner Karriere vor Dopingtests gewarnt worden. Das sagte der wissenschaftliche Berater Michel Rieu in einem Interview der Tageszeitung "Le Monde". "Die Kontrolleure hatten Schwierigkeiten, unangekündigte Tests durchzuführen, ohne dass Lance Armstrong einen Vorsprung von 20 Minuten hatte", erklärte Rieu. "Er wurde vor den Kontrollen gewarnt." Armstrong habe dazu ein großes Netzwerk genutzt, zu dem auch mehrere Physiologen gehört hätten.

So sei Armstrong das im Ausdauersport für Blutdopingzwecke genutzte Hormon EPO nur in kleinen Dosen verabreicht worden, durch die Warnungen habe er sein Blut verdünnen oder auch seinen Urin ersetzen können. "Ohne Informationen der Polizei oder der Zollbehörden wären wir hilflos gewesen", sagte Rieu.

Rieu erinnerte an einen Vorfall vor der Tour 2009, als Armstrong im März die Kontrolle hinausgezögert habe. Er habe den Kontrolleur nach einem Beweis für seine Identität gefragt. Der Amerikaner hatte damals erklärt: "Ich hatte keine Ahnung, wer der Mann war oder ob er die Wahrheit sagte."

Armstrong war am Freitag von der US-Anti-Doping-Agentur USADA lebenslang gesperrt worden. Die Behörde will dem 40-Jährigen zudem seine sieben Titel bei der Tour de France aberkennen.

"Niemand muss um mich weinen"
Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Bekanntgabe der Sperre für den Profisport belegte Armstrong am Samstag in Aspen bei einem Mountainbike-Hobbyrennen Platz zwei. Der 40-jährige Texaner wirkte dabei im schwarz-goldenen Renndress gelassen, nachdem er schriftlich angekündigt hatte, nicht mehr gegen Dopingvorwürfe vorgehen zu wollen. "Niemand muss um mich weinen. Mir wird es prima gehen", sagte Armstrong den wartenden Journalisten. "Ich habe fünf tolle Kinder und eine wunderbare Frau in meinem Leben. Meine Stiftung ist von all der Aufregung nicht betroffen."

In dem Rennen über 58 Kilometer hatte er fünf Minuten Rückstand auf den erst 16 Jahre alten Sieger Keegan Swirbul. Armstrong betonte, die Rennen an sich seien ihm nicht mehr wichtig. "Es geht mehr darum, fit zu bleiben und eine der schönsten Ecken der Welt zu genießen - an einem schönen Tag, auf einer schweren Strecke. Einige von euch werden vielleicht sagen, es ist ein bisschen krank, so etwas in der Freizeit zu machen. Mir hat es Spaß gemacht", betonte Armstrong.

Von 16-Jährigem "in den Hintern getreten"
Der Texaner zeigte sich überzeugt, dass ihn seine Fans auch weiterhin unterstützen werden. Die Spenden für seine Krebs-Stiftung waren am Freitag sprunghaft gestiegen. Auch große Sponsoren wollen ihm treubleiben.

Dem Radsport prophezeite er eine gute Perspektive und lobte seinen Bezwinger. "Es ist cool, von einem 16-Jährigen in den Hintern getreten zu werden, wenn du weißt, dass er eine große Zukunft hat. Es gibt eine Menge guter junger Leute", sagte Armstrong, der nach dem Ende seiner Rad-Karriere zuletzt als Triathlet aktiv war.

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(Bild: KMM)



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