17.03.2022 06:00 |

Papiere aufgetaucht

Kneissl: Hochzeits-Juwelen von Putin für 50.000 €

Das Hochzeitsfoto Karin Kneissls, auf dem sie sich vor Wladimir Putin verbeugt, ging vor mittlerweile fast vier Jahren um die Welt. Doch bis heute wurde geheim gehalten, was die damalige Ministerin vom russischen Präsidenten offenbar geschenkt bekommen hat: 23 Gramm schwere Saphir-Ohrringe für rund 50.000 Euro.

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Das unter „Nr 45074“ protokollierte Schätzgutachten aus dem Juwelenlabor im Dorotheum scheint fürs Erste eigentlich unspektakulär: „Zwei Ohrclipsgehänge, Weißgold 750“, so schreibt der Leiter der Abteilung, „zwei Saphire, oval (...) Gesamtgewicht 22,9 Gramm. Schätzwert: 50.000 Euro.“

Juwelen mit politischer Brisanz
Die Sache ist nur: Das am 4. Oktober 2019 ausgestellte Gutachten ist alles andere als eine alltägliche Juwelenprüfung, sondern birgt enorme politische Brisanz - die seit Russlands Einmarsch in der Ukraine gar noch gesteigert wurde. Der vom Dorotheum untersuchte Schatz ist nämlich das Hochzeitsgeschenk Wladimir Putins an die damalige Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ), gleich mehrere im Außenamt dazu angelegte Dokumente liegen der „Krone“ vor.

Teures Geschenk mit Nachspiel
Im Gegensatz zu anderen Geschenken Putins - laut einem ressortinternen Mailverkehr unter anderem ein Butterfass - bereiteten die Russen-Juwelen ihrer Empfängerin allerdings auch Schwierigkeiten: Denn als Politiker darf man nicht einfach so sündteure Geschenke einkassieren, und diese Rechtsmeinung vertrat man auch im Außenministerium. Daher teilte man Kneissl mit, dass die Klunker nicht ihr Eigentum sind, sondern der Republik gehören.

Weil sich die ehemalige Außenministerin aber offenbar nicht von ihrem Schatz trennen wollte, einigte man sich darauf, einen Leihvertrag dafür zu erstellen - sprich: Kneissl behält die Juwelen und darf sie ausführen, besitzt sie aber nicht offiziell.

Kneissl mit Bedingungen unzufrieden
In einer kursierenden Version des Leihvertrags wurde Ende 2019 festgehalten, dass die Ohrringe erst nach Kneissls Ableben von ihren Erben zu retournieren seien - ob dies auch die aktuell gültige Fassung des Vertrags ist, blieb vorerst offen. Denn ein halbes Jahr nach ihrem Auszug aus dem Ministerium tobte laut den Dokumenten ein veritabler Streit zwischen dem Ressort und seiner ehemaligen Chefin über die Juwelen. Kneissl war offenbar unzufrieden mit den vereinbarten Leihbedingungen, sie sprach in einem Mail gar von einem „Knebelvertrag“.

Unterdes scheint das Verhältnis der Ex-Ministerin, die immer wieder im russischen Propaganda-TV auftritt, zum spendablen Hochzeitsgast und Oberboss ihres aktuellen Arbeitgebers trotz des Krieges in Ordnung: Kneissl will laut Berichten im Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Rosneft bleiben, in einem Interview bezeichnete sie sich zuletzt wegen „Anfeindungen“ hierzulande als „politischen Flüchtling“.

Klaus Knittelfelder
Klaus Knittelfelder
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