„Krone“-Reisereportage

Reise in Kroatien: Split wie zu Kaisers Zeiten

Reisen & Urlaub
26.07.2022 09:00

Nachhaltig, nervenschonend und ein wenig zu sehr entschleunigt bringt ein Nachtzug Urlauber von Wien und Graz an die wunderschöne dalmatinische Küste.

Der Fluss Cetina schlängelt sich durch die Landschaft, Wälder an einem, Felsen am anderen Ufer. Hier, wenige Kilometer nordöstlich von Split, ritt schon Winnetou filmreif durch die Gegend. Auch im nur 15 Kilometer westlich von Split liegenden Trogir, dessen Altstadt zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt, waren der Häuptling der Apachen und sein Blutsbruder Old Shatterhand zu Gast: Trogir diente im Kinofilm „Winnetou 3“ (1965) als Drehort für die Stadt Santa Fe. Zahlreiche Drehorte der Kultserie „Game of Thrones“ sind ebenfalls in Kroatien zu finden. So stellte Trogir den Handelshafen von Qarth dar, Dubrovnik ist in der Serie die Hauptstadt „Kingslanding“, auch in den Kellerräumen des Diokletianpalastes in Split wurden einige Szenen gefilmt.

Zug statt Flug oder Auto
Die kroatische Hafenstadt und ihre Umgebung zählen zu Recht zu den beliebtesten Ferienzielen der Österreicher. Wer das herrschende Flugchaos vermeiden will und sich die weite Autofahrt auch angesichts steigender Benzinpreise nicht antun mag, dem bietet sich jetzt eine klimafreundliche und entspannende Alternative. Von Anfang Juni bis Ende September fährt zweimal wöchentlich ein Autoreise-Nachtzug von Wien über Graz nach Split. Im Schlafwagen reist es sich bequem, kurz vor der Ankunft wird ein Frühstück serviert. Das sehr entschleunigte Reisen ist angenehm und stressfrei, schont die Umwelt, erfordert aber auch viel Geduld. Lange 16 Stunden ist der Zug unterwegs, um 522 Kilometer zu bewältigen. Das entspricht einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 32,6 km/h. Zu Kaisers Zeiten reisten Passagiere auch nicht langsamer.

Vom Bahnhof in Split ist man dafür zu Fuß in wenigen Minuten am Hafen und in der Altstadt. Untrennbar mit ihr verbunden ist der Diokletianpalast, den der römische Kaiser von 295 bis zu seiner Abdankung im Jahr 305 nach Christus als Altersruhesitz errichten ließ. In der 215 mal 180 Meter großen Anlage befanden sich neben den Wohnräumen des Kaisers auch Unterkünfte seiner Wache und Tempel. Heute stehen unter anderem noch das einstige achteckige Mausoleum Diokletians, Teile der Außenmauer, Wachtürme und die gewaltigen Kellerräume. Sie gelten als einer der besterhaltenen antiken Komplexe.

Im Lauf der Jahrhunderte besiedelten die Einwohner diesen Teil der Stadt und passten die ursprüngliche Architektur ihren Bedürfnissen an. Inmitten der antiken Bauten pulsiert heute das Leben, im ehemaligen Palast befinden sich Geschäfte, Restaurants und Bars. Der zentrale Platz Peristyl, einst Diokletians Empfangssaal, ist in unserer Zeit ein beliebter Treffpunkt und Bühne für Oper, Theater oder musikalische Aufführungen. Im 3. oder 4. Jahrhundert vor Christus als griechische Kolonie Spalathos gegründet, hatte Split in seiner turbulenten Geschichte viele Herrscher. Nach den Griechen kamen die Römer, die Goten und Byzantiner. Im 12. Jahrhundert erkannte Split die Vorherrschaft der ungarisch-kroatischen Krone an. Vom 15. Jahrhundert an gehörte Split zu Venetien und blieb trotz zahlreicher Eroberungsversuche der Türken bis 1797 Teil Venedigs. Danach war es bis auf eine kurze französische Phase bis 1918 unter österreichischer Herrschaft, ehe es Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen und schließlich Teil Jugoslawiens wurde. Nachdem sich Kroatien 1991 für unabhängig erklärt hatte, kam es zum bis 1995 dauernden Krieg. Seit 2013 ist das Land Teil der EU, ab Jänner gilt der Euro.

Split mit seiner Lebendigkeit, seinen Sehenswürdigkeiten und seinen Stränden ist allein eine Reise wert. Es wäre aber schade, sich nicht auch ein bisschen in der Umgebung umzusehen. Im Hafen legen die Fähren zu den Inseln Brač, Hvar oder Šolta ab. Lohnenswert sind auch Ausflüge ins Hinterland, etwa in die einstige römische Garnisonsstadt Trilj. In einem Museum sind Fundstücke aus römischer Zeit zu sehen. Im nahen Örtchen Grab stehen am gleichnamigen Fluss Wassermühlen aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts, von denen zwei als geschütztes Kulturerbe noch heute funktionieren. Wer Glück hat und auf die Besitzer trifft, kann auch einen Blick ins Innere werfen und zusehen, wie Mehl gemahlen wird. Dieses wird teils noch in den Restaurants der Umgebung zum Kochen genutzt.

Ein riesiges Spektakel findet seit 1715 (!) alljährlich im August im rund 25 km von Split entfernten Sinj statt. Damals widerstand die Stadt einer türkischen Belagerung, der Legende nach mithilfe der Mutter Gottes. Die Alka von Sinj ist eine Prozession mit Teilnehmern in historischen Gewändern, die an diesen Sieg über die Osmanen erinnert. Das Alka-Museum in Sinj zeigt Originaluniformen, Ausrüstung und Waffen, die Prozession in Originalgröße und eine multimediale Rekonstruktion der Schlacht. Ein Bild der Jungfrau Maria, das während der Kämpfe auf wundersame Weise unbeschädigt blieb, ist in der Kirche der Wundertätigen Mutter Gottes von Sinj zu bewundern.

Große Gastfreundschaft, erstklassiges Essen, sauberes Meer findet man überall in und um Split. Wie schön es hier ist, wusste schon Häuptling Winnetou ...

Eva Lehner
Eva Lehner
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