Jahrhundertprojekt

Start für Mega-Kanal unter dem Wienfluss

Wien
29.02.2024 19:00

Von jetzt bis 2027 gräbt sich eine gewaltige Tunnelbohrmaschine unbemerkt durch halb Wien - und wird so die Stadt verändern. Der neue Wiental-Kanal ist eine technische Herausforderung der Sonderklasse und macht die Pläne, den Wienfluss zum Erholungsgebiet umzugestalten, erstmals realistisch.

Wenn Anfang März 2024 auf der „Stadtwildnis“ bei der U4-Station Margaretengürtel die Baumaschinen auffahren, ist das der Startschuss für das größte Bauprojekt in der Geschichte der Wiener Kanalisation: das Graben eines riesigen Kanals unter dem Wienfluss, von Aufhof bis nach Margareten. Neun Kilometer lang wird der Kanal mit einem Innendurchmesser von drei Metern sein. Im Jahr 2028 soll er in Betrieb gehen.

Wienfluss muss nicht länger Hochwasserrinne sein
Der Kanal soll den Wienfluss von seiner Rolle als Hochwasser-Reserve freispielen: Bisher musste der Fluss nach starken Niederschlägen geflutet werden, um das Wiener Kanalnetz nicht zu überlasten. Der neue Kanal eröffnet damit erstmals auch realistische Möglichkeiten zur Neugestaltung des Wienflussbetts. Sowohl Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky als auch die anwesenden Vorsteher der beteiligten Bezirke - Margareten, Mariahilf, Meidling, Hietzing, Penzing und Rudolfsheim-Fünfhaus - sowie die Wiener Grünen drängen bereits auf die Schaffung eines neuen Naherholungsgebiets.

Millimeterarbeit zwischen U-Bahn-Röhren
Von den Haupt-Grabungsarbeiten wird die Bevölkerung kaum etwas bemerken: Die 135 Meter lange und von 15 Mann bediente Tunnelbohrmaschine wird Stück für Stück in Margareten versenkt, erst im Tunnel zusammengebaut - und frisst sich dann bis Sommer 2026 in einer Tiefe von 12 bis 35 Metern nach Auhof an die Stelle des Skaterparks, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

In Auhof wird die Maschine ausgegraben, nach Margareten transportiert und wieder in die 15 Meter tiefe Baugrube gesetzt. Bis 2027 absolviert sie dann die Strecke ostwärts bis zum Ende des Kanals gleich gegenüber vom Café Rüdigerhof. Seit Jahren wurde das Projekt geplant, die Durchführung bleibt trotzdem eine technische Herausforderung: An einer Stelle führt die geplante Trasse haarscharf zwischen den U-Bahn-Tunnels hindurch, mit nur 1,70 Meter Höhenabstand zur Röhre der U2.

Eine einmalige Baustellen-Erfahrung
So unbemerkt das Graben des neuen Hauptkanals verlaufen wird, so bemerkbar wird das Schaffen der neuen Anschlussstellen für den Kanal sein. Hier sind an 43 Stellen Bauarbeiten jeweils in der Dauer zwischen mehreren Wochen und mehreren Monaten nötig. Wien-Kanal-Direktor Andreas Ilmer ersuchte die Bevölkerung schon am Donnerstag um Geduld und Verständnis während der nächsten Jahre. Czernohorszky zeigte sich diesbezüglich zuversichtlich, denn für alle Beteiligten wie auch die Wiener gelte: „So was machst du nur einmal in deinem Leben.“

Beinahe ein Geburtstagsgeschenk
Mit dem neuen Wiental-Kanal macht sich die Wiener Kanalisation quasi auch ein Geburtstagsgeschenk: Seit genau 100 Jahren ist die Kanalisation der Stadt auch zu 100 Prozent in städtischer Hand. Bis zum Jänner 1923 war vor allem die Räumung und Wartung privatisiert.

Die Übertragung in die Verantwortung der Stadt hatte damals weniger mit Mängeln bei der geleisteten Arbeit zu tun als vielmehr mit der Notzeit der Wirtschaftskrise: Die Kanalisation hatte sich zum Rückzugsgebiet für eine Unzahl von obdachlos gewordenen Menschen entwickelt.

Seither hat die Stadt nicht nur dieses Problem in den Griff bekommen, sondern das Kanalnetz Stück für Stück erweitert und den Qualitätsstandard gehoben. Heute sind 99,8 Prozent aller Wiener Haushalte an die Kanalisation angeschlossen und verbrauchen täglich 500 Millionen Liter Abwasser.

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