Gas, Strom, Fernwärme

Mit Spezialkamera 1200 Leitungsschäden aufgedeckt

Wien
06.03.2022 19:00

In Krisenzeiten ist die Sorge um Gas, Strom und Fernwärme besonders groß. Für die Versorgungssicherheit drehte in der Nacht ein Flieger mit Spezialkamera seine Runden über der Stadt. Die spannenden Fakten. 

Mit dem Ukraine-Krieg hat der Überflug in 2000 Metern Höhe nicht direkt zu tun. Er hatte eine zivilen Zweck: Im Auftrag der Wiener Netze fertigte der Pilot eines deutschen Kleinfliegers bereits 2019 erste Nachtaufnahmen in Teilen der Stadt an, jetzt waren Floridsdorf und die Donaustadt als letzte fehlende Puzzleteile dran.

Im Fokus der Kameras waren nicht in erster Linie unsere Häuser und Wohnungen, sondern das Leitungssystem, das sich unter den Straßenzügen Wiens verbirgt. 28.500 Kilometer lang, durchzieht es wie Adern unsere Bundeshauptstadt. Transportiert werden dabei Gas, Strom und Fernwärme - und das geht logischerweise nicht immer ohne Gebrechen vonstatten.

Gezielt graben, um präventiv einzugreifen
Teils sind die Stahlrohre noch aus dem Jahr 1969, damit jedoch keineswegs anfälliger als ihre modernen Kollegen. Mal tritt Wasser aus, mal wird die Isolierung - etwa durch Baustellentätigkeit - beschädigt. Als Kunde merkt man davon meist nichts. Doch in der Zentrale der Wiener Netze werden die Rohre rund um die Uhr bewacht. Kommt es zu einem Defekt, wird ein Team zur Behebung mittels Grabung geschickt.

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Die Idee wäre, künftig alle fünf Jahre die ganze Stadt zu fotografieren.

Fernwärmeexperte Guido Wiedenegger

So weit soll es laut Fernwärmeexperte Guido Wiedenegger künftig erst gar nicht kommen. 1200 Schwerpunkte, also mögliche Schwachstellen, wurden durch die Nachtaufnahmen identifiziert. Nun werden die unzähligen Fotos von einer IT-Firma zusammengesetzt und an die Wiener Netze übermittelt. Im Frühling und Sommer, wenn nicht so viel Betriebsamkeit im System herrscht, können die Reparaturarbeiten beginnen.

Pandemie sorgte für Probleme
Der größte Teil der Bundeshauptstadt wurde schon im Winter 2019 überflogen, dann schlug das Pech zu. 2020 war aus bekannten Gründen in Corona-Zeiten kein Nachtflug möglich, der Winter 2021 gestaltete sich dann vom Wetter her nicht optimal. Denn zwei Dinge sind für einen derartigen Flug essenziell: klarer Himmel und klirrende Kälte.

Da es beides auch im Winter nicht immer gibt, musste man flexibel agieren, so Wiedenegger. Das Flugzeug stand in München, wurde erst bei bester Wetterprognose nach Wien übersiedelt. „Dann musste alles schnell gehen“, erzählt der Experte. Denn auch die Wiener Netze erhielten von der Stadt keine Sondergenehmigung, man musste sich strikt an geltendes Nachtflugverbot halten.

Die Messung wäre übrigens auch für andere Bereiche durchaus interessant, sieht man doch auch, welche Fassaden und Dächer ideal gedämmt sind und welche weniger. Ein aufgelegter Elfmeter für die Stadt Wien, sollte man meinen. Sollte man, denn laut Wiedenegger wäre zwar die Grundidee gewesen, sich die doch recht hohen Kosten für das Vorhaben mit anderen zu teilen. Aufgesprungen ist darauf noch niemand. Doch das könnte sich bald ändern: „In Zukunft wird man unsere Aufnahmen für mehrere Zwecke nutzen.“

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