Umspannwerke am Limit

Die Schattenseiten des Sonnenstrom-Booms

Niederösterreich
06.11.2023 05:02

Immer mehr Menschen setzen auf „Gratisstrom“ aus der eigenen Photovoltaik-Anlage. Die Folge: Das heimische Netz gelangt immer öfter an seine Belastbarkeitsgrenze.

Die Produktion von Sonnenstrom boomt aktuell mehr denn je. Allein in Niederösterreich entspricht der PV-Ausbau aus dem letzten Jahr der Leistung von zwei Ybbs-Persenbeug-Kraftwerken. Und heuer dürften noch einmal doppelt so viele neue Anlagen errichtet werden wie 2022. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Während sich die Besitzer in Zeiten hoher Energiekosten selbst mit Gratis-Ökostrom versorgen können, glühen die Stromnetze im wahrsten Sinne des Wortes. Gerade das blau-gelbe Stromnetz gilt als das am meisten beanspruchte in Österreich, schließlich stehen ein Viertel aller rot-weiß-roten Sonnenkraftwerke – und mehr als die Hälfte aller Windräder – zwischen Enns und Leitha.

Umspannwerke als Ökostrom-Nadelöhr
Die Folgen sind mittlerweile auch für die einzelnen Haushalte spürbar. Wie berichtet, gibt es bei bereits 1000 der 14.000 Trafos von Netz NÖ Kapazitätsengpässe, neue PV-Anlagen können in den betroffenen Siedlungen nur mehr mit einer Kilowatt-Begrenzung ins Netz einspeisen. Mittlerweile gibt es auch immer mehr Fälle, bei denen nicht mehr nur Niederspannung, sondern auch bereits die Mittelspannung – sprich: Umspannwerke – an ihre Grenzen gerät. Daher sieht das Modernisierungsprogramm der Netz NÖ bis 2030 den Bau von 40 neuen Umspannwerken vor. Zum Vergleich: Derzeit sind 92 Umspannwerke in Betrieb.

Acht dieser neuen Anlagen befinden sich bereits in Bau. Die Größte davon entsteht in Haag im Bezirk Amstetten, wo sie das bestehende, aber technisch veraltete Umspannwerk ersetzen wird. Die 16-Millionen-Euro-Investition wird rund 13.300 Haushalte in 42 Gemeinden versorgen. Das alte Werk wird danach demontiert und zur grünen Wiese.

Auch überregionales Netz muss ausgebaut werden
„Wir bauen die regionalen Netze rasch und massiv aus, um mehr Ökostrom transportieren zu können und auch um gegen Blackouts gewappnet zu sein“, lobt Landesvize Stephan Pernkopf die eigenen Bestrebungen. Der ÖVP-Politiker will aber auch den Bund nicht aus seiner Pflicht entlassen: „Wir brauchen beim Ausbau überregionaler Netze nichts weniger als einen Turbo!“, so Pernkopf. Denn schlechte Netze führen auch zu Mehrkosten – derzeit zwei Milliarden Euro pro Jahr.

Indes will er auch die Akzeptanz der Windkraft verbessern. In Deutschland blinken die für viele nicht gerade ästhetischen Rotorriesen seit Anfang des Jahres nachts nur noch dann, wenn sich ein Flugzeug nähert. „Wir wollen diese bedarfsgerechte Beleuchtung auch in Österreich rasch gesetzlich verankern“, appelliert Pernkopf erneut an Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne).

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