Dynamisches Rock-Duo

Punk-Legende Billy Idol mit Steve Stevens in Wien

Wien
23.09.2022 06:01

Supergitarrist Steve Stevens spielt auf Michael Jacksons „Dirty Diana“, gewann für sein Gitarrenspiel im „Top Gun“-Titelsong einen Grammy und ist seit 40 Jahren Partner von Billy Idol, mit dem er nach Wien kommt. Ein Gespräch über Freundschaft, Perfektion und Vielseitigkeit.

Was wäre Mick Jagger ohne Keith Richards, John Lennon ohne Paul McCartney oder Sir Elton John ohne Bernie Taupin? Songwriting-Partnerschaften können zuweilen explosiv sein, führen aber in vielen Fällen zu beträchtlichen Erfolgen. Eine besondere Berufsbeziehung tat sich vor knapp 40 Jahren in New York auf. Der junge Punkrocker Billy Idol begeisterte mit Generation X die Londoner Punk’n’Roll-Szene und versuchte es nach der Bandauflösung 1981 als Stachelpunk mit hartem Image in New York. Eines schicksalsträchtigen Tages traf er den jungen Songwriter und Gitarrist Steve Stevens, der mit ihm gemeinsam frühe Top-Hits wie „Rebel Yell“, „Eyes Without A Face“ oder „Flesh For Fantasy“ schrieb und einen erklecklichen Anteil daran hatte, dass Idol nach einer Europa- auch noch eine Weltkarriere gelang. Die Liaison hält mit kurzen Unterbrechungen bis heute an, die brandneue EP „The Cage“ ist das aktuellste Zeugnis der Zusammenarbeit und weist mit „Miss Nobody“ sogar einen Song mit R&B-Touch auf.

Aufsaugender Schwamm
Stevens selbst hat freilich nicht nur Idol unterstützt, sondern in unzähligen Gefilden gewildert. So veredelte seine Gitarre etwa Michael Jacksons Top-Hit „Dirty Diana“ und für die Leadgitarre auf dem Titeltrack des Soundtracks von „Top Gun“ wurde er 1987 gar mit einem Grammy prämiert. Zudem arbeitete Stevens u.a. mit Ric Ocasek, Robert Palmer und war Anfang der 90er-Jahre mehrere Jahre Teil der Soloband von Mötley-Crüe-Frontmann Vince Neil. „Schon als ich mit dem Gitarrespielen begann, war mir klar, dass ich nicht bei einem Stil bleiben möchte“, erzählt uns der sympathische Vollblutrocker im Gespräch, „in der Musik bin ich wie ein Schwamm, der unterschiedlichste Einflüsse aufsaugt und sie dann im besten Fall als Eigeninterpretation weitergibt. Um als Gitarrist zu wachsen, musst du die Augen offenhalten und breit aufgestellt sein. Ich liebe es, Einflüsse zu vermischen und neue Dinge zu kreieren.“

Dass Billy Idol mit steigendem Alter vermehrt die Grenzen verschiebt und sein eigenes Image erweitert, ohne dabei zur Karikatur seiner selbst zu verkommen, kommt Stevens entgegen. „Wir haben früher nur Hits und schnelle Songs gespielt. Wenn du jung bist, dann willst du schnell auf die Bühne und alles töten“, lacht Stevens, „heute schöpfen wir aber verstärkt aus der Vielseitigkeit unseres Materials. Wir bewegen das Publikum auf breiterer emotionaler Ebene und vertrauen unserem Gefühl. Nach fast 40 Jahren ist es wichtig darauf zu achten, dass man sich nicht ständig wiederholt.“ Der 63-Jährige sieht Stillstand als Rückschritt und versucht sich nach Kräften dagegen zu wehren. „Sich nicht wohl zu fühlen, ringt dir neue Facetten ab. Ansonsten wäre das Gitarrespielen nur mehr ein bloßer Job. Natürlich wissen Billy und ich im Großen und Ganzen, wie wir klingen wollen, aber wir können uns noch immer gut gegenseitig herausfordern.“

Gegensätze ziehen sich an
Die Magie des Zusammenspiels liegt nicht zuletzt in den Gegensätzlichkeiten. Dort der Londoner Alt-Punk mit der frechen Schnauze, auf der anderen Seite ein klassischerer Hard-Rock-Gitarrist mit dem Hang zu Glamour. „Wir haben großen Respekt voreinander und wussten von Anfang an, dass der jeweils Eine Elemente in den Sound bringen kann, die der Andere nicht erwarten würde. Gerade diese unterschiedlichen Einflüsse machen die Songs von uns so einzigartig. Und du darfst nicht vergessen, dass Billy auch schon mit Leuten wie Disco-Kultfigur Giorgio Moroder zusammengearbeitet hat. Die Gegensätze in diesen Beziehungen haben sich also schon immer als fruchtbar und förderlich erwiesen.“ Dass man aufgrund der unterschiedlichen Sicht- und Herangehensweise aber nicht immer stringent auf einer Linie liegt, ist klar.

„Das Ego muss man bei einer Zusammenarbeit immer zurückstellen. Du kannst das brillanteste Gitarrenriff der Geschichte schreiben, aber wenn es nicht zum Song passt und die Stimmung ruiniert, fängst du absolut gar nichts damit an. Billy und ich sind sehr gut, wenn es darum geht, Kompromisse einzugehen. Manchmal hört er besser, was mir als Gitarrist zu einem Song liegt und was nicht. Er ist sehr direkt und reißt mich immer wieder aus meinem Tunnelblick raus. Das ist vielleicht nicht immer angenehm, für das Endprodukt aber förderlich.“ Über knapp vier Jahrzehnte hat sich die musikalische als auch private Beziehung zueinander gut entwickelt. „Die gemeinsam geschriebenen Songs haben heute eine höhere Bedeutung als früher. Es können sich so viele Menschen damit identifizieren, was für uns ein besonders schönes Kompliment ist. Außerdem kann ich mit einer angenehmen Nostalgie meine eigene Jugend reflektieren. Natürlich gab es auch immer wieder Drama, aber wir schöpfen heute aus dem gesamten Repertoire, haben uns entwickelt und müssen uns nirgends mehr bremsen.“

Jagd nach dem perfekten Song
Trotz der vielen Erfolge und Auszeichnungen jagt Stevens dem ungreifbaren Traum des perfekten Songs nach. „Ich bin immer auf der Suche nach dem nächsten Hit, dem größten Song meiner Karriere. Als wir etwa ,Rebel Yell‘ geschrieben haben, ging es nicht nach dem üblichen Strophe-Refrain-Schema - er entstand auf ganz magische Art und Weise. Nach solchen Erfahrungen suche ich, denn die ziehen mir die Gänsehaut auf.“ Allzu eng geht Stevens dabei aber nicht ans Werk. „Perfektion ist keine Option, denn wenn du sie anstrebst, wirst du unter Garantie versagen. Perfektionismus bedeutet auch, dass man zu wenig Gefühl in den Song legt.“ Doch worauf ist Stevens nach seiner langen Karriere am meisten stolz? „Dass Billy und ich noch immer so gut zusammenarbeiten. So eine Partnerschaft kannst du nicht kaufen oder mit Geld aufwiegen. Wir arbeiten gemeinsam, ohne dass auch nur ein Funken Kalkül dahintersteckt.“

Live im Wiener Gasometer
Am 26. September kommen Billy Idol und Steve Stevens mit allen großen Hits und sicher auch ein paar neuen Songs und Überraschungen für eine exklusive Österreich-Show in den Wiener Gasometer. Unter www.oeticket.com gibt es noch Karten und alle weiteren Infos für eine der spannendsten Rockshows des Jahres.

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