Unwürdiger Abschluss

Presse über Doping-Drama: „Neuer Tiefpunkt“

Olympia
18.02.2022 05:54

Die Reaktionen der Internationalen Presse rund um das Doping-Drama der 15-jährigen Russin Kamila Valieva fielen vernichtend aus. Yahoo Sports sah einen „Tiefpunkt“ des Eiskunstlaufes.

Russland:
„Sport Express“: „Kamila Walijewa hat ihr Bestes gegeben, und sie kann schon dafür als Heldin bezeichnet werden, dass sie das Eis betreten hat. Aber die Umstände, mit denen sie konfrontiert war, mussten sich auf ihre Leistung auswirken. (...) Leider ist der Traum von Millionen nicht in Erfüllung gegangen.“

USA:
„Yahoo Sports“: „Das olympische Eiskunstlaufen erreichte am Donnerstagabend einen neuen Tiefpunkt, eine kalte Tragödie von Missbrauch und Schmerz spielte sich über dreieinhalb Stunden ab. Als es vorbei war, dominierten die Russinnen das Podium, die Eiskunstläuferinnen erreichten neue Höhepunkte in Anmut und Athletik, in einer Zeremonie wurden Medaillen an die verdienten Siegerinnen verteilt ... und beinahe jede sah so elend aus, als ob sie bei einer Beerdigung eines Lieben seien.“

„Washington Post“: „Kamila Walijewas Qual wird das traurige Vermächtnis der Peking-Spiele sein. Diese werden für immer das Olympia sein, die eine 15-Jährige gequält haben.“

Deutschland:
„Bild“: „Sturz-Drama um Eis-Wunderkind. Die tragischen Spiele von Peking. Ein 15-jähriges Mädchen, zerrieben zwischen IOC, Russland, Weltpolitik und Doping. Einer der schrecklichsten olympischen Momente aller Zeiten. Als Valieva vom Eis geht, steht dort ihre als gnadenlos bekannte Trainerin Eteri Tutberidze (47). Unfassbar, was sie dem Mädchen sagt und im TV zu hören ist: “Warum hast du alles so aus den Händen gegeben? Warum hast du aufgehört zu kämpfen? Erklär‘ mir das!„ Es dauert lange, bis sie ihre Schülerin in den Arm nimmt. Viel zu lange.“

„Abendzeitung“ (München): „Kamila Walijewa winkte ab, dann verbarg sie ihre Tränen hinter roten Handschuhen, und Katarina Witt weinte im ARD-Studio mit: Die unter Dopingverdacht stehende Russin, schon als Jahrhundertläuferin gefeiert, wurde nach einer fehlerhaften Kür nur Vierte. Die Klänge von Maurice Ravels “Bolero„ erschlugen die 15-Jährige förmlich, der übermenschliche Druck war zu groß.“

„Süddeutsche Zeitung“: „Zu viel für ein Kind. Wenn der Druck unmenschlich wird: Nach der Aufregung um ihren Dopingfall misslingt der russischen Eiskunstläuferin Kamila Walijewa die Kür. Am späten Abend, als Kamila Walijewa übers Eis stolperte, als sie weinend, vernichtend geschlagen, die Arena ohne Medaille verließ, blieb der Zweifel, ob dieses Spektakel einer 15-Jährigen tatsächlich zuzumuten war.“

„Die Welt“: „Kamila Valieva: Zwei Stürze und viele Tränen. Russische Eiskunstläuferin zerbricht am Druck. Nicht viel ist übrig an diesem Donnerstagabend von dem Zauber, den dieses Wunderkind zu versprühen vermag. Keine Leichtigkeit, keine Perfektion, kein Glanz. Am Ende nur Tränen. Als es vorbei ist und die Musik verstummt, verbirgt sie ihr Gesicht in ihren Händen. Ihre Tränen davor und danach sieht die Welt. Ein trauriger Abend für Olympia und für den Sport.“

Großbritannien:
„Guardian“: „Eine Frage hing über Capital Indoor Stadium, als Kamila Walijewas Kopf auf ihre Knöchel sank, der Tränenkanal weigerte, sich zu schließen und der olympische Traum der größten Eiskunstläuferin der Geschichte schrecklich zu Boden stürzte. War es das alles wirklich wert? Die Verhandlungen und der weltweite Aufruhr der vergangenen Woche gingen weit über das hinaus, was eine 15-Jährige ertragen sollte.“

„Daily Mail“: „Als alles vorbei war, nach dem Sturm, der Bitterkeit, den Stürzen, so vielen Stürzen, verdeckte ein gebrochenes Kind ihr Gesicht und weinte. Kamila Walijewa hatte verloren und war verloren. (...) Vielleicht werden wir ein paar Antworten in der Zukunft finden. Wahrscheinlich nicht. Aber was wir wissen, ist, dass eine 15-Jährige am Donnerstagabend unter dem Gewicht eines weltweiten Skandals auf ihren Schultern begraben wurde.“

Frankreich:
„Le Figaro“: „Fast fünf Minuten lang wurde die Welt live Zeuge des Zusammenbruchs einer 15 Jahre alten Eiskunstläuferin. Erdrückt vom Druck und den Folgen einer positiven Dopingkontrolle. Diese Spiele in Peking hätten die Thronbesteigung von Kamila Walijewa sein sollen. Alles deutete auf einen königlichen Weg nach Peking und einen ersten Olympia-Titel hin. Ehe ihr die Situation komplett entgleitet und ein riesiges Durcheinander ausbricht.“

„L‘Équipe“: „Das ist es also. Ein Zusammenbruch vor der ganzen Welt. (...) Ein Sturz, dann zwei. Das Gefühl, dass vier Minuten zu lang sind.“

Italien:
„Gazzetta dello Sport“: „Sinkender Stern. Zusammenbruch von Walijewa. Und ihr vierter Platz bewahrt die Welt vor einer Peinlichkeit. Weil es keine Medaille mit Sternchen geben wird. Die 15-jährige Russin wird vom Dopingfall überrollt.“

„Corriere della Sera“: „Kamila zerbricht. Doppelsieg der Russinnen mit Psychodrama. Das traurigste Gold der Spiele von Peking geht an Russland. Kamila Walijewa zerbricht unter dem Druck der Medaille, die sie hätte gewinnen müssen. Kamila weint, während das Alter der Unschuld abrupt endet. Sie ist als Wunderkind in China angekommen und verlässt das Land beschmutzt als Ex-Ausnahmekönnerin.“

„La Repubblica“: „Die Tränen von Walijewa. Jetzt ist ihre Karriere ein Sprung ins Ungewisse. Sie patzt und stürzt, das russische Team feiert schon andere Stars. Es endet eines der traurigsten Kapitel der Olympischen Spiele so, wie es seit Tagen vorgeschrieben war.“

Spanien:
„El País“: „Der Druck versenkt Kamila, die es nicht aufs Podium schafft. (...) In der vergifteten Luft von Peking begleitete der “Bolero„ nicht wie sonst üblich einen Triumphzug, sondern eher eine Art Requiem für Kamila Walijewa, deren Punktzahl nur für Platz vier reicht.“

„El Mundo Deportivo“: „Die Russin hat ihre Teilnahme in China unter Tränen und ohne Medaille beendet mit einem Programm voller Fehler, das ihr keine Chance auf das olympische Podium ließ. Sie war Erste nach dem Kurzprogramm, im Scheinwerferlicht wegen ihres positiven Dopingtests, inmitten des Krieges zwischen den verschiedenen Sportorganisationen wegen der anhaltenden Debatte über ihre Schuld oder Unschuld, hat Kamila Walijewa an die unausweichliche Realität erinnert: Sie ist immer noch ein erst 15 Jahre altes Mädchen.“

Schweiz:
„Neue Züricher Zeitung“: „Ein unwürdiges Spektakel. Die Affäre Walijewa hinterlässt eine Siegerin und viele Verlierer. Walijewa ist zwar erst 15 Jahre alt und steht im Prinzip noch ganz am Anfang ihres Sportlerinnenlebens. Doch will sie dieses Leben zwischen Glanz und Entbehrung überhaupt noch? Menschen sind schon an weniger zerbrochen als an dem, was Walijewa in Peking über sich hat ergehen lassen müssen. Innert weniger Tage ist sie vom Wunderkind zu einer Art Aussätzigen mutiert.“

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