Schnell und effizient

Elektrofähre lässt Pendler übers Wasser „fliegen“

Elektronik
24.06.2022 07:00

Über das Wasser „fliegen“ sollen ab dem kommenden Jahr Pendler im schwedischen Stockholm können - die elektrisch angetriebene Tragflächen-Fähre „P-12 Shuttle“ des Herstellers Candela macht‘s möglich. Dieser veröffentlichte am Donnerstag erste Bilder des laut eigenen Angaben „schnellsten, reichweitenstärksten und energieeffizientesten Elektroschiffs der Welt“, das die Konkurrenz zu Wasser und auf dem Lande alt aussehen lassen soll.

Das Candela P-12 Shuttle soll ab dem kommenden Jahr Pendler vom weitläufigen Stockholmer Vorort Ekerö ins Stadtzentrum und wieder zurück befördern - und zwar deutlich schneller als „alle anderen Elektroschiffe der Welt“, aber auch schneller als die bisherigen Dieselschiffe, die derzeit die Strecke bedienen, Busse und U-Bahnen sowie das Auto. Letzteres zumindest in der Hauptverkehrszeit.

Das knapp zwölf Meter lange und 8,5 Tonnen schwere Elektroschiff für 30 Passagiere „fliegt“ dafür mit einer Geschwindigkeit von 30 Knoten über das Wasser - ermöglicht wird dies durch drei „rasiermesserscharfe“ Kohlefaser-Tragflächen, die unter dem Rumpf herausragen, und das Schiff selbst über das Wasser heben, wodurch der Widerstand verringert wird. Die Reisezeit vieler Pendler werde in Folge „um die Hälfte“ verkürzt, verspricht der schwedische Hersteller.

Derzeit dauert die Fahrt mit dem Bus, der U-Bahn oder einer herkömmlichen Fähre (oder sogar mit dem Auto während der Hauptverkehrszeit) von Ekerö ins Stadtzentrum demnach 55 Minuten. Das P-12 Shuttle soll die 15 Kilometer lange Strecke übers Wasser dagegen in nur 25 Minuten zurücklegen und den Pendlern durchschnittlich 50 Minuten pro Tag ersparen.

Effizient
Nicht der einzige Vorteil: Laut Candela soll die Technologie den Energieverbrauch pro Passagierkilometer im Vergleich zu aktuellen Schiffen um 95 Prozent reduzieren und dadurch eine „beispiellose“ Reichweite von 50 Seemeilen bei Dienstgeschwindigkeit ermöglichen. Mit dem Äquivalent von 0,1 kWh Strom pro Passagierkilometer sei das Schiff energieeffizienter als ein elektrischer Hybridbus, heißt es. Mit einer Gleichstromladung von bis zu 200 Kilowatt soll sich die Fähre in weniger als einer Stunde wieder aufladen lassen.

Da das Tragflächenboot nahezu keine Heckwelle erzeugt, wurde ihm zudem eine Ausnahme von der Geschwindigkeitsbegrenzung von zwölf Knoten gewährt, sodass es in das Stadtzentrum einfahren kann, ohne andere Schiffe oder empfindliche Küstenlinien zu beschädigen.

Wie auf Schienen
Menschen, die zu Seekrankheit neigen, sollen darüber hinaus selbst bei schlechtem Wetter eine „extrem ruhige Fahrt“ genießen können. Dafür sorgt ein Computer, der die Tragflächen 100 Mal pro Sekunde regelt. „Es gibt kein anderes Schiff, das über eine solche aktive elektronische Stabilisierung verfügt. An Bord des P-12 Shuttle fühlt man sich bei rauer See eher wie in einem modernen Schnellzug als auf einem Schiff: Es ist leise, ruhig und stabil“, so Erik Eklund, Vizepräsident für kommerzielle Schiffe bei Candela.

Die Region Stockholm wird das erste P-12 Shuttle im Jahr 2023 für eine neunmonatige Testphase betreiben. Wenn es die hohen Erwartungen erfüllt, besteht die Hoffnung, dass die städtische Flotte von über 70 Dieselschiffen irgendwann durch die „fliegenden“ Elektrofähren ersetzt wird und der Landverkehr von den überlasteten Autobahnen auf die Wasserstraßen verlagert werden kann - alles, was benötigt wird, sind laut Candela ein Dock und Strom. 

Das Unternehmen sieht eine große Nachfrage von über 600 Städten, Gemeinden, Schiffsbetreibern und Stadtentwicklern, die bereits Interesse am P-12 Shuttle als schnellerer, billigerer und umweltfreundlicherer Alternative zu bestehenden Dieselschiffen oder Landtransporten bekundet haben.

Schluss mit Fahrplänen
Auf der Strecke Stockholm-Ekerö schlägt Candela vor, das derzeitige Paar von 200-Personen-Dieselschiffen durch mindestens fünf P-12 Shuttles zu ersetzen, wodurch sich das Passagieraufkommen verdoppeln und die Betriebskosten senken würden. „Anstelle von zwei Abfahrten pro Tag würde alle elf Minuten ein P-12 Shuttle abfahren“, erläutert Eklund. So könnten Pendler „die Fahrpläne ignorieren und einfach zum Dock gehen und auf das nächste Schiff warten“.

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