"Wir sind pleite!"

Wiener HotVolleys müssen Profibetrieb einstellen

Sport
22.09.2011 11:11
Hiobsbotschaft nach der EURO: Die Wiener HotVolleys haben keinen Sponsor. "Ich habe Absagen von 100 Firmen", erklärt Präsident Peter Kleinmann der "Krone". Konsequenz: Der Rekordmeister ist pleite und stellt den Profibetrieb ein.

"Geschieht ihm nur recht", wird sich mancher Neider und Kritiker denken. "Hätt' er nicht immer so goschert den Mund aufgerissen." Ja, klar – Peter Kleinmann hat sich mit seiner konfliktfreudigen Ellbogen-Taktik nicht nur Freunde geschaffen. Doch der Erfolg gab ihm, dem Mr. Volleyball, recht: Mit den HotVolleys regierte er jahrelang Österreich, errang 18 Meistertitel und 14 Cupsiege, zog 2000 ins Final Four der Champions League ein, war dick im Geschäft. Auch die EURO holte er, um den Sport aus dem Schattendasein zu smashen, ins Land. Vor wenigen Tagen erst endete das Spektakel in Wien und jetzt, ausgerechnet jetzt, steht der 64-Jährige mit seinen HotVolleys am Rande zum Abgrund: "Wir sind pleite", gesteht Kleinmann unerwartet offen. "Wir müssen nach 22 Jahren von Profi- auf Amateurbetrieb umstellen."

"Absagen von 100 Firmen"
Die Misere begann vor zwei Jahren mit Möchtegern-Mäzen Erol User. Nur erwies sich der Türke als Scharlatan. "Das hat uns eine halbe Million Euro gekostet", so Kleinmann. Und nun sprang auch noch Hauptsponsor "Telekom" ab. "Das können wir nicht verkraften. Ich habe Absagen von 100 Firmen", erzählt Kleinmann. "Es ist meine Schuld, mir gelingt es nicht, das nötige Geld aufzutreiben."

Wie viel nötig ist? "Ab einer Million Euro kann man international spielen", erklärt Kleinmann. In der Königsklasse hatten die Wiener 2,5 Millionen Euro Budget. "Ich habe mein Gehalt vor Jahren halbiert, dem Klub seit 2003 bereits 392.000 Euro an Provisionen überlassen", behauptet der Klub-Boss. Doch jetzt fehlt ein dicker Brocken.

Warm: "Das ist eine Katastrophe"
Weshalb die HotVolleys nächste Woche nur mit der U21 in die Saison starten. Die ÖVV-Teamspieler Binder, Laimer und Frühbauer (Angebot aus Ägypten) haben keinen Vertrag, sind kostenlos frei. "Ich habe bis zuletzt gehofft, dass ich in Wien bleiben kann", sagt Binder. "Jetzt muss ich mir einen Klub im Ausland suchen." Denn in Österreich gibt es jetzt mit Tirol nur noch ein Spitzenteam. "Das ist eine Katastrophe, kaum aufzufangen", schluckt Teamchef Warm.

Wenngleich Kleinmann nicht resigniert: "Ich gebe nicht auf, kämpfe um jeden Euro, um jeden Sponsor. Wir haben 40 Nachwuchs-Teams. Die Jugend braucht Vorbilder. Wir haben noch immer einen guten Namen, eine tolle Infrastruktur. Legionäre stünden auf Abruf bereit." Nur sind dann die heimischen Aushängeschilder schon weg. Kleinmann ehrlich: "Wir brauchen dringend Hilfe. Es kann nicht sein, dass wir in Wien Volleyballer nicht erhalten können." Scheinbar doch.

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(Bild: KMM)



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