In den Südtiroler Dolomiten geht heute endlich die Abfahrtssaison der Männer los. Der Großteil der Athleten fährt ohne schützenden Airbag. Auch Marco Schwarz, der sein erstes Saslong-Rennen erlebt.
Die „Krone“ berichtet aus Gröden
Broderik Thompson erholt sich in Übersee nur langsam von seinem schweren Trainings-Crash in Beaver Creek. Der künstliche Tiefschlaf ist vorbei, die Brüche (Schulterblatt, Wirbel) noch nicht.
Und der Deutsche Andreas Sander hätte gestern seine Knochen nummerieren können. Sein schwerer Sturz beim Dienstag-Training auf der Saslong ging glimpflich aus, war aber eine arge Schrecksekunde.
Beide trugen keinen Airbag. Wie 56 Prozent der Athleten beim einzigen Trainingslauf im Grödnertal. Und die Liste der No-Air-Bag-Fahrer ist prominent: Aleksander Kilde verwendet ihn nicht, Dominik Paris pfeift drauf, ebenso die gesamte österreichische Mannschaft. Hingegen fahren die meisten Schweizer mit dem aufblasbaren Schutz, auch Marco Odermatt nach einer Nachfrage seiner Freundin vor Jahren: „Das hat mich zum Nachdenken animiert.“
Kriechmayr: Erfolg steht über der Sicherheit
Ab der kommenden Alpin-Saison soll der Airbag - wie in der Moto-GP schon seit Längerem - Pflicht werden. Dass er mehr Sicherheit bringt, bezweifeln selbst die Verweigerer nicht. Die Skepsis fußt auf aerodynamischen Bedenken und eingeschränkter Beweglichkeit. „Ich habe ihn probiert, er stört. Ich fühle mich ohne ihn sicherer“, sagt Daniel Hemetsberger. Und Vincent Kriechmayr stimmt zu: „Der Airbag ist der richtige Schritt. Doch die Bewegungsfreiheit ist nicht gegeben. Wir arbeiten mit der Firma Dainese daran - und sobald’s funktioniert, werde ich’s verwenden. Bis dorthin steht für mich als Racer der Erfolg über der Sicherheit.“
Dainese-Betreuer Alesandro Gheser brachte in Wolkenstein auch Marco Schwarz einen Airbag ins Hotel. Die erste Saslong-Trainingsfahrt am Dienstag hatte „Blacky“ aber ohne diese Absicherung bestritten, war furchtlos & cool zum starken 12. Trainingsrang gefahren. Der Neuling ist wahrlich der wildeste Hund!
Bei seinem heutigen ersten Gröden-Rennen wird der Airbag erneut im Zimmer bleiben: „Ich muss mich erst im Training daran gewöhnen“, sagt der Kärntner, der sich in den Dolomiten nun (wie Odermatt) zu allen fünf Rennen (2x Abfahrt und Super-G in Gröden, 2x Riesentorlauf in Alta Badia) entschlossen hat. Auch das Speed-Doppel auf der Stelvio in Bormio bestreitet Schwarz. Den Weihnachtsslalom in Madonna di Campiglio (22. 12.) sowieso. „Mein Akku ist voll. Ich freu mich darauf“, sagt er.
Premiere für Strolz
Doppel-Olympiasieger Johannes Strolz eroberte wie Stefan Babinsky und Christopher Neumayer einen Startplatz für die heutige (verkürzte) Abfahrt auf der Saslong (11.45). Für Strolz wird’s das erste Weltcup-Downhillrennen seiner Karriere - ebenfalls ohne den unbequemen Airbag.
Hersteller Dainese kennt das Zögern der Athleten aus der Moto-GP. „Auch dort war vor der Pflicht die Skepsis groß“, weiß Gheser, „aber vor einigen Jahren hätte sich niemand vorstellen können, dass man mit Helm Ski fährt. Jetzt tun’s alle.“ Österreichs Herrenchef Marko Pfeifer nickt: „Der Airbag ist positiv, das Tragen aber für die Fahrer eine Kopfsache.“
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