Botenstoff ist schuld

Warum uns intensives Denken so müde macht

Leben
12.08.2022 11:47

Nicht nur Schüler und Studenten wissen: Wer sich über einen längeren Zeitraum intensiv konzentriert, der wird in der Regel müde. Forscher haben nun einen Grund gefunden, warum das so sein könnte. Bei intensiver kognitiver Arbeit über mehrere Stunden hinweg sammle sich in einem Teil des Gehirns Glutamat an.

Der Botenstoff Glutamat häuft sich demnach in dem Bereich des Gehirns an, der als präfrontaler Cortex bekannt ist. Der Bereich ist aktiv, wenn Menschen etwas planen oder komplexe Probleme lösen, so ein Forscherteam um Antonius Wiehler vom Pitie-Salpetriere Hospital in Paris im Fachjournal „Current Biology“.

Das Ansammeln des Glutamates verursache eine kognitive Ermüdung, schreiben die Forscher. Dies führe dazu, dass man sich entspannteren Tätigkeiten widme, die keine Anstrengung oder Warten erforderten.

Für Forschung Moleküle im Gehirn überwacht
Die Forscher wandten für ihre Studie spezielle Verfahren an, mit denen es möglich war, die Konzentrationen spezifischer Moleküle im Gehirn einige Male am Tag zu überwachen. Sie untersuchten zwei Probandengruppen: eine musste schwierige Aufgaben lösen, die andere bekam relativ leichte kognitive Aufgaben. Ergebnis: Am Ende des Tages führte die anspruchsvolle kognitive Anstrengung zu einer höheren Glutamatkonzentration in der benannten Gehirnregion als die leichte kognitive Arbeit.

Nach Angaben des Neurophysikers Harald Möller vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig sind Anstiege der Glutamatkonzentration von einigen Prozent unter gezielter Anregung verschiedener Hirnregionen - zum Beispiel des visuellen Systems - vielfach beobachtet worden. Dabei sei aber ein relativ schneller Abfall des Botenstoffs bei Beendigung der Stimulation erfolgt.

Jedoch überzeuge ihn die Interpretation der Ergebnisse in der französischen Studie nicht. Er kritisierte die Schlussfolgerung, dass es zu einem länger anhaltendenden Glutamatanstieg im Zellzwischenraum komme. Es sei allerdings schwierig, Messungen an diesem Teil des Gehirns durchzuführen. Möller sagte, die Forscher hätten auch die Ruhephasen der Probandinnen und Probanden messen müssen. Dann hätten sie eine Referenz dafür gehabt, wie das Experiment den Glutamatanstieg beeinflusse - im Gegensatz zu einer vorherigen Ruhephase.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele