Hart am Anschlag

Landesverteidigung? So steht es um unser Heer

Österreich
06.03.2022 11:45

Ein bisschen Grenzschutz, ein bisschen Corona-Hilfe - doch mit Landesverteidigung hat unser Heer schon lange nichts mehr zu tun ...

Der Krieg in der Ukraine richtet den Scheinwerfer auf eine Aufgabe des Bundesheeres, die seit Jahrzehnten vernachlässigt wird: die der militärischen Landesverteidigung. Formal steht sie in der Verfassung, real aber wurde diese Kernkompetenz unter mehr als einem Dutzend wechselnder Verteidigungsminister unterschiedlicher Couleur weggespart.

Schon in Friedenszeiten hart am Anschlag
Ein Überblick: An die 14.000 Berufssoldaten stehen derzeit im Sold, dazu kommen heuer auf das Jahr verteilt 16.500 Wehrpflichtige, die ausgebildet werden. 25.000 Milizsoldaten nehmen gelegentlich an Übungen teil. Schon in Friedenszeiten stößt man damit an seine Grenzen. Ein hochrangiger Offizier, der selber gerade im Auslandseinsatz steht, erklärt im „Krone“-Gespräch die Personalknappheit mit dem aufwendigen ständigen Ausbildungsbetrieb. Und den gleichzeitigen Einsätzen an der Grenze, rund um Covid oder – wie bei ihm gerade – im Ausland.

Düster sieht es ebenfalls beim Gerät aus: Etwas mehr als 50 Kampfpanzer, kaum Flugabwehr, ein paar Haubitzen und eine Handvoll Eurofighter stehen „zur umfassenden Landesverteidigung der Republik“ bereit.

Vier Hauptbereiche könnten verstärkt werden
„Wir gehören nicht der NATO an, müssen also für unseren Schutz - ähnlich wie die Schweiz - zur Gänze selber sorgen“, so Heeressprecher Michael Bauer. Experten aus dem Ministerium rechnen damit, dass es künftig fast doppelt so viele Mittel für das Bundesheer geben könnte wie bisher. Bedarf gebe es an allen Ecken. Vor allem bei der Aufklärung, Stichwort „Drohnen“, bei der Cyber-Abwehr, bei der Flugabwehr. Und bei den, lange Zeit verschmähten, Panzern - auf die Russland gerade seinen kompletten Angriff stützt.

Schwächen bei Luftraumsicherung spürbar
Seit einer Woche ist unter anderem der Luftraum über Österreich für russische Flugzeuge gesperrt, ein Teil der Sanktionen gegen das kriegsführende Land. Die einzige Möglichkeit, die Österreich hat, dieses Flugverbot zu kontrollieren, steht in Zeltweg und kann 90 Sekunden nach dem Start die Reiseflughöhe eines zivilen Flugzeuges erreichen: der Eurofighter. Doch während ähnlich bündnisfreie Staaten wie Schweden und Finnland ihre Luftstreitkräfte während des Konfliktes hochgefahren haben, passierte in Zeltweg bislang: gar nichts.

24-Stunden-Bereitschaft nur sehr kurz möglich
Laut Auftrag stehen maximal „von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang“ Flugzeuge und Piloten für Alarmstarts bereit. Eine 24-Stunden-Bereitschaft, wie sie etwa die Schweizer haben, wäre nur sehr kurze Zeit durchzuhalten, danach gebe es Personalengpässe, erfuhr die „Krone“ aus Zeltweg. Dabei sind nicht die Piloten das Problem. Sondern die Knappheit bei der für den Flugbetrieb wichtigen Mannschaft, etwa den Lotsen.

Dazu kommt ein gewaltiges „Klumpenrisiko“ mit Zeltweg als einzigem Standort: Vor zwei Wochen war das Wetter in der Steiermark dermaßen schlecht, dass einen halben Tag lang die komplette Flotte am Boden bleiben musste.

Zweiter Standort würde helfen
Während Covid fiel der Flugbetrieb am Standort komplett aus, weil es Corona-Fälle bei der Flughafenfeuerwehr gab. Ein zweiter Standort - wie früher in Linz - würde helfen, ein bewaffneter Ersatz für die ausgeschiedene Saab 105 sowieso, heißt es aus Pilotenkreisen. Und die Eurofighter selber? Von den 15 Stück, die wir haben, sind im besten Fall sechs einsatzbereit - ein normaler Schnitt, allerdings in absoluten Zahlen wenig.

Ein Verkauf an Indonesien ist gescheitert. Nun wird dem Vernehmen nach im Ausland nach Lösungen gesucht, die Laufzeit und die Fähigkeiten der Flugzeuge zu verbessern - vor allem für den Selbstschutz der Flieger.

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