Keine Überraschungen beim ersten Platznehmen, da ist alles an seinem Platz, die Bedienung gibt keinerlei Rätsel auf, auch wenn man noch nie in einem Auto des Konzerns gesessen ist. Aufgeräumt, übersichtlich – und sogar edel: Die Chromumrandungen an den Rundinstrumenten machen was her, die Wurzelholzeinlagen sind sogar ein bisschen übertrieben. Aber Volkswagen zu fahren muss ja nicht heißen, auf Luxus zu verzichten. Immerhin ist das Holz echt, keine billige Nachbildung wie bei anderen Fabrikaten. Besonders nett sind die beiden Mini-Rundinstrumente für Temperatur und Tankinhalt, die ein bisschen näher am Fahrer sind als der Rest.
Platz da!
Schon mein erster VW Jetta Baujahr 1980 war ein praktisches Raumwunder, ganz abgesehen von dem VW Variant mit Heckmotor, mit dem meine Großeltern und später meine Eltern mich kutschiert haben, abwechselnd mit dem Kinderwagen. Da wundert es mich nicht, dass es im Passat Variant Platz ohne Ende gibt. Ablagen über Ablagen im Innenraum, darunter ein riesiges Fach zwischen den Vordersitzen und ein ebensolches Handschuhfach, in dem sich sogar ein verstecktes Fach für die Betriebsanleitung befindet. In die Beifahrertür passt sogar eine 1,5-Liter-Flasche.
Der Kofferraum pfeift auf alle Lifestyle-Kombis, die Rückbank lässt sich komplett umlegen (dazu müssen die Kopfstützen ausgebaut werden), wahlweise auch nur die Rücklehne, dann ist die Fläche halt nicht ganz eben. Knapp zwei Meter Länge laden schon beinahe zum Übernachten ein. In der Reserveradmulde ohne Reserverad hat nicht nur der Reifenfüllkit Platz, sondern auch etwa drei Kisten Wein, wie sich bei einem Steiermarkausflug gezeigt hat. So gesehen passen mindestens 13,5 Liter hinein.
Arbeitstier unter der Haube
Der 140-PS-Diesel ist nicht gerade ein Leisetreter, eher ein braver Arbeiter, der ein qualitativ hochwertiges Ergebnis abliefert. Hat man ihn erst mit dem fummeligen Transponder (reinstecken, etwas drücken, aufs Vorglühen warten, weiter reindrücken zum Starten) gestartet, macht er hauptsächlich Freude. Er quillt zwar leistungsmäßig auf dem Papier nicht gerade über, mit den gut anderthalb Tonnen spielt er sich aber geradezu. Ein Turboeffekt ist zwar zu spüren, aber er hält sich in Grenzen. Unten herum habe ich schon von deutlich stärkeren Motoren deutlich weniger Leistung erlebt. In 10,2 stehen 100 km/h am Tacho, mit bis zu 204 km/h lässt es sich auch im benachbarten Ausland mehr als angemessen reisen.
Sauberes Fahrwerk
Das Fahrwerk ist ein echtes Persil-Fahrwerk: keine Überraschungen und für alle Lagen gerüstet. Mit dem Allradantrieb 4MOTION erst recht. Das technisch zentrale 4MOTION-Element ist eine nass (im Ölbad) laufende Lamellenkupplung. die den entscheidenden Vorteil bietet, dass sie elektronisch gesteuert werden kann und sehr schnell reagiert. Somit harmoniert sie ideal mit dem Antiblockiersystem (ABS), der Antriebsschlupfregelung (ASR), der elektronischen Differentialsperre (EDS) und dem elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP) – alle diese Assistenzsysteme sind im Passat serienmäßig an Bord. Die Kupplung regelt das Moment zwischen Vorder- und Hinterachse stufenlos. Im Extremfall können bis zu 100 Prozent der Antriebskraft zur Hinterachse übertragen werden. Im Normalfall, also bei Geradausfahrt ohne Gripunterschiede an den Rädern und gleichmäßiger Geschwindigkeit, gelangen 90 Prozent der Antriebskraft an die Vorderachse und zehn Prozent an die Hinterachse.
Natürlich hat sich VW solide Wertarbeit schon immer honorieren lassen, Volkswagen hat seit Käfers Zeiten nicht mehr bedeutet, dass ihn sich jeder leisten kann, sondern dass er für jeden gut genug ist. gut 37.000 Euro kostet der Variant Highline 4MOTION. Da sind allerdings Annehmlichkeiten wie ein perfektes Sechsganggetriebe, Lederausstattung, Klimaautomatik, Tempomat etc. schon dabei.
Fazit: Ein guter Freund, mit dem man Pferde stehlen kann.
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