Kein Event zieht die Sportfans mehr in den Bann als der 100-m-Lauf der Männer. Er ist der Klassiker schlechthin. Umso schöner, dass sich mit Markus Fuchs erst zum vierten Mal in der 40-jährigen Geschichte der Weltmeisterschaften wieder ein heimischer Sprinter über 100 m qualifiziert hat. „Ich bin wirklich, wirklich stolz, für Österreich als einer der wenigen Europäer in Budapest über 100 m dabei zu sein“, sagt der 27-Jährige vor seinem Vorlauf am ersten WM-Tag (19. August).
Heuer hat er mit Platz sieben bei der Hallen-EM in Istanbul über 60 m in 6,59 und mit seinem 100-m-Rekord von 10,08 Sekunden schon für Furore gesorgt. Bei der WM hält er es für denkbar, das Semifinale zu erreichen. Langfristig ist sein Ziel, als erster Österreicher die Schallmauer von 10,00 zu unterbieten…
Die „Krone“ berichtet aus Budapest!
„Krone“: Markus, wann hast du erstmals gedacht, dass ein WM-Start möglich ist?
Markus Fuchs: „Definitiv schon nach der Hallensaison! Da ist mir bewusst geworden, dass ich nur noch die Form rüberbringen muss!“
„Erwarte Bombenstimmung!“
Der 100er ist der Klassiker schlechthin! Was erwartest du von der Stimmung im Stadion?
„Ich erwarte eine Bombenstimmung. Ich bin schon sehr gespannt! Ich hoffe, dass der Kessel, da die 100-m-Vorläufe schon in einer Abendsession sind, schon kochen wird. Ich gehe davon aus, dass der 100er für die Bevölkerung sehr interessant ist und das Stadion knackevoll sein wird.“
Wie verlief deine letzte Vorbereitung? Wie ist dein WM-Countdown?
„Über das Ranking war es sehr schwierig, sich für die WM zu qualifizieren. Deshalb habe ich seit Mitte Mai jede Woche Wettkämpfe bestritten, ich bin viel herumgeflogen, sehr viel gereist. So war das eine extrem kräfteraubende Saison. Die erste Saisonhälfte lief absolut nach Plan, ich hatte einen schon frühen Peak mit dem österreichischen Rekord. Nach den Staatsmeisterschaften haben mich dann leider wochenlang meine Wadenprobleme ein bisschen ausgebremst, aber die Probleme habe ich dann doch noch in den Griff bekommen.“
„Im Sprint ist es so knapp!“
Mit deinen 10,08 bist du Nummer 37 der Entry List. Siehst du eine Chance aufs Semifinale mit den 24 Besten der Welt?
„Ich denke mal, die Chancen auf die 24 der Besten der Welt sind auf jeden Fall da. Im Sprint ist es so knapp! Wenn man sich die Meldeliste anschaut, sind 20 Athleten innerhalb ein paar Hundertstel. Gerade bei Großevents kann immer viel passieren. Es kommt drauf an, wer an dem Tag abliefert. Ob ich den Sprung schaffen kann, weiß ich nicht. Ich wünsche es mir natürlich, werde mir als Ziel setzen, die erste Runde zu überstehen. Das wäre eine Supersache für mich.“
Was glaubst du, welche Zeit muss man fürs Semifinale laufen?
„Da muss man sicher unter 10,20 Sekunden sprinten müssen.“
„Traue mir alles zu!“
Die Bahn soll sehr schnell sein, welche Zeit traust du dir zu?
„Ich traue mir eigentlich alles zu, alles kann passieren. Schnelle Bahnen freuen mich immer. Ich muss mich nur wohl fühlen, ich habe mich schon lange auf Budapest eingestellt. Es ist meine erste Weltmeisterschaft, sicher ein großer Lernprozess. Jetzt laufe ich nicht nur gegen die schnellsten Europäer, sondern zähle zu den schnellsten Menschen der Welt. Aber es ehrt und motiviert mich umso mehr, dass ich jetzt dazu gehöre, Diese Motivation werde ich mir definitiv nicht nehmen lassen.“
Nach Andreas Berger, Martin Lachkovics und Ryan Moseley bist du erst der vierte Österreicher, der bei einer WM über 100 m startet. Das ist eine große Ehre! Stolz?
„Natürlich bin ich unglaublich stolz. Die Situation ist sehr beflügelnd. Es ist ein Traum, den man im Moment leben kann, das tue ich auch wirklich! Das macht mich einfach unheimlich stolz, diesen Stolz möchte ich dann auf die Weltmeisterschaftsbahn tragen. Ich bin wirklich, wirklich stolz, dass ich dort für Österreich - auch als einer der wenigen Europäer, was man sagen muss - dabei sein kann.“
„Sprint in die Geschichtsbücher“
Wie ist das Gefühl, schnellster Österreicher zu sein?
„Ein tolles Gefühl. Ich bin jetzt seit diesem Jahr alleiniger Rekordhalter, das war ein Lebenstraum, ein Lebensziel, das habe ich mir erfüllt. Aber ich weiß, es ist nicht das endgültige Ziel. Ein Ziel ist erreicht, ich weiß trotzdem, dass ich noch lange nicht am Ende bin. Irgendwann habe ich vor, dass ich als erster Österreicher die 10-Sekunden-Marke brechen werde, davor werde ich nicht ruhen. Mit einer solchen Leistung könnte ich in die Geschichtsbücher des österreichischen Sports sprinten.“
„Eltern, Oma, Tante, Brüder!“
Wer feuert dich von deinem Fan-Klub in Budapest an?
„Ich reise mit meinem kompletten Fanklub an, es werden alle dabei sein von meiner Family, Eltern, Oma, Tante, Brüder, Freundinnen, sogar Freunde von meinen Eltern sind dabei. Ich habe den ganzen “Fast-Fox-Fanklub„ rekrutieren können, was mir dort sicher noch mal zusätzlich Flügel verleihen wird. Ich freue mich schon unheimlich, dieses geile Stadion direkt live vor Ort bewundern zu können.“
Entwicklung des österreichischen 100-m-Rekordes:
10,44 (+0,6) 1 Roland Jokl Judenburg 29.07.1983
10,41 (0,0) 1 Andreas Berger Steyr 20.09.1985
10,37 (0,0) 1 Andreas Berger München 17.05.1986
10,31 (+0,8) 1 Andreas Berger Linz 28.06.1986
10,27 (-1,0) 1 Andreas Berger Schwechat 24.06.1987
10,19 (0,0) 1 Andreas Berger Vöcklabruck 15.08.1987
10,15 (+0,9) 3 Andreas Berger Linz 15.08.1988
10,15 (+1,3) 1 Andreas Berger Kapfenberg 05.06.1993
10,15 (+1,1) 1 Markus Fuchs Eisenstadt 16.07.2022
10,08 (+1,2) 1 Markus Fuchs St. Pölten 08.06.2023
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.