Chaos blieb aber aus

Geister-Bahn, dafür Auto-Rummel in der Steiermark

Gespenstische Stille auf den steierischen Bahnhöfen am Montag: 400 Züge fielen aus, das große Chaos auf den Straßen blieb aber aus. Wir haben uns vor Ort und bei Betroffenen umgehört sowie nachgefragt, wie es weitergeht...

Die Ticketschalter sind frei, die Rolltreppen leer, kein Sessel ist beim Bäcker belegt. Der Nebel am Bahnsteig 1 unterstreicht die gespenstische Stille, die auf dem Grazer Hauptbahnhof herrscht. Nur ein paar wenige Überraschte stehen vor den großen Anzeigetafeln mit dem Alarmruf: „Warnstreik der Gewerkschaft vida!“ Seit Montag 0 Uhr bis inklusive 24 Uhr zeigen sie weder Ankünfte noch Abfahrten an.

Keine Ankünfte und Abfahrten auf der großen Anzeigetafel am Montag am Grazer Hauptbahnhof...

(Bild: Pail Sepp)

... Stattdessen leuchtete es auf gelbem Untergrund: „Warnstreik der Gewerkschaft vida!“

(Bild: Pail Sepp)

Studentin Karin (rechts, mit gelber Weste) verdiente sich daher als Security-Mitarbeiterin etwas dazu: Sie gab einigen wenigen gestrandeten Fahrgästen Auskunft über die aktuelle Situation.

(Bild: Christian Jauschowetz)

Im Aida am Grazer Hauptbahnhof blieb am Streik-Tag alles leer, ansonsten gibt es dort insbesondere morgens einen größeren Ansturm an Gästen.

(Bild: Jauschowetz Christian)

In Leibnitz dasselbe Bild wie in Graz: Auch dort blieb von 0 Uhr weg sowohl die Schiene als auch der Bahnsteig leer...

(Bild: Sepp Pail)

... Den ganzen Tag über zeigten die Anzeigetafeln dieselbe Meldung an.

(Bild: Sepp Pail)

Am Leobener Bahnhof mussten auch ein paar Fahrgäste kurzfristig umdisponieren,...

(Bild: Heinz Weeber)

... ansonsten blieb es ebenso ruhig.

(Bild: Heinz Weeber)

Nur wenige Gestrandete
Wegen 400 ausgefallener Züge mussten 40.000 Steirer mit anderen Verkehrsmitteln zur Arbeit, zum Arzt und in die Schule kommen. „Ich versuche nun, den Bus nach Kärnten zu nehmen“, verrät uns eine Passantin. Diese fuhren zwar alle regulär, einige stiegen aber auch auf den Flixbus um. „Wir haben sogar Zusatzbusse“, sagt einer der Chauffeure in der Grazer Innenstadt.

Die Ukrainer Artyom und Xenia (re.) wurden am Hauptbahnhof in Graz überrascht: „Wir müssen nach Prag. Im Normalfall hätten wir den Railjet nehmen können, wir wussten aber nicht, dass der Zug nicht geht. Nun versuchen wir es auf einem anderen Weg. Alle Bustickets sind aber schon ausverkauft!“

(Bild: Christian Jauschowetz)

Kahric Bella (20): „Dass die Eisenbahner streiken, verstehe ich voll und ganz. Mich betrifft es aber heute auch nicht. Denn ich fahre auch sonst immer mit dem Bus nach Bruck an der Mur, wo ich als Lehrling in der Gastronomie arbeite.“

(Bild: Heinz Weeber)

Marco Spreitzer (45) aus Knittelfeld hat Verständnis für die Streiks: „Normalerweise müsste ich um 8 Uhr bei der Arbeit sein, heute ausnahmsweise aber erst um neun Uhr. Ich warte momentan, dass mich jemand mit dem Auto abholt.“

(Bild: Heinz Weeber)

Sabine Tettneh (60) arbeitet als Tagesmutter: „Ich kann gut nachvollziehen, dass gestreikt wird. Nicht aber nur bei den Eisenbahnern sollten die Gehälter erhöht werden, auch im Pflegebereich und der Kinderbetreuung wäre das dringend notwendig!“

(Bild: Heinz Weeber)

Sämtliche Busse fuhren am Montag regulär, es gab kein zusätzliches Angebot von der ÖBB.

(Bild: Sepp Pail)

So manch einer nütze Alternativen zur ÖBB, beim Flixbus wurden nämlich laut einem der Chauffeure Zusatzbusse eingerichtet.

(Bild: Sepp Pail)

Bei der Holding Graz kam es weder bei Bus noch Bim zu Einschränkungen.

(Bild: Christian Jauschowetz)

Trotz Stau auf der A 9 blieb Verkehrschaos aus
Dass viele stattdessen das Auto nutzten, zeigte sich nicht nur an den leeren Hauseinfahrten, auch auf den Straßen staute es sich. „Problematisch war es in der Früh besonders vom Süden kommend in Richtung Graz“, sagt Barbara Kner vom ÖAMTC. Auf der A 9 standen Pendler bis zu eine Stunde im Stau - und zu allem Überdruss gab es noch einen Unfall auf Höhe Wildon. Weshalb auch die B 67 und B 70 vom Stau betroffen waren.

400 Zugausfälle: Das bedeutete auch mehr Verkehr auf Steiermarks Straßen - vor allem auf der A 9, was fast bis zu einer Stunde Wartezeit morgens ergab. Mitschuld war aber auch ein Unfall bei Wildon.

(Bild: Sepp Pail)

Innerhalb von Graz war das Verkehrsaufkommen, so der ÖAMTC, fast normal...

(Bild: Sepp Pail)

... Die Demo der Klima-Aktivisten bei der Oper verursachte danach aber Verkehrseinschränkungen im Umkreis.

(Bild: Christian Jauschowetz)

Nur im Schritttempo ging es morgens von Norden in die Landeshauptstadt. Das große Verkehrschaos wegen des Bahnstreiks sei dennoch ausgeblieben, viele seien schon früher zur Arbeit gefahren. „Die Menschen waren gut informiert“, so Kner.

Ab Mitternacht wieder Normalbetrieb
Ein paar Touristen hätten vereinzelt nicht Bescheid gewusst, Beschwerden hätte es kaum gegeben, so ÖBB-Sprecherin Rosanna Zernatto-Peschel.

Pünktlich um Mitternacht soll der Zugbetrieb planmäßig wieder aufgenommen werden. „Schon am Sonntag haben wir die Züge richtig positioniert, um schnell wieder alles hochzufahren.“ Dass am morgigen Dienstag alles wieder lückenlos funktioniert, kann man dennoch nicht garantieren.