Seelenputz hilft

Nur nicht schwarz-weiß denken!

Gesund Aktuell
21.02.2022 17:00

Wie geht man in der Pandemie mit negativen Gefühlen um, ohne andere Menschen als „böse“ oder Feinde abzustempeln? Eine Psychotherapeutin gibt dazu Tipps.

Geimpft oder ungeimpft. Gut oder böse. Gegensätze prallen derzeit aufeinander, die Aggression in der Gesellschaft steigt und steigt. Wie kommt es dazu? „In Zeiten der Krise neigen manche Menschen zum Schwarz-weiß-Denken, sie verhalten sich aus Frust und Angst wie Kinder: Früher haben sie sich gegen Lehrer und deren Regeln aufgelehnt. Heute schließen sie sich vermeintlichen ,Helden‘ an und ziehen gegen ,das Böse‘ zu Felde. Das sind aus deren Sicht Verantwortungsträger in Politik und Gesundheitswesen oder bestimmte Personengruppen (,die Geimpften‘ bzw. ,die Ungeimpften‘)“, erklärt Prof. Dr. Monika Wogrolly, Psychotherapeutin in Graz, Wien und online.

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Anstatt die Gesellschaft also in Gut und Böse einzuteilen, sollten wir erwachsen agieren und gesündere Ventile für unseren Zorn suchen.

Prof. Dr. Monika Wogrolly, Psychotherapeutin

„Schuld an dieser Entwicklung ist, dass man sich ohnmächtig einer unerwünschten Situation ausgeliefert und wie in der Falle fühlt. Instinktiv wird dann nach der Ursache der misslichen Situation gesucht und ein Feindbild kreiert.“ Was bringt das aus psychotherapeutischer Sicht? „Einen Schuldigen zu finden wirkt erleichternd, baut inneren Druck und Aggression ab - aber nur kurzfristig. Auf Dauer macht das hingegen paranoid und gewaltbereit sowie grenzt Menschen aus. Anstatt die Gesellschaft also in Gut und Böse einzuteilen, sollten wir erwachsen agieren und gesündere Ventile für unseren Zorn suchen“, rät Prof. Wogrolly und hat Anregungen parat.

So bekommt man negative Gefühle in den Griff

  • Seelenputz machen - verdrängte Empfindungen wie Ohnmacht und Angst bedrücken uns in der Pandemie sehr. Sie haben sich regelrecht aufgestaut. Um diese herauszulassen, eignen sich „Ventile“ wie Tanz, Malen, Schreiben und Gesang. Sie können auch irgendwo laut schreien (dabei sollte man aber am besten alleine sein). Hauptsache, Sie verleihen Ihren Gefühlen Ausdruck.
  • Zur Sprache bringen! Reden Sie mit einer vertrauten Person - am besten bei einem Spaziergang - regelmäßig darüber, wie es Ihnen geht, dass Sie etwa verunsichert oder wütend sind, anstatt Ihre Emotionen zu unterdrücken. Das bewahrt Sie davor, plötzlich zu „explodieren“.
  • Auf Psychotherapie setzen: Wer niemanden im Familien- oder Freundeskreis zusätzlich belasten will, kann etwa mit einem Psychotherapeuten über seine Gefühle reden.
  • Tolerant bleiben - anstatt Menschen zu Sündenböcken zu küren, müssen wir bei uns selbst anfangen und im Familienkreis miteinander wertschätzend sprechen, aufmerksam zuhören, ausreden lassen und einander nicht in Gut und Böse („geimpft und ungeimpft“) spalten. Wie das gelingt? Nach Gemeinsamkeiten (etwa Hobbys) suchen, anstatt Unterschiede überzubewerten und Feindseligkeit zu kultivieren. Nur wenn es im engsten Kreis gelingt, tolerant gegenüber anderen Meinungen zu sein, kann auch eine Gesellschaft tolerant bleiben/sein.
  • Freudefinden: Beinahe vergessene Spiele aus der Schublade bringen Leichtigkeit, positive Spannung und Spaß ins Leben. Auch Humor ist ein wunderbares Mittel gegen die eindimensionale Verurteilung von Menschen. Das wusste bereits Sigmund Freud, der über die Funktion des Witzes vor allem in schwierigen Zeiten schrieb.
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